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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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neuerliche Vernehmung Annas zur Chefsache gemacht
hatte, dann musste das auch einen gewichtigen Grund haben.
    Anna war blass und wirkte nervös. Auf Häberles
Vorwurf sagte sie nichts.
    »Wenn Sie schon keine Erklärung dafür haben,
wer Ihre Wohnung durchsucht haben könnte, beziehungsweise, wonach gesucht worden
ist, dann gibt es vielleicht eine Erklärung für etwas anderes«, begann der Kommissar
ruhig. Sie saß trotzig in ihrem Sessel. Trotzig und frech.
    »Mich würde interessieren«, fuhr er fort, »ob
Ihnen Herr Nullenbruch das Zugangsrecht zu seinem Tresor eingeräumt hat.«
    Annas Gesichtszüge versteinerten sich.
    »Um es klar zu fragen: Kennen Sie die Zahlenkombination?«
    Das Mädchen schluckte. »Natürlich«, kam es
selbstbewusst zurück, »Herr Nullenbruch hat mir voll vertraut. Aber egal, was Sie
dort gefunden haben …« Anna schien in
die Offensive zu gehen, »… es gibt genügend andere Leute, die auch Zugang hatten.
Frau Siller, Herr Meckenbach und sogar Frau Nullenbruch.«
    »Wir haben aber etwas gefunden, das uns stutzig
macht«, erwiderte Häberle, während Linkohr das Mädchen von der Seite betrachtete.
Sie war hübsch, keine Frage, aber an Juliane, seine Freundin, reichte sie bei weitem
nicht heran, dachte er und spürte ein Gefühl von Traurigkeit, als ihm schlagartig
bewusst wurde, wie wenig er sie in den vergangenen vier Wochen gesehen hatte – ausgerechnet
im schönsten Sommermonat.
    Häberle überlegte für einen Moment, wie er
vorgehen sollte. Dann glaubte er, den richtigen Dreh gefunden zu haben: »Wir wissen,
dass Sie im Besitz zweier Handys sind. Dürfen wir die mal sehen?«
    Klar, durchzuckte es Linkohr. Natürlich! Ute
Siller hatte sich bei einem ihrer Wutanfälle darüber empört, dass Anna neuerdings
zwei Handys habe, wohl, um der männlichen Kundschaft entsprechenden Service bieten
zu können. Deshalb also war Häberle Hals über Kopf hierher gefahren.
    »Das zweite Handy?«, stieß die junge Frau hervor.
Ihre Kehle war trocken. »Tut mir leid … das hat einer Freundin gehört.« Es klang tonlos.
    »Einer Freundin?«, wiederholte Häberle hörbar
zweifelnd. »Dann können Sie uns sicher auch sagen, wo wir die Freundin finden.«
    Sie zuckte mit den schmalen Achseln. »Leider
nicht. Sie war bis vor einer Woche hier und ist nun wieder in die Slowakei zurückgereist.«
    »Auch da werden wir sie finden«, blieb Häberle
hartnäckig, »Name?«
    Anna zögerte. »Ich weiß nur, dass sie Maria
heißt.«
    »Maria«, wiederholte der Kommissar ironisch,
»natürlich, Maria. Und wo sie wohnt, wissen Sie natürlich auch nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Häberle sprang auf. So schnell und plötzlich,
dass sogar Linkohr erschrak. »Und jetzt hören Sie mal zu, gnädige Frau«, wetterte
er los, »was Sie hier erzählen, ist absoluter Schwachsinn. Wenn Sie uns für dumm
verkaufen wollen, dann sitzen Sie heute noch im Knast.« Er machte eine Pause. »Aber
wie’s im Knast auf und zu geht, dürfte Ihnen hinlänglich bekannt sein – wenngleich
Sie hierzulande humanere Bedingungen vorfinden werden, als damals in Bratislava.«
Häberle baute sich vor der jungen Frau auf, die regungslos im Sessel saß. »Sie tischen
uns Storys auf, die spotten jeder Beschreibung! Ihre Wohnung wird auf den Kopf gestellt
und Sie nehmen das hin. Rufen keine Polizei und haben keine Ahnung, wonach gesucht
wird. Sie studieren Bücher über Jagdwaffen – und sind natürlich völlig unschuldig
am Tod Lanskis, der just mit einer typischen Wildschwein-Jagdwaffe erschossen wurde.
Zufall, natürlich …« Der Kommissar
war jetzt richtig in Fahrt. »Sie pflegen Telefonkontakte bis in die höchsten Ebenen
der Politik. Die Kundschaft stammt ja aus den besten Kreisen. Aber Sie kontakten
einen Ministerialdirektor, dessen Name mir nicht unbekannt ist – und der, man höre und staune, der Ex-Mann
Ihrer herzensguten, neuen Chefin ist.« Häberle hatte in den letzten Satz eine Portion
Sarkasmus gesteckt und drehte sich ruckartig um. Anna starrte trotzig vor sich hin.
»Sie sind Nullenbruchs Betthase und ziehen sich den Hass der eifersüchtigen Frau
Siller zu, die daraufhin Sie und Ihren nimmersatten Chef in der Hand hat.«
    Linkohr lauschte, als handle es sich um eine
Vorlesung der Polizeihochschule zum Thema ›kombinieren‹. Häberle wäre in einem solchen
Studiengang einsame Spitze gewesen. Noch immer zeigte Anna keinerlei Reaktion. Sie
hatte die Hände in den Schoß gelegt.
    »Und dann sind da, wie praktisch, auch noch
Ihre

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