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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Wagen. Das Hungergefühl in seinem Magen machte ihm fast genauso zu schaffen wie die Schmerzen in seinem Kopf. Er fühlte sich müde, kraftlos und ausgelaugt, nahm die Tour nach Göppingen nur mit äußerstem Widerwillen auf sich. Wenn die nächsten Tage ähnlich anstrengend verliefen, konnte er die erholsame Wirkung der kurzen Urlaubswoche in den Wind schreiben.
    Während er noch überlegte, wie er am besten nach Göppingen fahren sollte, erkannte er eine junge Frau draußen am Rand der Straße: Theresa Räuber, Ann-Katrins Schwester. Sie lebte seit ein paar Jahren in Tübingen, hatte ihre viel versprechende Karriere als Managerin des Daimler-Konzerns überraschend beendet, um hierher zu ziehen und Theologie zu studieren. Es war mehrere Wochen her, dass er sie zum letzten Mal getroffen hatte.
    Er schaute in den Rückspiegel, sah, dass kein Fahrzeug folgte, bremste, stellte den Wagen ab. Theresa stand im Schatten einer breiten Hecke, unterhielt sich mit einer anderen Frau. Braig stieg aus, lief auf sie zu. Sie waren angestrengt in ihr Gespräch vertieft, nahmen ihn erst wahr, als er vor ihnen stand und sie laut grüßte.
    »Tut mir Leid, wenn ich störe. Aber wenn ich schon mal in Tübingen bin und dich zufällig sehe ...« Er bemerkte Theresa Räubers überraschten Gesichtsausdruck, gab ihr die Hand.
    »Welch seltener Besuch«, lachte sie, »du hast hier zu tun?«
    Er nickte, trat einen Schritt näher, sah die Umrisse der anderen Frau, die sich in den Schatten der Hecke zurückgezogen hatte.
    »Darf ich vorstellen«, erklärte Theresa Räuber, »Steffen, der Freund meiner Schwester, und das ist Nicole.«
    Braig brauchte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an das dämmrige Licht im Schatten der Hecke gewöhnt hatten, sah dann, wie hübsch die junge Frau war. Kurze dunkle Haare, ein schmales, melancholisch wirkendes Gesicht, über dem rechten Auge ein winziges Muttermal. Er reichte ihr die Hand, hatte Mühe, seinen Blick von ihr abzuwenden und sich auf Theresa Räuber zu konzentrieren. »Ich will euer Gespräch nicht unterbrechen«, sagte er, » ich muss sofort weiter. Du weißt, wie es bei uns zugeht.«
    »Kein Problem. Wir können später weiterreden.« Auf der Straße röhrte ein lauter Motor, machte für Sekunden jede Unterhaltung unmöglich. Theresa Räuber unterbrach sich, wartete, bis das Auto verschwunden war. »Weshalb bist du in Tübingen?«, fragte sie dann.
    »Der spektakuläre Mord im Wasser«, antwortete er. »Du hast davon gehört?«
    »Im Bärensee in Stuttgart?«
    »Genau.«
    »Die Spuren führen nach Tübingen?«
    »Ich kann noch nichts sagen. Wir sind erst am Anfang.« Er sah den kritischen Blick der jungen Frau, konnte ihr dem Schatten zugewandtes Gesicht wieder nur annähernd erkennen.
    »Sie sind Journalist?«, fragte sie.
    Theresa Räuber lachte. »Du bist gut, Nicole. Nein, mein Herr Schwager arbeitet bei der Mordkommission. Beim LKA.«
    Braig musste grinsen, als er ihren süffisanten Ton hörte. Leute seiner Profession waren nicht gerade der alltägliche Umgang in Tübinger Studentenkreisen.
    »Mit den Forderungen an Flughafen und Co. hast du nichts zu tun?«
    Braig seufzte laut. »Einiges spricht dafür, dass der Mord auf deren Konto geht.« Er bemerkte eine heftige Reaktion bei der jungen Frau. Sie trat einen halben Schritt vor, starrte ihn verwundert an.
    »Der Mord im Bärensee?« Theresa Räuber schüttelte den Kopf, lachte laut. »Das ist doch absurd. Mord ist durch nichts zu rechtfertigen.«
    »Glaubst du etwa die Erpressung?«
    »Erpressung?« Ein Auto hupte hinter ihnen, ließ sie unwillkürlich zur Straße schauen. Der Fahrer, ein tief gebräunter Mittvierziger, winkte einer jungen Frau auf dem Gehweg. »Was ich in der Zeitung gelesen habe, klingt anders. Es geht um die Veränderung unseres Klimas.«
    »Mit der Verbrecher viel Geld machen wollen.«
    »Richtig. Fluglinien und Autokonzerne. Sie sorgen dafür, dass sich die Erde in ein Treibhaus verwandelt und verdienen Milliarden damit.«
    Braig sah Theresas aufrechte Körperhaltung, bemerkte ihren streitlustigen Blick. Er wusste, dass sie in verschiedenen Öko-Initiativen engagiert war, hatte weder die Lust noch die Kraft, sich ernsthaft mit ihr auseinander zu setzen.
    »Ich hoffe, die Konzerne müssen zahlen«, fuhr sie fort. »Seit ich mich im Zusammenhang meiner Examensarbeit mit dem Thema beschäftige, lässt es mir keine Ruhe mehr. Hast du die neusten Erkenntnisse der Wissenschaftler schon einmal studiert?«
    Er wusste nicht,

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