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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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– fast immer aber im negativen Sinn. Gab es wirklich niemanden, der einem wirtschaftlich erfolgreichen Emporkömmling Einhalt zu gebieten wagte? »Und? Was wollen Sie mir mitteilen?«
    »Sie interessieren sich, wo er sich gestern Mittag und heute Nacht aufhielt, richtig?«
    »Wir sprachen heute Mittag darüber, ja.«
    Wangbiehler kam direkt zur Sache. »Ich habe zwei Zeugen.«
    »Wofür?«
    »Sie waren im gesamten Zeitraum mit meinem Sohn zusammen.«
    »In der Klinik in Tübingen?«
    Wangbiehler gab keine Antwort.
    »Wer sind die Leute?«, fragte Braig.
    »Sie möchten mit ihnen reden?«
    »Wenn es sich um seriöse, glaubwürdige Personen handelt, ja.«
    »Ich hätte Sie wohl kaum informiert, wenn es nicht so wäre.«
    »Ihr Sohn ist ebenfalls zu sprechen?«
    »Sie werden erhalten, wonach Sie suchen.«
    Braig wusste, dass es keine Alternative gab. Er musste sich auf den Vorschlag einlassen, um das Alibi auf diese Weise zu überprüfen. »Dann geben Sie mir die Namen und die Adresse.« Er nahm ein Stück Papier, notierte sich Wangbiehlers Angaben.
    »Sven Demski und Nils Markert. Geislingerstraße in Göppingen.«
    »Das ist ja der nächste Weg«, brummte Braig. Mindestens fünfzig Kilometer von Tübingen entfernt, überlegte er, Richtung Nordosten, Stuttgart genau entgegengesetzt.
    »Sie werden dafür bezahlt«, erwiderte Wangbiehler. »Aus den Steuergeldern, die ich mit meinem Unternehmen mühsam erwirtschafte.«
    Er musste an sich halten, ruhig zu bleiben, schrieb mit zitternder Hand die Adresse und Telefonnummer der Männer auf. »Und die Herren sind garantiert zu sprechen? Heute noch?«, fragte er.
    »Sie erwarten Ihren Besuch. Allerdings nicht den ganzen Abend. Sie sollten sich beeilen.«
    Der Kommissar beendete das Gespräch ohne ein einziges weiteres Wort, lehnte sich zurück, holte tief Luft. Er spürte die Wut in sich wie ein schmerzendes Geschwür, hoffte darauf, von weiteren Kontakten mit dem Mann verschont zu bleiben. Die Arroganz der Macht. Musste er sich wirklich so behandeln lassen?
    Braig schaute auf die Uhr. Halb acht. Wenn er jetzt noch nach Göppingen wollte, musste er sich beeilen. Er griff nach dem Zettel, gab die vor wenigen Minuten notierten Ziffern ein.
    Laute Rockmusik war das Erste, was er hörte. Nach einer Weile wurde der Lärm etwas leiser und eine männliche Stimme fragte, wer in der Leitung sei.
    »Braig«, sagte er, machte dann eine kurze Pause, weil er gähnen musste, »vom Landeskriminalamt.«
    Die Musik spielte weiter, dann hörte er etwas gedämpft dieselbe Stimme: »Der Bulle.« Aus dem Hintergrund antwortete ein anderer Mann. Was dieser sagte, war nicht zu verstehen.
    »Und?«
    »Sie wissen, weshalb ich mich melde?«, fragte Braig.
    »Wangbiehler«, antwortete der Mann, »richtig?«
    Natürlich hatte der Unternehmer seinen Anruf angekündigt, die Männer auf etwaige Fragen vorbereitet, sie vielleicht sogar instruiert, was sie antworten sollten – hatte er es anders erwartet? Es war wohl nichts als ein abgekartetes Spiel, was da geboten wurde. Ob es überhaupt Sinn machte weiterzusprechen, den Weg nach Göppingen auf sich zu nehmen?
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte der Mann.
    »Sie kennen Johannes Wangbiehler?«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Wir sind gute alte Kumpel.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Heute Morgen. Er war den ganzen Sonntag bei mir, ebenso heute Nacht.«
    »Aha. Das können Sie vor Gericht beschwören, ja?«
    »Na klar. Er war bei mir und Sven. Den ganzen Sonntag und heute Nacht.«
    »Und jetzt? Wo ist er jetzt?«
    »Keine Ahnung. Heute Morgen, so gegen acht, machte er sich auf die Socken.«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Nils Markert.«
    »Sie sind zu Hause?« Braig ließ sich den Namen der Straße und die Hausnummer geben, verglich sie mit seinen Aufzeichnungen. Sie waren identisch. »Ich würde gerne heute noch bei Ihnen vorbeischauen. Ist das möglich?«
    Der Mann am anderen Ende grummelte etwas vor sich hin, das Braig wegen der lauten Musik nicht verstand, fragte dann, bis wann er denn mit seinem Besuch rechnen könne.
    »Ich bin gerade in Tübingen«, erklärte der Kommissar, »mache mich jetzt aber sofort auf den Weg. Wenn es gut geht, in dreißig, vierzig Minuten etwa, wenn nicht, dauert es eben etwas länger. Ihren Freund, Herrn Demski, sollte ich ebenfalls sprechen. Kann er bitte solange warten?«
    Markert signalisierte Zustimmung, trug Braig auf, sich zu beeilen.
    Er legte das Handy endgültig zur Seite, startete den

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