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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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voller Absicht? Das ist zu viel, nach all dem, was in den letzten Tagen passierte. Ich brauchte jemand, mit dem ich reden konnte, deshalb bin ich zu Hans und habe ihm alles erzählt. Und dann fiel ihm der alte Schuppen ein, der für Sie von Interesse sein könnte.«
    »Ein altes, abgelegenes Gebäude?« Braig spitzte die Ohren, begriff sofort, was das bedeuten konnte. »Groß genug, um ein Auto darin unterzubringen?« Er drehte sich zur Seite, betrachtete Decker, sah, wie er mit dem Kopf nickte. »Es gehört den Kindlers?«
    Monika Heller wedelte abwehrend mit ihrer rechten Hand durch die Luft. »Nicht direkt. Eigentlich gehört es Hermanns Cousine. Aber die kann wohl nichts damit anfangen und kümmert sich auch nicht um das Anwesen. Ich glaube, sie ist schon über siebzig. Der Schuppen und das ganze Gelände drum herum sind ziemlich verwahrlost, so hat Hans es jedenfalls in Erinnerung. Vor ein paar Jahren, beim Umbau der Fabrikationsräume, lagerten sie dort die alten Steine. Hans meint, es biete genügend Platz, ein Auto abzustellen, ohne dass es irgendjemand bemerken würde.«
    »Wo steht dieser Schuppen? Hier in Oettingen?«
    Die Frau winkte ab. »Nicht direkt. Aber es ist nicht weit. Am Rand von Hoheneck. Kugelberg nennt man das Gebiet.«
    Sie sah den fragenden Blick Braigs. »Nördlich vom Favoritepark. Sie kennen ihn, ja?«
    Er überlegte, erinnerte sich, vor Jahren im Rahmen von Ermittlungen dort unterwegs gewesen zu sein. »Befinden sich dort nicht eine große Strom-Umspannanlage und das Tierheim?«
    Monika Heller stimmte ihm zu. »In der Nähe, ja. Außerdem liegt dort ein weitläufiges Areal mit wunderschönen Gärten. Sollen wir uns den Schuppen ansehen?«
    Braig sprang vom Sofa auf, schaute überrascht zu ihr hinunter. »Sie würden mich begleiten?«
    Monika Heller erhob sich von ihrem Platz, zeigte auf ihren Arbeitskollegen. »Hans wird uns fahren. Ich glaube kaum, dass Sie das Gelände sonst finden. Jedenfalls nicht so schnell.«

12. Kapitel
    Mit einem Donnerschlag hatte die Sache begonnen.
    Ein Donnerschlag, der unvermeidlich war, wenn man den Verlauf der vergangenen Jahre betrachtete. Bestimmte Probleme ließen sich nicht anders lösen. Es war wie in der Medizin: Einer bösartigen Geschwulst mit Schmerzmitteln zu Leibe zu rücken war sinnlos. War ein Organ in weiten Teilen vom Krebs befallen, half nur noch eine Operation.
    Ob man es einsehen wollte oder nicht, es gab Menschen, die waren nur mit einer solchen Geschwulst zu vergleichen. Sie freundlich zu bitten, den Weg freizumachen, bereits im Fortschreiten befindliche Entwicklungen nicht länger zu behindern, stieß unablässig auf taube Ohren. Man konnte sie auf Alternativen hinweisen, ihnen die richtige Entscheidung verdeutlichen – es half alles nichts. Sie rührten sich nicht vom Fleck. Wie hoch aufragende Gebirge versperrten sie den Weg.
    Damit war es jetzt endgültig vorbei. Der erste Angriff hatte den Durchbruch ermöglicht. Jetzt hieß es, den Weg geradlinig weiter zu gehen, beharrlich in Richtung des Ziels zu marschieren, sich nicht von der Spur abbringen zu lassen. Kompromisse konnte es keine geben: Wer den Erfolg wollte, musste mit hoch erhobenem Kopf als Sieger voranschreiten – sonst drohte die totale Niederlage.
    Gefühle konnte man sich in dem Zusammenhang nicht leisten. Sollte die Sache wirklich zu einem guten Ende kommen, gab es nur einen Weg: Alles Persönliche außen vor lassen, allein das Ziel im Auge behalten und die erforderlichen Maßnahmen durchführen: Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Die würde es geben, ohne Zweifel. Das gehörte nun einmal unvermeidlich dazu. Ohne Verluste letztendlich kein Erfolg. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und gehobelt wurde in diesem Fall, und wie!
    Hauptsache, man befand sich auf der richtigen Seite. Alles andere konnte egal sein. Musste egal sein. Sonst lief man Gefahr, den klaren Kopf zu verlieren. Das konnte tödlich sein. Im wahrsten Sinn des Wortes.

13. Kapitel
    Kurz nach siebzehn Uhr hatten sie das hügelige Gelände erreicht. Frisch ausgesäte ebene Felder waren blühenden Obstbaum wiesen gewichen, später dann mehr und mehr von hohen Zäunen eingefasste, liebevoll gepflegte Gärten mit schmucken Holzhütten hinzugekommen. Vielstimmiges Hundegebell überlagerte die Ruhe der Landschaft.
    »Das kommt vom Tierheim«, erklärte Monika Heller, als sie das Auto verließen und dem schmalen Weg bis zu einem von dichtem Gestrüpp bewachsenen Areal folgten, »es liegt dort oben.« Sie deutete

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