Schwaben-Liebe
Ermittlungsergebnisse nicht unbedingt seinen politischen Wunschvorstellungen entsprechen?«
Söderhofers Reaktion hatte alle verblüfft. Er war fast regungslos auf seinem Stuhl sitzen geblieben, hatte nur müde mit seiner rechten Hand abgewinkt.
»Was ist mit dem los?«, fragte Neundorf nach dem Ende der Konferenz. Sie waren auf dem Weg zu ihren Büros. »So kenne ich den Kotzbrocken überhaupt nicht. Macht es ihm so zu schaffen, dass er die Machenschaften seiner wunderbaren Parteifreunde nicht unter Verschluss halten konnte?«
»Na ja, zwei Tiefschläge innerhalb von zwei Tagen – das steckt selbst ein Söderhofer nicht einfach so weg.«
»Offensichtlich nicht. Und hoffentlich macht es ihm auch noch eine Weile zu schaffen. Was mir in dem Zusammenhang einfällt: Die Szene mit dem Landrat bei der Geldübergabe, die du Thomas gegeben hast und die heute in mehreren Zeitungen zu sehen ist, sie stammt aus einem Film, richtig?«
»Der kurze Film, den Hessler unmittelbar vor seinem Tod drehte, ja.«
»Hast du ihn hier? Ich habe ihn noch nicht gesehen.«
»Das ist kein Problem. Komm mal kurz mit in mein Büro.«
Sie folgte ihm, sah ihn in seiner Schreibtischschublade kramen.
»Einen Moment, bitte. Da können wir abhelfen. Schließlich habe ich mir extra mehrere Kopien anfertigen lassen.« Er nahm eine der DVDs, schaltete die Geräte ein, ließ den Film laufen. »Hier siehst du den Herrn Landrat Kulzer und den Chef der Brückenbaufirma, Herrn Kohlscheid. Die Herren haben sich nach Aussage des Herrn Landrat noch nie gesehen. Und hier kannst du die entscheidenden Argumente sehen, die den Herrn Landrat bewogen haben, seinen schweren Kampf gegen die bösen Sachverständigen und die dumme Bevölkerung durchzustehen und die Brücke zu bauen.«
Neundorf schaute amüsiert auf den Bildschirm. »Meine Herren, im Film macht sich das noch viel besser als nur auf einem Bild. Kein Wunder, dass Söderhofer diese Aufnahmen vertuschen wollte. Deswegen ist der Mann so durch den Wind. Oh, und was folgt jetzt?« Sie starrte auf den Bildschirm, sah das miteinander turtelnde Paar, dann den Moment, wo sie die Kamera auf sich gerichtet sahen. »Ich werde wahnsinnig!«, rief Neundorf.
»Ja, die zweite Frau, die vom Tatort verschwand«, erklärte Braig. »Wir kennen bis heute nicht ihre Identität. Vorher machte mir Söderhofer die Hölle heiß, sie zu finden und jetzt …«
»Söderhofer wollte den Film nicht freigeben?«, brüllte Neundorf. Sie schien außer sich, lachte laut, hüpfte auf der Stelle.
Braig musterte sie fassungslos. »Was ist mit dir los? Ich dachte, du kennst …«
»Die Frau«, schrie Neundorf, »die Frau hier, du weißt nicht, wer sie ist?«
»Nein«, sagte Braig. »Ich sage dir doch: Wir haben nach ihr gesucht, bis Söderhofer diesen Film hier sah. Seit diesem Moment …«
»Söderhofer«. Neundorfs Stimme drohte sich zu überschlagen. »Es ist
seine
Frau! Die Frau Gemahlin!«
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