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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Dächern. Mitten drin bunte Marktstände, Scharen von Käuferinnen und Käufern, das laute Geschnatter unzähliger Stimmen.
    Söhnle steuerte direkt auf eines der frisch hergerichteten Fachwerkhäuser zu, dessen prächtige Fassade sich über den Marktplatz erhob, las die Namen neben den Klingelknöpfen. »Straße und Hausnummer stimmen, nur der Name fehlt. Weder ein Breidle noch ein Cool.« Er nahm den Schlüsselbund, versuchte, die Tür zu öffnen. Beim dritten Schlüssel hatte er Erfolg.
    Braig pfiff anerkennend »Mir scheint, wir haben Glück.«
    Sie betraten das Haus, schlossen die Tür, stiegen die Treppen hoch. Die Stufen aus altem Eichenholz verrieten jeden Schritt. Im dritten Stock stand eine ältere Frau vor der geöffneten Tür, säuberte ihren Fußabstreifer. Braig sah ihren misstrauischen Blick, wollte gerade grüßen, als die Frau sich fluchtartig in die Wohnung zurückzog und die Tür hinter sich zuschlug. Überrascht schauten sie hinter ihr her.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Söhnle, amüsiert und verunsichert zugleich.
    Braig grinste, nahm die nächste Treppe in Angriff. »Wir wirken wohl nicht besonders seriös.«
    Das vierte Stockwerk bildete den Abschluss: Eine Wohnungstür in der Mitte, links und rechts Mansarden. Ein Namensschild war nirgends zu finden, eine Klingel ebenso wenig.
    Söhnle nahm den Schlüsselbund. »Probieren wir es einfach?«
    Braig runzelte die Stirn, zeigte nach unten. »Oder lieber die Frau fragen?«
    »Du glaubst, sie weiß Bescheid?«
    »Traust du dir zu, an ihrer Wohnung vorbeizukommen, ohne bemerkt zu werden?«
    Söhnle lachte laut, schüttelte den Kopf. »Das dürfte schwierig werden.«
    Sie liefen die Stufen hinunter. Die Tür, vor der sich die Frau vor wenigen Augenblicken zu schaffen gemacht hatte, stand einen winzig kleinen Spalt offen. »Bertha Eisemann« stand auf dem Namensschild.
    Braig läutete, war kaum überrascht, wie schnell die Wohnungsinhaberin reagierte.
    Die Frau riss die Tür auf, betrachtete sie misstrauisch. »Sie ghöret net hierher«, brummte sie.
    Braig kam die Stimme sofort bekannt vor. Er warf Söhnle einen kurzen Blick zu, schüttelte den Kopf, stellte sich und seinen Kollegen vor. Dann zog er seinen Dienstausweis aus der Tasche, zeigte ihn ihr. »Wir gehören nicht hierher. Nein. Aber wir suchen das Büro von Herrn Breidle. Können Sie uns zufällig weiterhelfen?«
    Bertha Eisemann studierte eifrig Braigs Daten. »Des goht aber schnell«, erklärte sie, setzte dann in abfälligem Ton »Büro?« hinzu. Ihre tiefe Stimme dröhnte durchs ganze Treppenhaus. »Des isch doch koi Büro!«
    »Was denn dann?«, erkundigte sich Braig.
    Bertha Eisemann zeigte einen Stock höher. »Sie wäret doch schon obe. Gucket se’s halt a, no wisset se’s!« Sie zog sich zurück, donnerte die Tür ins Schloss.
    »Du hast die Stimme erkannt?«
    Braig nickte. Der anonyme Anruf. Unüberhörbar Frau Eisemann.
    Sie liefen wieder nach oben, probierten die Schlüssel aus. Söhnle hatte auf Anhieb Glück. Überrascht standen sie in der kleinen Wohnung des ermordeten Journalisten.
    »Ich glaube, ich verstehe die Frau.« Bernhard Söhnle musterte die Einrichtung.
    Die schmale Diele führte geradewegs zu einem üppig ausgestatteten Schlafgemach, dessen Mobiliar und gesamte Ausstattung eine Menge Geld gekostet haben mussten.
    Der etwa sechs Meter breite und fünf Meter lange Raum war an den Wänden mit himmelblauen Tapeten geschmückt. Ein breites, mit einer dicken Plüschdecke überzogenes Doppelbett ragte, von zwei mächtigen, in edlem Birkenholz ausgeführten Nachtkonsolen flankiert von der linken Seite her in das Zimmer. Über dem Bett prangte ein breiter, fast mannshoher Spiegel. Die andere Seite des Raumes dominierte ein breiter, mehrflügeliger Schrank in hellem Holz, dazu zwei protzige, dunkelbraune Ledersessel, die um einen kleinen runden Vollholztisch gruppiert waren. Den Boden dämpften gleich mehrere Lagen Teppiche, fast ausnahmslos Orientmuster in dunklen Tönen. Geradeaus blickte man durch ein breites Fenster direkt auf den Marktplatz und den mächtigen Bau der St. Dionys Kirche dahinter. Links und rechts davon das Panorama der Innenstadt Esslingens.
    Vom hinteren Ende des pompösen Schlafgemachs führte eine abgerundete, von einem Bogenportal gekrönte Tür in eine lang gezogene, mit einer modernen Einbaukombination ausgestattete Küche. Anrichte, Herd und Kühlschrank, Geschirrspüler, dazu die üblichen Haushaltsgeräte und Maschinen, nichts fehlte. Die

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