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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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serviert. Unsere Mitarbeiterin glaubte, Wangbiehler sei noch auf der Toilette, kam wenige Minuten später nochmals in sein Zimmer. Als er immer noch fehlte, fragte sie einen Kollegen. Niemand wusste Bescheid. Er blieb verschwunden.«
    »Ihr Zimmer steht immer offen? Ich meine, wegen der Schlüssel?«
    Conrad schaute verlegen auf den Boden. »Das Zimmer ist nie verschlossen. Aber mein Schreibtisch.« Er erhob sich von seinem Stuhl, lief um das Mobiliar, zog die Schublade vor.
    Braig stand auf, sah es sofort. Das Schloss war mit Brachialgewalt aufgehebelt worden. »Sie haben Strafanzeige gestellt?«
    Der Arzt streckte beide Hände von sich, wehrte das Ansinnen ab. »Um Gottes willen, nein. Wir wollen nicht an den Pranger der Öffentlichkeit.«
    Braig nickte, gab Conrad seine Karte. »Wären Sie so freundlich, uns sofort zu unterrichten, falls Wangbiehler bei Ihnen auftaucht?« Er erhielt die Zustimmung des Arztes, wusste wirklich nicht, was er ihn noch fragen könnte.
    Conrad begleitete ihn zur Tür, steckte einen Schlüssel ins Schloss, öffnete. »Es bleibt einem wirklich nichts erspart.« Der Mann schien einen großen Teil seines Selbstvertrauens verloren zu haben.
    Braig verzichtete darauf, ihm mit aus reiner Höflichkeit formulierten, belanglosen Worten Mut zuzusprechen, trat auf die Straße. Die Luft war immer noch ungewöhnlich warm; er zog seine Jacke wieder aus. Auffallend viele junge Leute auf Fahrrädern waren unterwegs, Studentinnen und Studenten, die von der Uni nach Hause fuhren. Braig spürte das Pochen hinter seinen Schläfen, dazu den Hunger, sehnte sich nach einer kräftigen Mahlzeit und einem bequemen Bett, auf dem er sich ausstrecken und die ganze Mühsal seiner Ermittlungen vergessen konnte.
    Was hatte der Besuch in der Klinik gebracht? Er wollte nicht darüber nachdenken, wollte sich die Konsequenzen nicht ausmalen. Arbeit, einen riesigen Berg an zusätzlicher Arbeit. Wangbiehler war unterwegs, irgendwo an einem unbekannten Ort, und ob er Karl Herzog ermordet, seine alten Drohungen wahr gemacht hatte, war so ungewiss wie viele Stunden zuvor. Der Mann kam weiterhin als potentieller Täter infrage, geradeso, als hätten sie sich bisher überhaupt nicht um die Feststellung seines Aufenthaltsorts zur Tatzeit bemüht. Im Vergleich zum Mittag war Braig nur um eine Frage reicher: War Wangbiehler aus der Klinik weggelaufen, um Karl Herzog zu ermorden? Hatte er sich seiner alten, unbefriedigten Rachegelüste erinnert und sie – ob von langer Hand geplant oder in einem spontanen Akt – in die Tat umgesetzt?
    Der Kommissar stampfte vor Wut über den unnötig vertanen Nachmittag auf, sah die erstaunten Augen einer jungen Frau, die seinen Gefühlsausbruch beobachtet hatte. Er nickte ihr freundlich zu, erhielt jedoch keine weitere Reaktion, blieb am Rand des Gehwegs stehen. Was jetzt? Nach Wangbiehler fahnden, den Polizeiapparat aktivieren, um den Mann aufzuspüren? Mit welcher Begründung wollte er ihn zur Fahndung ausschreiben? Allein der Aussagen Frau Herzogs wegen? Er dachte an Wangbiehlers Vater, glaubte jetzt schon die Antwort des Oberstaatsanwalts zu kennen, sollte er es tatsächlich wagen, ihn darum anzugehen. Wangbiehler, den Sohn dieses Mannes? Nein, das war aussichtslos.
    Braig schaute auf seine Uhr, atmete tief durch. Kurz nach sieben: Hunger und hämmernde Kopfschmerzen. Er lief zu seinem Wagen. Eine Gruppe junger Frauen und Männer schlenderte an ihm vorbei, lachend, scherzend, Hand in Hand. Er schaute ihnen nach, nahm ihre ungezwungene Lebensfreude voller Neid wahr. Warum fand er so selten Gelegenheit, die angenehmen Momente des Daseins zu genießen?
    Sein Handy läutete, riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Du bist immer noch unterwegs?«, fragte Neundorf.
    Braig setzte sich in seinen Wagen, berichtete seiner Kollegin, was er gerade erfahren hatte.
    »Dann sind wir so weit wie heute Mittag«, brachte sie das Ergebnis auf den Punkt.
    »Was diesen Wangbiehler betrifft, ja«, erklärte er, »es sei denn, du hast bessere Neuigkeiten.«
    »Der Satz auf dem Blatt aus Herzogs Gesäßtasche. Er hat ihn wohl selbst geschrieben.«
    »Ihr habt es bereits überprüft?«
    »Ich war bei Frau Fischer, weil ich Stefanie Herzog nicht erreichen konnte. Sie gab mir einen Brief mit, den er geschrieben hat. Das Schriftbild ist verblüffend ähnlich. Die Techniker arbeiten daran. Außerdem haben sie das Auto aus dem See gezogen und sind dabei, es zu untersuchen.«
    »Und? Irgendwelche auffällige Spuren?«
    »Bis jetzt

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