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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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war der Schmerz zu übermächtig. Von Zeit zu Zeit wurde ihr ein Strohhalm in eine winzige Lücke zwischen ihren Lippen geschoben, und sie bekam Wasser, gerade genug, um sie am Leben zu erhalten.

    Die Angst schlug in riesigen Wellen über ihr zusammen und riss sie mit sich, dann rang sie verzweifelt nach Atem, versuchte verzweifelt, sich von ihren Fesseln zu befreien. Sie wusste nie, wann ihr Peiniger zurückkehren würde, was er ihr antun, wann er wieder gehen würde. Weil sie ihn nicht hören und nicht sehen konnte, bekam sie nur mit, dass er wieder da war, wenn er ihr Schmerz zufügte.
    Völlig erschöpft von der Panik, dachte sie manchmal über die Stelle nach, die sie hätte antreten sollen. Hatten sie jemanden über ihr Ausbleiben informiert? War jemand in ihr Häuschen gegangen, um nach ihr zu sehen? Hatte ihre Mutter angefangen, sich Sorgen zu machen, weil sie am Sonntagabend nicht angerufen hatte? Kümmerte sich jemand um Petal?
    Dann fing sie an zu weinen, aber ihre Augen produzierten keine Tränen. Sie hätte sie ohnehin nicht weinen können, weil sie die Augen nicht öffnen konnte. Sie spürte, wie ein Schluchzen ihre Brust erschütterte, aber wenn es von einem Geräusch begleitet war, konnte sie es nicht hören.
    Warum tat ihr das jemand an?
    Ganz zu Beginn, als er sich noch nicht über ihre Ohren hergemacht hatte, hatte sie eine andere Frau gehört, hatte einen Schrei gehört, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ und sie wie ein Messer durchschnitt. Aber das schien eine Ewigkeit her zu sein. Sie wusste nicht einmal, ob die Frau noch da war. Sie glaubte es nicht. Sie fühlte sich so allein.
    Das war das Schlimmste: das Alleinsein, das Gefühl, in ihrem eigenen Körper, ihrem eigenen Kopf eingesperrt zu sein.
    Sie betete, dass ihr Peiniger sie tötete, wenn er das nächste Mal kam.
    Er saß auf einem Hocker am Fußende des Metalltischs und beobachtete die Frau, fragte sich, was ihr durch den
Kopf ging. War sie noch bei Verstand? Hatte sie versucht, dahinterzukommen, wer er war?
    Das war sein anderes Leben, seine Zuflucht vor der sogenannten normalen Welt, wo Tag für Tag mehr Druck auf ihn ausgeübt wurde, wo andere Leute ihm seine Zeit stahlen, seine Kraft, sein Selbstwertgefühl, mit ihren Vorstellungen, ihren Ansprüchen an ihn. Als Ehemann, als Vater, im Beruf, als aufrechten Bürger.
    Bei seinem Opfer war er es, der die Kontrolle hatte, und er konnte das Ich, das in seinem tiefsten Inneren lebte, befreien.
    Der Gedanke, dass sein Opfer nicht wusste, wer er war, und es auch nie in Erfahrung bringen würde, erregte ihn. Auch diese Frau hatte geglaubt, er verdiene Respekt und Vertrauen. Angesichts der völligen Kontrolle, die er über sie besaß, hatte das Wort Respekt eine andere Bedeutung bekommen.
    Absolute Kontrolle. Vollkommene Macht.
    Der ultimative Kick.

23
    Donnerstag, 10. Oktober 1985
6 Uhr 15 früh
     
    Mendez und Hicks unternahmen einen ersten Rundgang durch Karly Vickers Häuschen. Sie wollten es in dem Zustand sehen, in dem sie es verlassen hatte. Es war winzig und blitzsauber. Sie sahen vorsichtig Schubladen und Schränke durch, hielten Ausschau nach irgendwelchen Hinweisen, dass Karly einen neuen Freund hatte oder noch in Verbindung mit ihrem Exfreund stand, dem Schläger aus Simi Valley.

    In ihrem Adressbuch war Greg Ushers Name durchgestrichen. Falls sie noch Kontakt zu ihm hatte, dann war die Initiative vermutlich nicht von ihr ausgegangen. Mendez hielt das aufgeschlagene Buch so, dass Jane Thomas hineinsehen konnte.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie mit ihm fertig war«, sagte sie.
    »Manchmal stellt sich heraus, dass nicht jeder so stark ist, wie wir es uns für ihn wünschen, Ma’am«, sagte er. »Das erfahre ich dauernd in meinem Job.«
    »Desillusionierung?«
    »Gelegentlich. Zweifel immer.«
    Es hätte es lieber gehabt, wenn sie nicht dabei gewesen wäre. Er wusste, dass sie sich große Sorgen machte, und sie fand es zweifellos anstelle ihres Schützlings demütigend, ihnen dabei zuzusehen, wie sie in Karly Vickers’ Sachen herumsuchten.
    So hatte er sich als Jugendlicher gefühlt, als die Polizei gekommen war und das Haus seiner Eltern durchwühlt hatte: gedemütigt. Sie hatten nach Beweisen gegen seinen älteren Bruder gesucht, der einer Bande von Drogendealern angehörte. Die Polizisten waren wie ein Tornado durch das Haus gefegt, ohne jeden Respekt vor persönlichen Gegenständen oder Gefühlen. Er erinnerte sich, dass seine Mutter geweint hatte, als sie

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