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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sprechen?«
    »Unmöglich. Die war wie weggetreten. Total unter Schock. Anders kann ich mir das nicht erklären.«
    »Und dann?«
    »Und dann? Ich lief zu ihr hin und sah den schrecklich zugerichteten Mann. Mir wurde selbst total übel. Der grauenvolle Anblick und dazu das Schreien … Ich wusste nicht, ob der tot war und was ich tun sollte, traute mich aber auch nicht an ihn ran. Irgendwann zog ich mein Handy aus der Tasche und gab den Notruf ein. Fragen Sie mich nicht, wie lange das dauerte, ich habe keine Ahnung. Den Rest wissen Sie ja.«
    »Der Mann lebte noch, als Sie dazukamen?«
    Silke Flohr hob beide Hände in die Höhe, stöhnte leise. »Ich weiß es nicht, wirklich.«
    »Sie konnten nicht sehen, ob er sich bewegte oder irgendein Lebenszeichen von sich gab?«
    »Ich …« Sie schwieg, schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    Braig nickte, konnte die Aufregung seiner Gesprächspartnerin nachvollziehen. Niemand, nicht einmal er selbst, war in solchen Momenten zu rationalem Handeln fähig. »Die Frau«, sagte er, »was machte sie dann?«
    »Auf einmal war sie ruhig«, erklärte Silke Flohr. »Ich glaube, genau in dem Moment, als sie meinen Sherlock sah. Meinen alten Schäferhund, wissen Sie. Er kam hinter mir hergetrottet und blieb am ersten Baum, dort wo die Allee anfängt, stehen. Der merkte genau, dass etwas nicht stimmte, und lief keinen Schritt weiter. Und genau in dem Augenblick war die Frau ruhig und starrte nur noch auf den Boden. Und in dem Moment entdeckte ich auch die Kamera in ihrer rechten Hand. Sie hielt sie ein Stück von sich weg, ganz seltsam, als wollte sie sie ja nicht mit ihrem Körper in Berührung bringen.«
    »Eine Kamera?«
    »Ja, zum Filmen.«
    »Wo ist die Kamera jetzt?«
    »Keine Ahnung. Ich meine, Ihre Kollegen suchen danach.«
    »Haben Sie die Kamera nach dem Verschwinden der Frau noch einmal gesehen?«
    »Nein. Sie hielt sie in der rechten Hand. Mehr weiß ich nicht. Und plötzlich, als die ersten Polizeisirenen zu hören waren, rannte sie weg.«
    »Sie glauben, ihr Verschwinden hat mit dem Erscheinen meiner Kollegen zu tun?«, fragte Braig.
    »Möglicherweise, ja.« Silke Flohr nickte. »Sie richtete sich jedenfalls schlagartig auf, als sie das Heulen hörte, und rannte davon.«
    »Zu einem Fahrzeug?«
    »Was weiß ich. Sie spurtete über den Parkplatz und verschwand irgendwo ins Dunkel.« Sie wies ans Ende der Lindenallee am Rand des Parkplatzes.
    »Kann sie den Mann überfahren haben?«
    »Wie denn? Das Auto schoss doch an mir vorbei, kurz bevor ich sie schreien hörte.«
    »Falls es sich wirklich um das Tatfahrzeug handelte.«
    »Warum soll der denn sonst so gerast sein, hier in dieser Kurve?«
    »Dann schrie sie also, weil sie Augenzeugin des Geschehens geworden war«, überlegte Braig. »Aber warum ist sie dann verschwunden, als meine Kollegen auftauchten? Weil sie doch irgendwie mit der Sache zu tun hat? Oder hat sie aus einem anderen Grund Angst vor der Polizei?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich frage nur, welchen Eindruck Sie von ihr haben? Warum ist sie verschwunden? Was glauben Sie?«
    »Ich glaube überhaupt nichts. Ich weiß es nicht.«
    »Wie sah die Frau aus? Sie können sie beschreiben?«
    »Beschreiben? Sie sind mir vielleicht einer! Es war dunkel. Außerdem hatte sie ihr Gesicht fast die ganze Zeit von mir abgewandt.«
    »Sie haben sie überhaupt nicht von vorne gesehen?«
    »Kurz. Nicht lange.«
    »Also, was können Sie sagen?« Braig wartete auf eine Antwort, sah nur die ratlose Miene seiner Gesprächspartnerin. »Ihre Figur – war sie groß oder dick oder sonst irgendwie auffällig?«
    »Klein.« Silke Flohr musste nicht lange überlegen, hatte die Antwort sofort parat. »Und auffallend schlank. Das fiel mir auf.«
    »Wie sahen ihre Haare aus? Waren sie lang, hell, lockig?«
    »Kurze Haare. Und sie waren dunkel. Dunkelbraun oder schwarz. Und überhaupt, ich glaube, die Frau hatte einen dunklen Teint. Einen auffallend dunklen Teint.«
    »Das konnten Sie erkennen?«
    »Ich wunderte mich, als sie sich zur Seite drehte. Irgendwie kam es mir vor …«
    »Ja?«
    »Na ja, als handelte es sich bei ihr um eine Südländerin. Aus einem südlicheren Land stammend, verstehen Sie?«
    »Sie sprach kein Deutsch?«, fragte Braig überrascht.
    »Keine Ahnung. Ich kam nicht dazu, mich mit ihr zu unterhalten.«
    »Und was ist mit der anderen Frau? Ich meine diejenige, die vor der Tat an ihnen vorbeisprang und dann in das Auto verschwand? War die ebenfalls eine

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