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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
    »Der organisierte Mörder plant seine Taten. Er wählt sein Opfer gut aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit überlegt er sich, wie er vorgeht, sperrt sein Opfer ein, quält es. Er hat alles unter Kontrolle. Das ist es, worum es ihm geht: Kontrolle. Wenn er fertig ist, schafft er das Opfer vom Tatort weg, und dann fährt er nach Hause und wartet auf die Berichte in den Zeitungen und im Fernsehen.
    Womit Sie es hier zu tun haben, meine Herren, ist im Grunde ein Großwildjäger«, sagte Vince. »Er ist eine Tötungsmaschine, und er ist sehr, sehr gut. Meine Erfahrung sagt mir, dass er weiß ist. Serienmörder neigen dazu, innerhalb ihrer eigenen ethnischen Gruppe auf die Jagd zu gehen.«
    »Na, das engt die Suche ja erheblich ein«, sagte Farman sarkastisch.
    »Er ist Mitte dreißig«, fuhr Vince fort. »Das ist die Zeit, in der solche Männer zur Bestform auflaufen. Und er selbst glaubt auch, dass er seine Bestform jetzt erreicht hat. Mit seinem letzten Opfer ist er ins Rampenlicht getreten. Er hat es zur Schau gestellt, damit wir alle hinsehen und erkennen, was für ein toller Kerl er ist. Dieses Opfer war seine Kampfansage. Er hat uns den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Er denkt, dass wir nicht schlau genug sind, um ihn zu erwischen, und bis jetzt liegt er damit richtig.«
    Er griff mit der linken Hand nach der Kreideablage, um einem erneuten Schwindelanfall zuvorzukommen.
    Mendez beobachtete ihn mit Adleraugen.
    »Und jetzt brauche ich dringend einen Kaffee, falls Sie welchen haben«, sagte Vince. »Dieser Jetlag ist einfach fürchterlich.«

25
    »Dennis, zum hundertsten Mal, setz dich hin«, sagte Anne mit mehr Schärfe als gewohnt.
    Ihre Strategie bei den Fünftklässlern bestand darin, nie die Selbstbeherrschung zu verlieren. Sich nie anmerken zu lassen, dass sie Blut und Wasser schwitzte. Aber heute half nicht einmal mehr ein Antitranspirant.
    Sie war froh gewesen, Dennis Farman im Klassenzimmer zu sehen - um Dennis’ willen, und weil ihr auf diese Weise ein weiteres Gespräch mit seinem Vater erspart blieb. Sie hatte versucht, mit ihm über den Fund der Leiche im Park zu reden, aber er zeigte kein Interesse daran, ihr irgendetwas zu erzählen. Genauso wenig zeigte er irgendein Interesse daran, was sie heute Vormittag gesagt hatte.
    Er kniete auf seinem Stuhl, beugte sich über den Tisch und kritzelte etwas in sein Heft, das er mit einem Arm vor neugierigen Blicken schützte. Eigentlich sollte er Kapitel 12 in seinem Geschichtsbuch lesen, wie alle anderen in der Klasse auch. Stattdessen waren etliche Augenpaare auf Dennis gerichtet - insbesondere die der Mitentdecker der Leiche.
    Wendy warf ihm in regelmäßigen Abständen einen bösen Blick zu. Tommy beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, so unauffällig wie möglich, weil er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Cody, blass und nervös, vergrub die Nase in seinem Buch, allerdings hatte er in der letzten Viertelstunde kein einziges Mal umgeblättert. Dennis saß direkt hinter ihm, und von Zeit zu Zeit beugte er sich nach vorn und klopfte Cody mit seinem Stift auf den Kopf wie eine Katze, die mit einer verängstigten Maus spielt.
    Anne erhob sich von ihrem Pult und ging entschlossen an den Tischen entlang. Jetzt waren aller Augen auf sie gerichtet.
Alle warteten gespannt. Vor Dennis Farmans Tisch blieb sie stehen.
    »Dennis.«
    Er blickte nicht auf. Stattdessen furzte er, was eine Salve nervösen Gelächters auslöste. Das arme Mädchen, das das Pech hatte, hinter ihm zu sitzen, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verzog das Gesicht. Es stank entsetzlich.
    »Igitt! Mir wird schlecht!«
    »Rutsch eine Reihe weiter«, sagte Anne. Und an den Rest der Klasse gewandt: »Und ihr solltet lieber das Kapitel in eurem Buch lesen. Heute Nachmittag wird abgefragt.«
    Unwilliges Gemurmel erfüllte den Raum.
    Anne ging neben Dennis Farman in die Hocke und sah ihm ins Gesicht. Er beugte sich noch tiefer über sein Heft und tat so, als würde er sie nicht sehen. Er kniff die Augen zusammen und schob konzentriert die Unterlippe vor. Er sah wütend aus. Er blätterte eine Seite in seinem Heft um und kritzelte weiter, dabei umklammerte er den Stift so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Dennis«, sagte sie ganz ruhig, »gibt es einen Grund, warum du dich nicht ordentlich hinsetzen kannst?«
    Er gab keine Antwort, aber seine Wangen röteten sich, und seine Augen füllten sich plötzlich mit

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