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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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schmerzhaft auf der Haut. Die Kälte kriecht unerbittlich durch alle Kleidungsschichten. Selbst die Skihandschuhe nutzen nichts. Mir ist bitterkalt.
    Für einen kurzen Moment verlässt mich der Mut, ich denke an mein warmes Bett, und meine Schritte werden langsamer. Gibt es nicht doch eine andere Möglichkeit?
    Nein, ich ziehe das jetzt durch, sage ich mir und denke heimlich: zumindest mal für einen Tag. Nur diesen einen Tag.
    Je näher ich dem Speicher komme, desto imposanter wirkt das über 100  Jahre alte Gebäude aus rotem Backstein. Gegen Ende des 19 .Jahrhunderts erbaut, war es Teil eines Werks und diente als Getreidespeicher. Es ist heute das einzige noch existierende Haus der Fabrikanlage. An der Südfassade sind im Mauerwerk noch Verdunkelungen sichtbar, wo damals eine gläserne Fußgängerbrücke das Gebäude mit dem Rest des Komplexes verband.
    Schon von weitem sehe ich mehrere Männer, die Kaffee trinkend und Zigaretten rauchend in Gruppen vor dem Bauzaun stehen. Bevor die Uhr Punkt sieben schlägt, rührt hier offenbar niemand einen Finger.
    «Guten Morgen», sage ich laut.
    Ich ernte kritische Blicke, und nur wenige nuscheln ein kaum verständliches «Morgen». Lediglich eine Gruppe, die etwas abseits steht und sich aufgeregt auf Arabisch unterhält, grüßt freundlich zurück.
    Mir kommt ein hünenhafter Arbeiter entgegen, der seine Maschinen wie Kinderspielzeuge trägt. Auf der linken Seite hat er ein Rührgerät unter dem Arm eingeklemmt und einen mit Steinen gefüllten Eimer in der Hand. Rechts hält er einen Stemmhammer auf seiner Schulter. Ich will ihn ansprechen, doch er ist schneller, setzt den Hammer ab und reicht mir die Hand.
    «Hans, Morgen.»
    «Nicholas, Morgen», antworte ich und blicke dabei in ein Gesicht mit klaren Linien und freundlichen hellblauen Augen. Er ist tadellos rasiert, und sein Aftershave vermischt sich mit dem Geruch seiner frisch gewaschenen Kleidung, die wie neu wirkt. Ich bin selber kräftig und sportlich gebaut, doch als ich Hans die Hand gebe, fühle ich mich wie ein zehnjähriger Junge.
    «Wo finde ich denn den Peter? Der macht hier die Bauleitung, oder?»
    «Der is oben. Zweiter Stock. In seiner Hütte.»
    «Danke.»
    Was für eine Hütte?, denke ich, als ich die Treppe hochsteige. Oben angekommen, traue ich meinen Augen nicht. Da steht tatsächlich eine selbstgezimmerte Holzhütte. Ich klopfe an.
    «Ja!»
    «Hallo, ich soll mich hier bei Peter melden, ich hatte mit Katrin telefoniert», rede ich mit den Brettern vor meiner Nase. «Komm rein.»
    Ich öffne die Tür und muss erst mal eine dicke blaue Wolldecke, die offenbar als Kälteschutz dient, beiseiteschieben. Die Decke ist so dreckig, dass ich direkt eine Ladung Staub einatme. Es riecht nach Heizungsluft, Kaffee und nassem Hund.
    Ich sehe mich um. Ein Schreibtisch mit einem Computer. Regale mit Ordnern. Hundefutterkonserven in der Badewanne! Ein riesiger Rhodesian Ridgeback hockt sabbernd auf einer Art Bett. Das muss ich mir doch einbilden. Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder. Nein, Bett, Badewanne und Hund sind immer noch da. Unglaublich, der hat sich hier wirklich einquartiert.
    Peter hat leicht schütteres graues Haar, ist unrasiert und hat überproportional große Ohren. Alles in allem erinnert er mich an einen Leprechaun, den Kobold aus der irischen Mythologie. Ob er den Goldtopf unterm Bett versteckt hat?
    «Morgen, ich bin Nicholas.»
    «Peter, Morgen. Willkommen am Speicher! Na, dann schaun wa mal», sagt er und drückt mir kräftig die Hand. «Is dat deine Arbeitskleidung?»
    «Äh, ja.»
    «Wennde hinter die Hütte gehst, da isn Regal mit alten Arbeitsschuhen, such dir wat Passendes! Muss dat hier eben noch erledigen, dann komm ich raus.» Peter setzt sich wieder an den Computer und ich bin froh, aus der miefenden Bretterbude rauszukommen. Draußen nehme ich eine metallische Note in der Luft wahr. Aus der Ferne höre ich, wie Stahl geschnitten wird – zumindest reime ich mir Geruch und Geräusch so zusammen.
    Die Außenwände der Hütte sind bespickt mit Nägeln, an denen unzählige Werkzeuge aufgehängt sind. Das Ganze erinnert mich an eine einsame Holzfällerhütte irgendwo in Sibirien, fehlt nur noch die Bärenfalle an der Wand.
    «So, damit fangen wa heute mal an.» Ein riesiger Stemmhammer lacht mir entgegen. «Es wären da noch so einige Kappendecken zu durchbrechen», nuschelt Peter durch seinen Kaffee und reicht mir Handschuhe, Schutzbrille, Staub- und Gehörschutz. «Wird

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