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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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erbarmt, wenn du tust, als hättest du nur eine Laus im Pelz, dabei ist es viel schlimmer. Du hast keine –
    Ja danke! Kann gut sein, aber ich will kein Erbarmen. So eine Frau will ich nicht. Eine mit Erbarmen. Das wäre dann mit Sicherheit eine, die andauernd Käfer rettet, damit man nicht auf sie tritt, bei politisch inkorrekten Witzen anfängt zu weinen und Yogakurse besucht.
    Es ist nicht verwerflich, einen Yogakurs zu besuchen.
    In Kombination mit den Käfern und dem Weinen bei Witzen schon. Sie besuchen die Yogakurse. Das sind die, die sich, wenn sie sich auf einen Stuhl setzen, nicht einfach auf einen Stuhl setzen, nein, sie zentrieren sich. Suchen mit den Gesäßbacken die richtige Position, schaukeln und graben sich mit dem Hintern wohlig zurecht, immer mit diesem ekelhaft verklärten Gesicht der Yogapraktizierer, sie sagen Sachen wie: Wenn die Traurigkeit kommt wie eine Woge, betrachte ich sie und gehe mit ihr mit, bis sie –
    Schon gut. Dass du dich immer derart hineinsteigern musst in solche Szenarien.
    Sie treffen sich gerne in den Yogakursen, sagte Sydow. Da kann das arme Yoga nichts dafür, sie treffen sich einfach gerne dort.
    Gut, sagte Glaser, er schraubte den Deckel wieder auf die Milch, versorgte sie im Kühlschrank, die Butter, die Marmelade, Sydow reichte ihm den Käse hinunter. Haben wir das auch geklärt. Die Räuberfrau, die aber hat Humor?
    So eine will ich. Wenn ihr Räuberhauptmann wütend ist und den Braten an die Wand wirft, bringt sie ihm eine Ladung Eier, zum Hinterdreinwerfen. Sie nimmt den Braten auf und sagt, er sei sicher nur mürber geworden.
    Sicher ist er nur mürber geworden. Ihre Tochter wird auch so, darum wollte ich sie immer heiraten. Sicher ist die Nachbarin auch von gutem Humor. Mit der kann man Pferde stehlen. Solche Brote packt man ein, wenn man Pferde stehlen geht, die werden auch bei allem nur mürber. Die könnte man nach einem Pferd werfen, sie würden nur mürber werden davon. Sie würde das Brot aufheben, sich das ohnmächtige Pferd auf den Rücken laden und sagen: Es ist sicher alles nur mürber geworden. Ich wäre durch alles auch nur mürber geworden, so eine Frau würde mich absolut mürbe machen, aber im besten Sinn. So viel zur Nachbarin.
    Lass es einfach, sagte Glaser, okay?

41. Es gibt auch so was wie moralische Integrität

    Du wirkst heute irgendwie verdrossen, sagte Sydow gefühlvoll. Ist es wegen dem kalten Kaffee, habe ich dich verletzt? Es kann nicht jeder so gut aussehend sein wie ich. Du hast sicher innere Werte. War es wegen der Volksmusik? Das ist einfach nicht mein Ding, das hat mit dir persönlich nichts zu tun. Außer, dass du persönlich einen schlechten Geschmack hast. Hast du vielleicht eine Laktoseunverträglichkeit? Du hättest nicht so viel Milch in deinen Kaffee schütten sollen, sicher hast du grässliches Bauchgrimmen wegen einer unerkannten Laktoseunverträglichkeit. Oder Nervenfieber. Das gibt es überhaupt nicht mehr. Außer du wäschst dich zu wenig, das nennt man heute Typhus. Alles andere ist ein Fall für die Psychiatrie, da überlegt man sich das mit dem Nervenfieber noch einmal, was? Oder war es das Kinderthema?
    Halt jetzt einfach die Klappe und rede weiter, okay?
    Dass das die Leute immer dermaßen echauffiert, interessant. Aber gut. Kopf hoch, noch ist Polen nicht verloren, du bist ja noch jung, du kannst ja noch einen Haufen Kinder –
    Frederik.
    Okay.
    Genug jetzt mit dem Seelenstriptease, sagte Glaser, du redest kreuz und quer, ein Gespräch, verbogen wie dein verhunzter Notenständer, heute ist es besonders schlimm. Ein paar Nüsse? Er schob ihm ein paar Nüsse hin, vielleicht einen Tee?
    Sydow schnippte und deutete mit beiden Zeigefingern auf Glaser, der war gut. Er zog die Schale mit den Nüssen zu sich herüber und warf sich eine Handvoll in den Mund, Nüsse sind ja wahre Nervennahrung, das sagt die Dicke im Küken und Kater auch immer. Ich kaufe Nüsse und immer sagt sie, als wäre das ganz was Neues: Nüsse sind ja wahre Nervennahrung.
    Okay, der Notenständer ist jetzt zwar völlig vermurkst, immerhin aber haben wir jetzt alles wieder dahin gebogen, wo wirs haben müssen. Du wolltest mir vom Küken und Kater erzählen. Du wolltest mir erzählen, dass du Zimt gekauft hast, wegen dem Apfelmus, wegen der Zimtsterne.
    Wegen dem Kinderpunsch wegen der Kinder – ich hör schon auf, reg dich ab. Sydow schob ihm die Nüsse hinüber, iss ein paar Nüsse, soll gut sein für die Nerven. Ich wollte Zimt kaufen im Küken

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