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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Klinsi ist sensibel und verwendet
seine ganze Kraft für seine Aufgabe. Wenn es jemand schafft, die Jungs zu motivieren,
dann er.« Obermayer überlegte. »Und mehr verlangt von ihm auch niemand. Er tut seine
Pflicht – und die mit Sicherheit zweihundertprozentig.«
    Gangolf lag jetzt ein heikles Thema auf der
Zunge. »Was ist mit Netzer?«
    Obermayer verzog die Mundwinkel. »Netzer muss
ebenfalls herausgehalten werden. Unbedingt. Er ist ein Saubermann, irgendwie die
Seriosität in Person …« Obermayer grinste.
»Auch wenn sein Haarschnitt verheerend ist – aber Netzer ist wirklich absolut integer.«
    »Okay«, zeigte sich Gangolf zufrieden. »Und
nun zu den Einzelheiten, die Sie notiert haben, wie ich vermute …«
    Obermayer rückte wieder näher an den Glastisch
heran und schlug seinen Schnellhefter auf. In diesem Moment piepsten in Gangolfs
Jacketts die Signaltöne, die eine ankommende SMS-Botschaft vermuten ließen. »Entschuldigen
Sie«, sagte Gangolf und fingerte aus der Innentasche das Handy heraus. Mit wenigen
Griffen ließ er die Nachricht auf dem Display erscheinen. »Hallo Bärchen, Nulli
ist verschwunden.«
    Gangolf starrte wie gebannt auf die Buchstaben,
las den Text noch einmal – drückte ihn dann wie in Trance weg und steckte das Handy
in das Brusttäschchen seines Hemds. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet,
sein Gesicht war fahl geworden.
    Obermayer bemerkte die Veränderung seines Gegenübers,
verkniff sich aber eine Frage. Gangolf räusperte sich und versuchte, gefasst zu
wirken. »Ich hoffe nur …«, bemühte er sich
um einen amtlichen Ton, »… ich hoffe nur, dass Sie mit Ihren Einschätzungen Recht
haben, Herr Obermayer. Sonst gnade uns allen Gott.«

13
     
    »Sensationeller Anruf, Chef«, stürmte Mike Linkohr in das kleine Büro,
in dem sich Kommissar August Häberle gerade am Computerbildschirm abmühte. Der Chef-Ermittler
drehte sich um und wartete gespannt auf die Neuigkeit, die seinen jungen Kollegen
offenbar außer Atem gebracht hatte.
    »Nachdem die Lokalsender über die Pressekonferenz
berichtet haben, hat sich ein Taxifahrer gemeldet«, erklärte Linkohr. »Der hat gestern
Abend einen Mann vom Bahnhof ins Eybacher Tal rausgefahren.«
    »Das klingt spannend.«
    »Ja, ist es auch«, bekräftigte Linkohr und
faltete einen Notizzettel auseinander. »Ziemlich genau um 19.30 Uhr, daran entsinnt
er sich, weil da der Regionalexpress aus Stuttgart eintrifft.« Der junge Kriminalist
überflog, im Türrahmen stehend, seine Aufzeichnungen. »Die Beschreibung könnte passen.
Schwarze Haare und mittleren Alters, sagt der Taxifahrer. Außerdem habe der Mann
einen Aktenkoffer dabei gehabt – einen schwarzen.«
    »Und, wo im Eybacher Tal ist er ausgestiegen?«,
fragte der Kommissar.
    »Das ist dem Taxifahrer auch merkwürdig vorgekommen,
ja, er wollte auf dem Parkplatz vor der Zufahrt zu den Sportplatzanlagen aussteigen.
Und das bei diesem Sauwetter.«
    »Einfach so – in freier Landschaft?«
    »Naja«, relativierte Linkohr, »so freie Landschaft
ist das auch nicht. Denken Sie an die Häuserzeile entlang der alten Landstraße –
und wenn er durch den Tunnel unter der neuen Landstraße geht, ist er gleich beim
Sportclub.«
    »Ist mir schon klar«, erwiderte Häberle, »aber
normalerweise lässt man sich mit dem Taxi doch bis vor die Tür fahren – ich meine
bis zum Ziel, schon gar, wenn’s regnet. Es sei denn, ich will den Taxifahrer nicht
wissen lassen, wohin ich will.«
    »Oder man hat eine Verabredung in freier Landschaft«,
ergänzte der junge Kollege.
    »Sie sagten aber 19.30 Uhr?«, vergewisserte
sich Häberle.
    »Ja, 19.30 Uhr. Er dürfte also knapp fünf Minuten
später dort draußen gewesen sein.«
    »Aber wenn unser Herr Doktor nicht irrt, dann
kam unser Opfer wesentlich später ums Leben. Ich schätze mal drei, vier Stunden
später«, überlegte der Chef-Ermittler.
    »Exakt«, bestätigte Linkohr, »da stellt sich
natürlich die Frage, was hat er so lange da draußen getrieben?«
    Häberle nickte nachdenklich. »Erzählt hat er
dem Taxifahrer nichts?«
    »Nein, der Mann sei ziemlich wortkarg gewesen.
Habe aber einen erkennbar schwäbischen Akzent gehabt. Nur eines ist dem Fahrer aufgefallen …« Linkohr drehte das Notizblatt um. »… dass
er gefragt hat, ob’s eigentlich das ›Clochard‹ noch gebe.«
    »Was noch gäbe?«, hakte Häberle nach.
    »Ist eine Kneipe hier in Geislingen«, klärte
Linkohr auf, »eine Szene-Kneipe, würd man in der Großstadt

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