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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gesehen hatte, schien eher ein großer Vogel zu sein.
Er würde sich diese Szene nachher noch einmal vorspielen lassen.
    »Ich möchte weiterhin für den deutschen Fußball
arbeiten – ja« … Klinsmann schaute
wieder verlegen auf seine Aufzeichnungen. »Ja, ich möchte uns alle zum Weltmeister
machen. Darauf haben Sie mein Wort. Wenn ich aber noch länger hier bleiben muss,
werden die Chancen immer geringer. Denken Sie daran!«
    Wieder brach das Bild ab. Häberle wurde klar,
warum. Die Dilettanten, von denen dieser Videofilm gedreht worden war, hatten nach
jedem Thema ausgeschaltet, anstatt die Stopptaste zu benutzen.
    »Gestatten Sie mir einen Hinweis an meine Familie«,
Klinsmann nahm jetzt einen Zettel zur Hand und sprach auf Englisch, »liebe Debbie,
liebe Leila, lieber Jonathan, mir geht es wirklich gut. Habt keine Sorge, ich bin
an einem Ort, den ich euch nicht nennen darf, aber ich werde von den Leuten hier
gut behandelt.« Auf Deutsch fuhr er mit unverkennbar schwäbischem Akzent fort: »Ich
grüße auch meine Nichte Marie und in Amerika den Mark. Wir wollen doch am 12. November
zum Spiel gehen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Bitte denken Sie alle
daran, dass wir am 17. August gegen die Niederlande spielen müssen. Ich wäre dann
sehr gerne bei meiner Mannschaft.« Über sein Gesicht huschte das Lächeln, das Deutschland
seit Monaten hoffnungsfroh stimmte. Dann schaute er zur Seite und wurde ernst. Augenblicke
später brach das Bild ab und auf dem Bildschirm erschien das schwarz-weiße Flimmern.
Ein Kriminalist stoppte das Video, worauf sich betretene Stille anschloss.
    Häberle sprach als Erster. »Die Kassette und
den Umschlag bitte sofort analysieren lassen. Können wir zuvor eine Kopie ziehen?
Macht bitte auch eine Abschrift von Klinsmanns Text. Da gibt es diese Passage zum
Schluss, die ein bisschen merkwürdig anmutet.« Er sah in zustimmende Gesichter.
»Debbie ist seine Frau, das weiß ich – und ich geh davon aus, dass Leila und Jonathan
seine Kinder sind.«
    »Stimmt, ja«, bestätigten mehrere Kriminalisten.
    »Er erwähnt aber noch zwei weitere Personen.
Eine Nichte und jemanden in Amerika. Wir müssen rausfinden, um wen es sich handelt.
Vielleicht über seine Mutter oder über seine Frau.« Häberle überlegte. »Und dann
weist er auf ein Spiel im November hin – was immer damit gemeint ist. Hört euch
am besten den Text noch mal an.« Er legte einen Arm auf den Fernseher. »Ziemlich
rätselhaft diese Anspielung am Anfang. Er richtet sich an die, die mit der Sache
zu tun haben – oder so ähnlich.« Ratlose Gesichter. »Die, die mit der Sache zu tun
haben, kennen die Forderungen. Ich glaube … «, entschied Häberle, »wir sollten diejenigen, die dafür in Frage
kommen könnten, einfach mal fragen.« Und er ergänzte, woran er dachte: »Diese ganze
Clique um Beierlein und meinem Freund Gangolf.«
    Linkohr ergänzte: »Und da ist noch etwas, gleich
zu Beginn an diesem Fenster. Da war im Hintergrund irgendeine Bewegung, ziemlich
unscharf. Das müssen wir uns auch noch genauer anschauen.«
     
    »Zahlen, natürlich zahlen – sofort«, zischte Gangolf ins Telefon. »Wir
haben keine andere Wahl … zahlen.« Nach
allem, was er in den vergangenen Wochen aus der Slowakei erfahren hatte, waren ihm
die Modalitäten bekannt. Er hatte deshalb nicht lange zu überlegen brauchen, welche
Botschaft sich hinter dem Schreiben ans Bundeskanzleramt verbarg.
    Michael Rambusch, die Stimme am anderen Ende der Leitung, vermittelte
den Eindruck allergrößter Sorge. »Mein Gott …«, mehr brachte er nicht heraus.
    Gangolf blieb energisch: »Uns bleibt keine
andere Wahl. Die haben Klinsmann, die haben die Papiere – Michael, wir sind uns
alle einig. Da drunten ist nichts mehr zu retten. Jetzt heißt es, unsere Haut zu
retten.«
    Rambusch seufzte. »Was sagt der Kanzler?«
    »Nichts sagt der. Keine Ahnung hat er – Gott
sei Dank. Aber wenn dieses Ding auffliegt, wenn die Akten vor der Bundestagswahl
an die Öffentlichkeit geraten, sind wir allesamt geliefert.« Gangolf war von seinem
Platz aufgesprungen und wanderte mit seinem schnurlosen Telefon durch sein großes
Büro. »Ich will kein Risiko eingehen. Niemand will das. Keiner. Wir zahlen – aus,
fertig.«
    »Und wie stellst du dir das vor? Wer gibt uns
die Garantie, dass das kein Fass ohne Boden ist und nicht endlos weitergeht? Wir
haben uns erpressbar gemacht. Bei diesen Mafiosi ist mit dem Schlimmsten zu rechnen.«
    »Was wär die

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