Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
sind vielmehr von günstigen Kreditzusagen für die Ausführung und entsprechenden Werbemaßnahmen flankiert. Frau Layer hat für die gläserne Nudelproduktion der Firma Kindler ein komplettes Konzept ausgearbeitet. Die Verträge liegen unterschriftsreif vor, Marianne hätte sie diese Woche gleich nach ihrer Rückkehr aus Thailand unterschreiben sollen.«
    »Sie hat es noch nicht getan?«
    »Wie denn? Sie wissen doch, was passiert ist.«
    »Der Vertrag beinhaltet einen Kredit zum Kauf einer neuen Maschine zur Nudelproduktion?«
    »Unter anderem, ja. Keine hypermoderne Anlage, die wir niemals finanzieren könnten, aber eine bessere Ausführung als die vorhandene. Die alte Maschine taugt nichts mehr. Wenn Hermann nicht so gutmütig wäre, hätte er es schon längst aufgegeben.«
    Braig nickte, hatte die Unzulänglichkeit der Produktionsanlagen zur Genüge miterlebt.
    »Außerdem beinhaltet diese Vertragsunterschrift die Aufnahme unserer Firma in die Schwäbische-Tüftler-Straße. Sie soll typisch schwäbische Produktionsstätten miteinander verbinden und professionell mit Geld der Tourismusverbände und des Landes vermarktet werden. Von Kindlers Nudelträumen direkt zu den Hessigheimer Felsengärten mit ihren Trollinger- und Lemberger-Lagen. Es ist unverhohlen die einzige Chance für eine kleine Firma wie unsere zu überleben. Marianne hat das sofort begriffen. Für sie war das Konzept Frau Layers ein Geschenk des Himmels. Das ist unsere Zukunft, war sie überzeugt, eine andere haben wir nicht.«
    »Wird Herr Kindler unterschreiben?«
    Monika Heller seufzte laut, legte ihren Kopf in die geöffnete Hand, stützte sich auf der Lehne des Sofas ab. »Fragen Sie mich etwas Leichteres«, sagte sie, »Hermann ist nicht ganz von dieser Welt. Ich weiß nicht, ob er begriffen hat, dass es wirklich unsere letzte Chance ist.«
    »Und das Verschwinden Frau Layers? Hat es Einfluss auf die Verwirklichung ihres Konzepts?«
    Er sah die hilflose Reaktion seiner Gastgeberin. Sie richtete sich langsam auf, streckte ihre Hände weit von sich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie, atmete dann kräftig durch. »Hoffentlich taucht sie bald wieder auf. Wenn ihr Projekt nicht realisiert wird, sind wir am Ende. Für die Kleinen gibt es auf Dauer keinen Platz auf dieser Welt.«
    »Wo kann sie sein?« fragte Braig. »Sie kennen sie näher?«
    Monika Heller schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Marianne arbeitete mit ihr, sie trafen sich zeitweise alle paar Tage. Sie war hellauf von ihr begeistert, fand ihr Konzept revolutionär. Dieser Frau haben wir es zu verdanken, wenn wir überleben, hat sie mir mehrfach erklärt, ihr Plan gibt uns eine reelle Chance. Ich habe Frau Layer öfter getroffen, ja, und auch mit ihr gesprochen, aber dabei ging es um die Firma oder um meine Kinder, Sie wissen ja, wie das so läuft. Privat weiß ich nichts von ihr, tut mir Leid.«
    »Sie wohnt ein paar Häuser neben den Kindlers?«
    »Noch nicht lange. Sie hat eine kleine Wohnung genommen, solange sie ihrer Arbeit wegen hier in der Umgebung zu tun hat. Für ein oder zwei Jahre, soweit ich weiß.«
    »Und sie achtet streng darauf, ihren Hund an der Leine zu führen. Das ist richtig?«
    »Ich denke schon. Ich habe ihren Woody nie allein herumstreunen sehen. Abends führt sie ihn meistens aus. Übers Feld und die Wiesen Richtung Ludwigsburg.«
    »Sonst können Sie mir über die Frau nichts erzählen?«
    Monika Heller runzelte nachdenklich die Stirn, schaute zu Decker, der ihrem Gespräch mit interessierter Miene gefolgt war. »Ich kenne sie zu wenig«, sagte sie mit bedauerndem Ton, »fällt dir etwas ein, Hans?«
    Der Mann schüttelte den Kopf, formulierte mit krächzender Stimme eine Antwort. »Ich habe nie mit ihr gesprochen.«
    Braig atmete kräftig durch, wusste nicht, was er noch fragen sollte. Er musste sich nach dem früheren Wohnsitz Sabine Layers erkundigen, zudem ihr Umfeld an der Universität untersuchen. Frau Heller noch länger auf die Vermisste hin anzusprechen, schien ihm überflüssige Mühe. Er betrachtete das nachdenkliche Gesicht seiner Gastgeberin, erinnerte sich an die Worte, mit denen sie ihn empfangen hatte.
    »Sie wollten mich anrufen«, sagte er, »darf ich wissen, weshalb?«
    Monika Heller zeigte auf den Mann auf dem Sofa. »Ich habe meine Mutter gebeten, die Kinder noch zu behalten, nachdem wir miteinander telefoniert und Sie mir das mit Miethoff berichtet hatten. Ich kann es immer noch nicht begreifen. Marianne soll ihn überfahren haben,

Weitere Kostenlose Bücher