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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Mittag?«
    »Wenn es bei Ihnen geht.«
    »Aber natürlich. I muss grad no sauber mache vorher.«
    Sie verabschiedeten sich von Frau Eisemann, liefen die Treppe hinunter.
    »Eifersucht?«, fragte Bernhard Söhnle, »glaubst Du das?«
    »Ilka Breidle hätte wohl allen Grund dazu gehabt, oder?«
    Söhnle nickte. »Das Schlafzimmer, die vielen Frauen, der Streit im Treppenhaus …«
    »Wir sollten uns Frau Breidle noch mal vornehmen. Vielleicht war es doch eine Beziehungstat. Ein Kurzschluss, weil er sie ständig betrog. Und Breidles Tod hat nichts mit dem der anderen Journalisten zu tun. Reiner Zufall, dass alle unmittelbar hintereinander und auf ähnliche Art getötet wurden. Und wir lassen uns von der Parallelität der Morde auf völlig falsche Spuren lenken.«
    Sie hatten das Haus verlassen, liefen quer über den Marktplatz.
    »Wir müssen Ilka Breidle hierher bringen und sie Frau Eisemann gegenüberstellen«, schlug Bernhard Söhnle vor, »dann wissen wir sofort, ob unser Verdacht begründet ist. Gegen diese neugierige Nachbarin hat sie keine Chance. Wenn sie es war, wird Frau Eisemann sie auf der Stelle bloßstellen.«
    Braig nickte, zog sein Handy vor, gab Ilka Breidles Nummer ein. Söhnles Vorschlag war ein wichtiger Schritt zur Lösung des Problems. Sie mussten Frau Breidle hierher holen und sie Frau Eisemann präsentieren. Zwei Minuten später hatte er sich mit der Frau des Getöteten verabredet.

29. Kapitel
    Das Auto raste wild hupend und mit laut aufheulendem Motor jäh beschleunigend aus der Fahrzeugschlange, überholte die wartenden Pkw auf der Gegenfahrbahn, schoss die Torstraße entlang. Der Fahrer trommelte mit vor Wut verzerrtem, hochrotem Gesicht auf das Lenkrad. Wartende Autos, überall wartende Autos.
    Michaela König sah den dunklen Daimler auf sich zurasen, als es ihr endlich gelang, die Straße zu überqueren, sprang mit letzter Kraft zwischen zwei stehende Pkw, erreichte den Gehweg. Sie hörte den Schlag mitten im Hupen und Brummen. Die Bremsen des Daimler quietschten nervzerfetzend.
    Michaela König drehte sich um, glaubte zu träumen. Der Mann flog einem Stuntman in einem Action-Film gleich durch die Luft, von dem Auto weg, donnerte mit unvorstellbarer Wucht auf den Asphalt. Er war es, sie sah es deutlich. Der Mörder. Das satte Geräusch des Aufpralls ließ die Umgebung für einen Sekundenbruchteil verstummen: Wie ein Schrank oder ein Fernsehgerät, das aus einem höheren Stockwerk heraus auf die asphaltierte Straße knallt.
    Dann aber kreischten unzählige Stimmen gleichzeitig. Menschen rannten von allen Seiten her auf die Straße, Autos blieben mit schleifenden Bremsen stehen, ihre Fahrer rissen die Türen auf, sprangen heraus. Hysterische Schreie, nervenaufreibendes Gehupe, bremsende Fahrzeuge.
    Michaela König befand sich wenige Schritte von dem Tumult entfernt, wusste nicht, was tun . Er war es, arbeitete es in ihr, ganz sicher. Ich sah ihn durch die Luft fliegen, direkt nach dem Aufprall. Der Mörder. Noch Fragen? Der ist weg, der macht so schnell keine Schwierigkeiten mehr. Mit dem ist es vorbei, ich habe den Schlag gehört. Wenigstens einer weg.
    Und die anderen? Was ist mit denen? Ob die Bodybuilder noch länger zuschlugen?
    Sie starrte auf die Straße, in die Richtung, aus der sie gekommen war. Menschen strömten von allen Seiten auf die Unglücksstelle zu, Einkäufer, Passanten, Familien mit Kindern, alle neugierig, mit fragenden Gesichtern, lauten aufgeregten Stimmen:
    »Ah, alles voller Blut!«
    »Tu die Kinder weg!«
    »Der ist tot!«
    Michaela König schwankte hin und her zwischen dem Wunsch, sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass es den Mörder wirklich erwischt hatte und der Angst, dass sich die anderen Verfolger inzwischen aus der Hand der Bodybuilder hatten befreien können. Ihre Kraft war ohnehin zu Ende. Sie fühlte sich ausgelaugt, elend, verbraucht. Der Rummel um sie herum nervte. Ruhe, Abschalten, Schlaf, das war es, was sie jetzt brauchte.
    Irgendwo heulten Polizeisirenen. Immer noch rannten Neugierige auf die Unglücksstelle zu. Sie starrte über die Straße, sah plötzlich das Gesicht des Bärtigen. Auch er erschöpft, mit lädierter, blutig geschlagener Wange.
    Michaela König drehte sich um, schob sich durch die Menge neugieriger Gaffer, folgte der Hauptstätter Straße, bog dann in die Christophstraße ein. Sie wusste nicht, ob die Gangster sie entdeckt hatten, ihr weiter folgten, strebte auf dem schnellst möglichen Weg der Hasenbergsteige zu.

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