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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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die optimale Entfernung.«
    Neundorf lief zum Waschbecken, nahm ein großes Glas, prüfte, ob die Blumen hineinpassten. Söhnle nickte, nahm den Strauß in die Hand, während sie Wasser einfüllte. Dann stellte sie die Blumen mitten auf den Schreibtisch neben den Bildschirm des Computers.
    »Wie ich höre, sind wir Napoleon bald los.«
    Braig lachte. »Dem Gerücht nach schon. Ob es aber wirklich stimmt?«
    Gübler, ihr gemeinsamer Vorgesetzter, Symbol des unfähigen, allein durch das richtige Parteibuch hochgekommenen Führungsbeamten, wollte, so erzählte man sich, zum ersten April in Pension gehen. Braigs und Neundorfs Erinnerungen an den Mann waren nicht einmal in Ansätzen von Sympathie geprägt.
    »Die Kreatur will sich anscheinend zum ersten Mal im Leben nützlich machen. Indem sie die Pensionsurkunde unterschreibt und sich hier hoffentlich nie mehr blicken lässt«, erklärte die Kommissarin.
    »Angeblich soll seine Frau dagegen sein«, frozzelte Söhnle, »sie schiebt jetzt schon Panik, weil er ihr seit dem Unfall den ganzen Tag am Hals hängt.«
    Gübler war vor mehr als einem Jahr in seinem Backnanger Wald, den er als Jäger betreute, beim Erklimmen eines Hochsitzes abgestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen. Seine Behauptung, die Leiter des Hochstandes sei in einem bewussten Sabotageakt von Kriminellen angesägt worden, um ihm, dem erfolgreichen Verbrecherjäger des LKA nach dem Leben zu trachten, konnte trotz eines Großaufgebotes an Spezialisten nicht bestätigt werden. Helmut Rössle hatte sich nach zweitägigen Untersuchungen im Backnanger Wald geweigert, eine neue Analyse des Holzes in Angriff zu nehmen.
    »Da gibt es weit und breit koi Sabotasch. Der Kerle isch es doch gar net wert, dass ma an Aschlag uf den macht! Bloß weil a klois Männle, des zu kurze Beiner hat, die Stufe hochzukomme, da ausrutscht, setzt der das halbe LKA in Bewegung. In Sindelfinge gibt’s, des weiß jeder Böblinger wie i nur zu gut, weiß Gott viele Idiote, aber so oin wie den findesch selbst in Sindelfinge net oft.«
    Seit den für Gübler wenig schmeichelhaften Untersuchungsergebnissen eilte der Kriminalrat von Arzt zu Arzt, ließ sich von Monat zu Monat krank schreiben und mischte sich ab und an nur mahnend und im Nachhinein besserwissend in aktuelle Ermittlungen ein.
    »Euch hat es voll erwischt«, sagte Neundorf, zeigte auf den Berg von Akten, der sich vor ihr türmte, »obwohl sich die Sache mit dem Albaner am Samstag ja von selbst erledigte.«
    Braig nickte. »Wie viele Menschen der Kerl getötet hat, lässt sich wohl nie mehr genau feststellen. In Italien steht er seit Jahren wegen vier verschiedener Morde auf der Fahndungsliste. Ein Fabrikantenehepaar, ein Politiker, ein Journalist. Dann verschwand er, betätigte sich unter anderen Namen im Kosovo. Morde an Serben, mehrere andere Delikte wie Fahrerflucht und Schusswechsel mit italienischen Kfor-Soldaten. Uns wurde er bekannt, als wir in dem BMW, mit dem der Journalist Nuhr in Winnenden überfahren wurde, auf seine Fingerabdrücke stießen. Wenige Tage später tauchten seine Spuren wieder auf, diesmal bei der Leiche Frau Gänsmantels auf deren Bauernhof. Und eben gerade las ich die Behauptung der tageszeitung, Foca stecke auch hinter dem Mord an Frau Litsche und habe mit dem Verschwinden des Taxifahrers in Tübingen zu tun, außerdem sei er seit Tagen zusammen mit anderen Verbrechern hinter Frau König her gewesen, um auch sie zu töten. Was für diese These der Zeitung spricht, ist die Tatsache, dass mehrere Leute eine Frau unmittelbar vor ihm in großer Hast über die Straße rennen sahen, als Foca in der Torstraße überfahren wurde. Der Albaner sei dicht hinter ihr gewesen, behaupten Augenzeugen. Seltsam nur, dass die Beschreibung der Frau überhaupt nicht zu dieser König passt. Eine kurze dunkle Stoppelfrisur soll sie tragen, die König dagegen hat lange blonde Haare, jedenfalls den Bildern nach, die wir bei ihr fanden. Zudem haben wir eine Information von drei jungen Männern, die ganz in der Nähe der Stelle, wo Foca überfahren wurde und auch genau zu dieser Zeit von Hilferufen einer verzweifelten Frau berichteten, die sie auf offener Straße darum gebeten habe, sie vor zwei Verfolgern zu schützen, die sie bedrohten. Die Beschreibung dieser Frau passt haargenau zur Schilderung der Flüchtigen, die vor Foca davongerannt sein soll. Nur die beiden Männer, die hinter ihr her waren, sahen völlig anders aus als der Albaner.«
    »Na und?«, sagte Neundorf.

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