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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Verkaufstafeln, ab und an auch die ersten Stühle und Tische angrenzender Cafés und Restaurants.
    Sie drückte sich durch die Menschenmenge, schob, drängelte, wand sich an unzähligen Leibern vorbei. Dicke und Dünne, Große und Kleine standen ihr im Weg. Je weiter sie sich vorkämpfte, desto lauter wurde das Meckern und die Proteste hinter ihr.
    »Was soll denn das?«
    »He, pass doch auf!«
    »Die elende Schindmähre, rennt mi' oifach über de Haufe!«
    Sie erreichte den Anfang der Königstraße, sprang mitten durch die Menschenmassen durch. Hier waren noch mehr Passanten unterwegs, sodass es immer schwieriger wurde, schnell vorwärts zu kommen. Als sie die schmale Schulstraße hinunterdrängte, hörte sie Schreie. Der Abstand hatte sich kaum verringert, die Männer waren immer noch hinter ihr her.
    Erschrocken drehte sie sich um, sah, wie sich der Bärtige mit hochrotem Kopf durch die Menschen boxte. Trotz des Getümmels in der Königstraße hatten sie sie nicht aus den Augen verloren. Michaela König spürte, wie ihre Kräfte nachließen, wusste, dass sie es nicht mehr lange durchhalten konnte.
    Mehr und mehr Menschen tauchten vor ihr auf. Kurz bevor sie den Marktplatz erreichte, bog sie in die Hirschstraße ab. Auch hier Trauben von Passanten. Die Verfolger waren keine fünfzig Meter mehr entfernt. Sie schob sich durch die Menschenmenge der Nadlerstraße zu, folgte dieser nach links, rannte an hupenden, ein- und ausparkenden Autos vorbei, sah plötzlich die beiden Muskelmänner vor sich: Knapp sitzende T-Shirts, kurze Haare, watschelnder Gang. Bodybuilder, gestählt von zu viel Proteinen, intensivem Körpertraining und dem weitgehenden Verzicht auf geistige Betätigung. Unsympathische Typen, deren hohle Sprüche ihr zur Genüge bekannt waren. Normalerweise wechselte sie die Straßenseite, wenn ihr solche Figuren entgegenkamen. Jetzt aber erkannte sie blitzschnell die Chance. Ihre einzige.
    Sie rannte weiter, dem Kleinen der beiden Männer geradewegs in die Arme. »Bitte«, hauchte sie völlig erschöpft, wies mit ihrem Arm zurück, »die verfolgen mich. Helfen Sie mir.«
    Tränen der Verzweiflung rannen über ihre Wangen, ihr ganzer Körper bebte. Sie war nur noch ein Bündel Elend. »Bitte, helfen Sie mir!«, wiederholte sie.
    Die beiden Bodybuilder brauchten einige Sekunden, bis sie begriffen.
    »Die?«, fragte der große bullige Mann, indem er auf die heranstürmenden Verfolger deutete. Er war mindestens zwei Meter groß, breit und ein einziges durchtrainiertes Muskelpaket.
    Michaela König nickte, drehte sich vorsichtig um. Der Bärtige kam wenige Schritte von ihr entfernt zum Stehen, Luft schnappend, den Mund weit offen. Hinter ihm sein Kumpan, hager, völlig außer Atem. Sie fand keine Zeit, ihn zu betrachten.
    »Aus dem Weg«, drohte der Bärtige.
    Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. Plötzlich ging alles sehr schnell. Der bullige Bodybuilder stieß einen eintrainierten markerschütternden Schrei aus, schnellte dann wie eine Feder auf den Bärtigen zu. So bedrohlich die Szene wirkte, der kräftige Angreifer hatte keine Chance. Seine Fäuste stießen ins Leere, über den Angegriffenen hinweg, der behände unter ihm abtauchte, dem Gegner dann in den Rücken fiel.
    Michaela König löste sich aus den Armen des anderen Mannes, hörte den Hilfeschrei des Bulligen. Der Bärtige hatte sich von hinten an ihn gepresst, beide Arme fest um den Hals des Gegners geschlungen. Der große Bodybuilder rang keuchend nach Atem.
    Ein dritter Muskelmann trat aus einem nahegelegenen Haus auf die Straße, mischte sich mit aggressiver Miene in die Auseinandersetzung ein. Er packte den Bärtigen am Rücken, riss ihn von seinem Kameraden weg, rammte ihm die geballte Faust voll in den Magen. Der Verbrecher schrie vor Schmerz laut auf, prallte rücklings auf seinen Kollegen.
    Michaela König nutzte das Getümmel, rannte die Nadlerstraße in Richtung B 14 weiter, das Schreien und Fluchen hinter sich. Haltet sie auf, flehte sie, lasst sie nicht durch.
    Sie spurtete um die Ecke, warf einen kurzen Blick zurück. Die Männer standen dicht beieinander, brüllten und schlugen wild aufeinander ein. Passanten umringten sie in gebührendem Abstand, schrien um Hilfe. Sie sah, wie der Bärtige von mehreren Fausthieben getroffen zu Boden ging, fühlte Erleichterung. Der Bodybuilder rammte ihm seinen Fuß in den Leib, sein Kollege drosch auf ihn ein. Weg mit allen Vorurteilen gegen Bodybuilder, arbeitete es in ihr, lass die Leute leben, wie

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