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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nicht. Dafür haben sie entdeckt, auf welchem Weg es in den Wildpark kam.«
    »Den steilen Weg vom Schattengrund aus, wo wir heute Morgen die graue Farbe an der Schranke entdeckten?«
    »Markus Schöffler war eigens dort und hat die Stelle überprüft. Fehlanzeige. Da muss vor längerer Zeit einmal ein Fahrzeug entlanggeschrammt sein, meint er. Dafür wurde er am Bruderhaus fündig. Er untersuchte die Schranke, die direkt neben den Stufen zu einer Straßenunterführung angebracht ist. Sie zeigte deutliche Lackspuren vom Tatfahrzeug. Außerdem war die Böschung auf der anderen Seite des Wegs von Reifenspuren durchpflügt. Herzogs Auto muss die Stelle in bedenklicher Schieflage passiert haben. Über den Wildwiesenweg kam der Wagen dann direkt zu der Stelle am Bärensee, von der aus er ins Wasser katapultiert wurde.«
    »Gibt es Hoffnung auf Zeugen?«
    »Wohl kaum. Auf der anderen Seite der Zufahrt steht zwar das große Gebäude des ehemaligen Bruderhauses, aber es ist zur Zeit nicht bewohnt. Und dass sich in dieser Gegend mitten in der Nacht jemand aufhält, kann ich mir nicht vorstellen. Wir müssen in den Medien danach fragen, das ist die einzige Chance.«
    »Was ist mit der Waffe, mit der Herzog getötet wurde?«
    »Er wurde im Auto erschossen, sie haben Blut an der Decke festgestellt. Mit einer Walther PPK 7.65.«
    »Eine Allerweltswaffe. Die Techniker kümmern sich um den Abgleich mit angeblich vermissten oder gestohlenen Exemplaren?«
    »Rauleder hat die Sache übernommen. Er gibt sofort Bescheid, wenn er Neues weiß«, sagte Neundorf. Sie machte eine kurze Pause, setzte dann hinzu: »Ich bin noch auf einen anderen ungeklärten Punkt gestoßen.«
    »Ja?«
    »Ich weiß nicht, ob es von Belang ist«, meinte sie, »es sieht so aus, als habe Herzog seiner Mutter nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Inwiefern?«
    »Gestern Abend gab es im Ludwigsburger Schlosspark kein Mozart-Konzert.«
    »Sondern?«
    »Eine Hardrock-Nacht. Das war wohl kaum nach seinem Geschmack. Ich erkundigte mich vorhin bei Frau Fischer, ob sie sich vorstellen könne, dass er ein Rock-Konzert besucht habe. Die war nicht zu bremsen in ihrer Ablehnung. Unmöglich. Karl Herzog liebte Mozart, er war ein viel zu feinfühliger Mensch, um sich so etwas wie Rock anzutun. Nie und nimmer. Moderne Musik passe nicht zu seiner sanftmütigen Art. Sie ließ sich nicht davon abbringen. Ein Rock-Konzert? Nie. Sie kenne Herzog seit zwanzig Jahren, lege die Hand ins Feuer, dass er keine moderne Musik höre.«
    »Wahrscheinlich wurde Mozart nicht in Ludwigsburg, sondern in Stuttgart geboten. Frau Herzog hat nur den Ort der Aufführung falsch verstanden.«
    »Das dachte ich zuerst auch«, antwortete Neundorf, »deshalb überprüfte ich die Veranstaltungskalender der Umgebung.
Kleines Haus, Schleyerhalle, Liederhalle
in Stuttgart,
Schwabenlandhalle
in Fellbach und so fort. Ich informierte mich in Esslingen, Böblingen, Reutlingen, Tübingen, rief bei verschiedenen Kirchen und privaten Veranstaltern an, ob irgendwo in einem ihrer Säle Mozart ... Immer dieselbe Antwort: Nein. Ich befragte die halbe Musikszene der Region, niemand wusste etwas von einem Mozart-Konzert.«
    »Dann haben wir auch keine Chance, den Mann zu finden, mit dem er sich dort treffen wollte.«
    »Genau das ist der Punkt. Es sei denn, wir finden heraus, wo er stattdessen war.«
    »Wer könnte uns da weiterhelfen?«
    »Seine Mutter. Wir müssen sie noch mal danach fragen, sobald es ihr besser geht. Frau Fischer hat keine Ahnung, ich habe mich ausführlich mit ihr unterhalten.«
    »Seine Frau?«
    »Wohl kaum. Unsere Kollegin Anja Wintterlin begleitete sie heute Mittag zur Identifikation der Leiche. Sie war auffallend gefasst, meinte Anja, hatte sich ihrem Ex offensichtlich schon längst entfremdet.«
    »Sofern sie uns nicht Kostproben ihrer exzellenten schauspielerischen Fähigkeit liefert.«
    »Wir werden sie uns noch mal vornehmen. Ich fürchte aber, dass wir von ihr nichts über den Mann erfahren.«
    »Dann sollten wir Herzogs Foto an die Presse geben und mit der entsprechenden Frage um Veröffentlichung bitten.«
    »Das will ich gerade in die Wege leiten.«
    »Wenn wir Glück haben und sich jemand an ihn erinnern kann, finden wir vielleicht auch die Person, mit der er sich treffen wollte.«
    »Und damit haben wir vielleicht den Mörder.«
    »Ich weiß nicht, ob es wirklich so einfach ist.« Er bedankte sich für ihren Anruf, erklärte, für heute Schluss zu machen und auf direktem Weg nach Hause zu

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