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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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schoss. Er schaute dem schwarz-weiß gefiederten Vogel nach, sah, wie er in die Äste des nahen Wäldchens abtauchte.
    Die Scheune lag jetzt unmittelbar vor ihm, offenbarte aus dieser Nähe noch deutlicher ihren baufälligen Zustand. Der Boden rings um sie herum war mit zersplitterten Ziegeln, die irgendwann in den letzten Monaten oder Jahren vom Dach gerutscht waren, übersät. Fingergroße Lücken zwischen den Brettern der Wände erlaubten an unzähligen Stellen Einblicke ins Innere.
    Braig lief vollends zu dem Gebäude, drückte mehrere dornige Ranken zur Seite, presste sein Gesicht an das Holz. Er spürte das Netz einer Spinne auf seiner Stirn und in den Haaren, streifte es mit der Hand ab, starrte dann durch die Lücke. Der Innenraum lag im Dunkeln. Er versuchte, seine Augen an das Dämmerlicht zu gewöhnen, merkte, wie sich nach und nach die Umrisse verschiedener Gegenstände vor ihm abzeichneten.
    »Ist das Auto da?« Monika Hellers Stimme ließ ihre Neugier deutlich spüren.
    Er suchte den Raum mit seinen Augen ab, fühlte das Kribbeln auf seiner Wange. Braig drückte sich von der Scheune weg, wischte mit seiner Rechten übers Gesicht.
    »Und? Ist es da?«, wiederholte seine Begleiterin.
    Er hatte Mühe, etwas zu erkennen, fand sich nur schwer zurecht. Stapel alter, völlig verbogener Bretter, hintereinander aufgeschichtete, teilweise zerbrochene Steine, alte, von unzähligen Spinnweben überzogene Maschinen und Geräte, eine hoch aufgetürmte Ansammlung ineinander verschachtelter Kisten und links vor ihm, von den hier aufgeschichteten Steinen weitgehend verborgen, die Umrisse eines Autos. Er drückte sich hoch, stellte sich auf die Zehenspitzen, versuchte, das Fahrzeug genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Teil der Windschutzscheibe war zu erkennen, dazu eine Partie des Daches, alles aber nur bruchstückhaft und in kaum zu durchdringenden Dämmer getaucht. Braig merkte, dass er sich vergeblich mühte, ließ von der Scheune ab. Er schaute sich um, sah die neugierigen Blicke seiner Begleiter. »Es ist zu dunkel«, rief er ihnen zu, »ich kann nichts erkennen.«
    Er lief auf das Tor des Schuppens zu, musterte den breiten Riegel, mit dem es verschlossen war, ein etwa fünfzehn Zentimeter langes und fünf Zentimeter hohes, an der Oberkante sichtbar angerostetes Monstrum. Mit gezielt eingesetzter Kraft musste er zu bewegen sein.
    Braig nahm beide Hände, setzte zu einem ruckartigen Griff an, spürte den Widerstand. Er betrachtete das Tor, sah, dass es leicht verbogen war, drückte mit dem rechten Knie dagegen, versuchte es erneut. Mit heftigem Knirschen schwang der Riegel zur Seite.
    Er trat zurück, öffnete das Tor. Ein Schwall muffiger Luft strömte ihm entgegen, vermischt mit dem Geruch nach Reifen und Benzin. Er starrte ins Innere der Scheune, musste erst gar nicht warten, bis sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten: Unmittelbar vor ihm, mitten im Eingangsbereich des Gebäudes stand ein dunkelgrüner VW Passat. Er musterte das Auto, sah, dass es sich um ein älteres Modell mit einem gültigen Nummernschild handelte, rief seine Begleiter zu Hilfe.
    Monika Heller stakste vorsichtig auf Zehenspitzen durch das Gelände, um möglichst wenige Spuren zu hinterlassen, betrachtete das Fahrzeug, nickte mit dem Kopf. »Das ist er«, sagte sie mit lauter Stimme, »Mariannes Passat.«
    »Sie sind sich sicher?«
    Die Frau warf ihm einen kritischen Blick zu. »Soll ich Ihnen erzählen, wie oft ich mit dem unterwegs war?«
    Braig zog sein Handy vor, informierte Rauleder über seinen Fund, gab ihm unter der Mithilfe Monika Hellers genaue Anleitung, wie die Scheune zu finden war. Der Kollege versprach, sich gemeinsam mit Rössle sofort auf den Weg zu machen. Braig beendete das Gespräch, bat seine beiden Begleiter, gemeinsam mit ihm das Grundstück zu verlassen, um den Spurensicherern die Arbeit nicht unnötig zu erschweren.
    »Und Sie glauben wirklich, Marianne selbst hat das Auto hier versteckt?« Monika Hellers Zweifel waren ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Stirn lag in Falten, die Mundwinkel waren nach oben gezogen.
    »Wer sonst?«, fragte Braig.
    »Wer wohl? Ihr Mörder.«
    »Woher soll der das Grundstück hier gekannt haben?«
    »Vielleicht hat er sie gezwungen, es ihr zu verraten, damit er das Auto verstecken konnte.«
    »Weshalb sollte er das tun?«
    Monika Heller zuckte ratlos mit der Schulter. »Keine Ahnung. Ich versuche nur, das alles zu verstehen.« Sie schwieg, schaute den Weg entlang, auf dem

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