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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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in Richtung des Hügels, der von dieser Stelle aus unsichtbar hinter einem lichten Hain verborgen lag.
    Braig schaute in die Ferne, sah in wenigen hundert Metern Entfernung eine S-Bahn fast lautlos vorübergleiten. Unweit dahinter waren die Umrisse des Schlosses Monrepos zu erahnen, in dessen See sie im Vorjahr ein Auto mit der Leiche eines Mannes entdeckt hatten. Er erinnerte sich noch gut an die langwierigen Ermittlungen, die notwendig waren, auf die Spuren des Mörders zu stoßen.
    »Dort vorne muss es sein«, hörte er die krächzende Stimme Deckers. Der Mann hatte den Weg verlassen, war auf einen kleinen Erdhaufen geklettert, der an dieser Stelle aus dem noch winterlich tristen grau-braunen Gestrüpp ragte, starrte hügelan.
    »Der Schuppen, in dem ihr die Steine verwahrt habt?«, fragte seine Begleiterin.
    Decker nickte, spurtete mit wackligen Schritten den Weg entlang bis zu einer Biegung, blieb dann stehen. Braig folgte dem Mann, sah die Umrisse einer großen Holzhütte aus dem Gestrüpp ragen. Es handelte sich um eine dem Augenschein nach im Verlauf der letzten Jahrzehnte weitgehend sich selbst überlassene alte Scheune, in der früher wohl Heu und Stroh gelagert worden waren. Sie wirkte dermaßen baufällig, dass es nicht ratsam schien, das Gelände in ihrer unmittelbaren Umgebung zu betreten. Große Teile der Bretter waren verzogen, von Rissen und Spalten durchbrochen, die Ziegel auf dem spitz zulaufenden Dach brüchig und von breiten Moosbänken bedeckt. Steine, Sand und Holz lagerte an den Wänden, wie das gesamte Areal von dichtem Gestrüpp überwuchert. Ein alter, etwa zwei Meter hoher Maschendrahtzaun, der nur an wenigen Stellen aus dem tristen grau-braunen Buschwerk hervorragte, umgab das Grundstück. Decker zeigte auf ein breites, zweiflügeliges Tor, das auf den ersten Blick nicht zu seiner Umgebung zu passen schien. Es bestand aus Maschendraht, der in einen stabilen Metallrahmen eingefasst war, wurde in der Mitte von einem einfachen Schnappschloss zusammengehalten.
    Braig näherte sich dem Tor, erkannte, was den irritierenden Eindruck verursachte. Die beiden Metallrahmen des Eingangsbereichs bildeten die einzigen Flächen im gesamten Umkreis, die fast vollständig von den sonst allgegenwärtigen Ausläufern des Gestrüpps frei geräumt waren. Er nahm einen der holzigen Zweige in die Hand, sah die helle Wunde an dessen Ende. »Das sieht gut aus«, sagte er, »da war erst vor Kurzem jemand da.« Er wies auf das Schloss, drehte sich zu seinen Begleitern. »Sie haben einen Schlüssel?«
    Beide streckten abwehrend ihre Hände von sich.
    Er musterte die stabile Ausführung des Metallrahmens, verwarf den Gedanken, die Hilfe seiner Techniker-Kollegen in Anspruch zu nehmen. Auch wenn er sich Hoffnung machte, das gesuchte Fahrzeug im Inneren der baufälligen Scheune zu finden – ein Misserfolg war nicht auszuschließen. Der Aufwand, extra einen Mann aus Stuttgart herbeizuordern, schien ihm nicht vertretbar. Er betrachtete das Tor, glaubte, es aus eigener Kraft überwinden zu können.
    »Sie versuchen es selbst?«, fragte Monika Heller.
    Er warf ihr einen erstaunten Blick zu, nickte. »Ich denke, das ist die beste Lösung. Wir haben keine Garantie, dass das Auto wirklich in dem Schuppen versteckt ist.« Er griff nach dem rechten Torflügel, schob ihn vorsichtig vor und zurück, merkte, dass das Schloss nicht besonders fest saß. Fremden würde es nicht allzu schwer fallen, das Grundstück zu betreten. Er zog den Metallrahmen in die Höhe, sah den Riegel aus seiner Verankerung schnappen.
    »Es ist offen?«, fragte die Frau überrascht.
    Braig gab keine Antwort, zog den rechten Torflügel so weit nach vorne, dass er die schmale Öffnung passieren konnte, bat seine beiden Begleiter, ihm nicht zu folgen, um etwaige Spuren nicht zu beschädigen. Er betrat das Grundstück, schätzte die Entfernung zur Scheune auf etwa fünfzehn Meter. Das Gestrüpp, das in diesem Bereich den Boden bedeckte, war zwar nicht mutwillig zerrissen wie draußen vor dem Eingang, schien aber im Abstand von ungefähr eineinhalb Metern platt gewalzt – geradeso, als sei vor kurzer Zeit ein Fahrzeug in Richtung der Scheune gerollt.
    Braig bückte sich nieder, vergewisserte sich, dass dieser Eindruck korrekt war, lief dann weiter ins Innere des Geländes. Die Ranken und Zweige des Buschwerks ächzten und knackten bei jedem Schritt. Er näherte sich dem Gebäude, schrak zusammen, als unmittelbar vor ihm eine Elster kreischend in die Höhe

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