Schwaerzer als der Tod Thriller
wich.
»Es war ein schrecklicher Anblick«, sagte sie und trat zu den Cranes.
»Miss Navarre hat Tommy nach Hause gebracht«, sagte Janet Crane.
»Sie waren auch dort?«, fragte er.
»Ich bin sofort, nachdem ich gehört hatte, was passiert war, in den Park gegangen.«
»Mein Gott«, sagte er.
»Ich rufe Mr England an«, sagte seine Frau. »Um ihm zu erklären, warum Tommy heute nicht zum Klavierunterricht erschienen ist.«
Sie drehte sich um und verschwand mit klappernden Absätzen im Haus.
»So etwas passiert hier doch nicht«, sagte er.
Anne war in Oak Knoll, einem hübschen Städtchen mit zwanzigtausend Einwohnern (während des Semesters dreiundzwanzigtausend), geboren und aufgewachsen. Es lag etwa zwei Autostunden von Los Angeles entfernt und zog vor allem die gehobene Mittelschicht an. Es konnte ein namhaftes Privatcollege vorweisen, und infolgedessen bestand die Bevölkerung überwiegend aus gut ausgebildeten Berufstätigen, Wissenschaftlern und Künstlern. Die Kriminalität beschränkte sich auf ein paar unbedeutende Fälle von Drogenhandel, kleine Diebstähle und Sachbeschädigung, aber keine Morde, keine im Park begrabenen Frauenleichen.
»Weiß man schon, wer die Frau ist? Weiß man, was passiert ist?«, fragte er.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Anne. »Ich bin selbst noch ganz durcheinander.«
Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Nun ja, auf jeden Fall
vielen Dank, dass Sie Tommy nach Hause gebracht haben, Miss Navarre. Wir wissen Ihre Fürsorge zu schätzen.«
»Wenn ich irgendetwas tun kann, rufen Sie mich bitte an«, sagte Anne. »Meine Nummer haben Sie ja.«
Sie beugte sich zu Tommy hinunter. »Das gilt auch für dich, Tommy. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du darüber reden willst, was passiert ist. Versuch, heute Nacht ein bisschen zu schlafen.«
Das Allheilmittel ihrer Mutter: Schlaf. Ein schlimmer Tag in der Schule? Schlaf ein bisschen. Dein Freund hat dich abserviert? Schlaf ein bisschen. Du stirbst an Krebs? Schlaf ein bisschen.
Soweit es Anne betraf, hatte Schlaf nie irgendein Problem in ihrem Leben gelöst. Es war nichts weiter als eine Floskel, wenn man nicht wusste, was man sonst sagen sollte. Schlaf war etwas, das man suchte, wenn Bewusstlosigkeit das Beste war, was einem blieb.
Als sie in ihr Auto stieg und sich auf den Nachhauseweg machte, hoffte sie, dass Tommy mit diesem Rezept mehr Glück haben würde als sie bisher.
5
»Das ist das dritte Opfer in zwei Jahren.«
»Das zweite.«
»In unserem Zuständigkeitsbereich. Eines der Opfer wurde im Nachbarcounty gefunden, aber es war derselbe Täter. Derselbe Modus Operandi, dieselbe Signatur.«
»Signatur?«, sagte Frank Farman. »Wo soll denn da eine Signatur sein? Vielleicht hat er ja auch gleich noch seine Adresse und Telefonnummer hinterlassen.«
Detective Tony Mendez presste die Zähne aufeinander.
Chief Deputy Farman war noch einer von der alten Garde und voller Ressentiments gegen ihn, weil er eines der neuen Gesichter der Polizei war - jung, Collegeabsolvent, einer Minderheit angehörend und wild darauf, sämtliche neuen Techniken zu nutzen, die die Zukunft versprach.
»Warum ziehen wir nicht eine Kristallkugel zu Rate?«, schlug Farman vor. »Damit ersparen wir uns eine Menge Laufarbeit.«
»Es reicht, Frank.«
Cal Dixon, dreiundfünfzig, durchtrainiert, grauhaarig, mit frisch gestärkter und gebügelter Uniform, war jetzt seit drei Jahren County Sheriff. Bevor er nach Norden in das friedliche Oak Knoll gezogen war, hatte er viele Jahre im Sheriff’s Department von L. A. County gearbeitet. Seine Kandidatur für das hiesige Amt hatte er mit dem Versprechen von Fortschritt und Veränderung angetreten. Tony Mendez war ein lebender Beweis für die Umsetzung dieses Versprechens.
Mendez war sechsunddreißig, intelligent, engagiert und ehrgeizig. Er hatte sofort zugegriffen, als man ihm die Chance zum Besuch der National Academy des FBI bot, einem elfwöchigen Fortbildungsprogramm für langjährige und qualifizierte Mitarbeiter von Polizeibehörden, und zwar nicht nur aus den Vereinigten Staaten, sondern aus der ganzen Welt. Die in den Kursen behandelten Themen reichten von Sexualstraftaten über die Verhandlungen bei Geiselnahmen bis hin zu Kriminalpsychologie. Die Absolventen konnten danach nicht nur eine höhere Qualifikation vorweisen, sie hatten auch nützliche Kontakte gesammelt.
Dixon hatte Mendez als Investition betrachtet, die sich für seine Abteilung in mehr als einer Hinsicht auszahlen
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