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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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was soll das denn für eine Zusatzversicherung sein, Sie dürfen sich nicht jeden Bären aufbinden lassen, Zusatzversicherung, das ist wirklich stark. Darf sich ein Buch vielleicht alles erlauben? Darf sich das Leben alles erlauben? Die Kunst, die Neuen Medien?
    Olaf sagt nein, Simon würde sagen: ja.
    Ja? Wir müssen einfach sehen, ob die Kunst sich durchsetzen kann, aber noch schwächelt sie, noch hat das gemeine Leben die Oberhand und das ist mitunter schrecklich banal, hat einen Jagdschein und heißt Jodok.
    Also: Frederik von Sydow ging die lange Reihe der fröhlich Zechenden vorbei zu Simon Glaser, klopfte ihm auf die Schulter und er wandte sich um.
    Freddy, sagte er, setz dich zu uns. Er wies auf den Mann neben sich, kennst du schon deinen Onkel Jodok? Er ist Jäger.
    Angenehm, sagte Sydow.
    Onkel Jodok? Hatte er noch nie gehört, aber bitte, wenn seine Oma sagte, das ist ein Onkel Jodok, dann war das ein Onkel Jodok. Familie ist das, wofür man sich entscheidet, angenehm, sagte er, und schüttelte Onkel Jodok die Hand.
    Glaser hatte ihm zwischen sich und dem Onkel Platz gemacht und schenkte Frederik Wasser in sein Glas, Onkel Jodok veranstaltet am 26. eine Hatz, sagte er.
    Die Stefanihatz, sagte der Onkel zufrieden, er tat sich noch was von der Suppe auf. Das wird von nun an bei den alljährlichen Sydowtreffen die Stefanihatz sein, wir haben mit dem Jagdpächter schon alles besprochen. Suppe?
    Nein danke, da ist Sellerie drin und viel zu grob gewürfelt. Sydow nahm sich was von den gebratenen Kalbskoteletts und reichte die Platte weiter. Er schaute sich nach dem Püree um und wartete, bis die Schüssel bei ihm eintraf, das Kännchen mit der Fleischsoße, er häufte sich von allem was auf seinen Teller und begann zu essen. Was jagen wir denn da, fragte er kauend.
    Wildschweine natürlich! Eine Treibjagd, das wird eine Hetz!
    Onkel Jodok erläuterte ihnen ausführlich die Freuden der Wildschweinhatz –
    Die Hetz mit der Hatz, murmelte Glaser neben Sydow vor sich hin, aber so was lief bei dem nicht unter Humor, er fand es nicht mal witzig.
    Die Gefahren der Wildschweinhatz, das Leid der Wildschweinhatz. Onkel Jodok erläuterte ihnen haarklein alles, was er über die Wildschweinhatz in petto hatte.
    Was heißt, es gibt immer wieder Tote, Sydow legte einen Kotelettknochen beiseite und wischte sich die Hände an einer Serviette ab, jetzt wohl nicht im Ernst.
    Immer wieder Tote, Onkel Jodok nickte energisch, er klaubte die Knochen von Sydows Teller und warf sie unter den Tisch. Sydow schaute ihn verständnislos an, bückte sich und hob das Tischtuch. Der Hund schaute ihm ins Gesicht, ein Riesenvieh mit Ohren, knorpselte an seinem Kotelettknochen, er ließ das Tischtuch fallen und setzte sich wieder auf. Ihm war ein wenig flau.
    Zwei Pfund Hund auf ein Pfund Sau, bemerkte der Onkel, das ist so eine Faustregel, damit man so einen ausgewachsenen Keiler überhaupt halten kann.
    Sydow fragte sich, was Onkel Jodok da eigentlich vorschwebte, eine Hatz hatte er gesagt, meinte er das ganz wörtlich? Eine Wildschweinhatz in barocker Manier? Oben im Dachboden hatte er diverse Gemälde dieses Genres ausgemacht, er ersetzte die darauf jagenden Männer durch Onkel Jodok und ein paar wackere Mitstreiter hoch zu Ross, eine Meute Sauhunde ( zwei Pfund Hund auf ein Pfund Sau ) wild kläffend um sie herum, einen Keiler durch den Wald hetzend, bis er müde wird, um ihn dann mit einer Saufeder zu erlegen.
    Tote. Immer wieder. Entweder zum Beispiel, sagte Onkel Jodok gerade, der Eber wird fuchsig und greift dich an, dann wird’s eng. Und einmal war ich dabei, da ist einer in eine Schlucht hineingefallen. Also nicht der Eber natürlich! Der nicht!
    Eine Schlucht?, sagte Sydow, man fällt doch nicht einfach so in eine Schlucht.
    In eine Bodenspalte, die siehst du nicht. Kuhloch hieß das da, manchmal fällt da eine Kuh hinein, sagt man, oder eben ein Jäger. Heißen tun sie Kuhlöcher. In den Alpen laufen die Kühe frei im Wald herum, das sind ganz alte Weiderechte. Manchmal fallen sie in die Kuhlöcher. Da war ich dabei, wie einer ins Kuhloch gefallen ist, ein Jäger eben, den haben sie nie mehr gefunden.
    Wie bitte? Sydow stellte sein Glas zurück, wieso soll man den nie mehr gefunden haben!
    Das ist verwünscht, mit den Kuhlöchern, sagte Onkel Jodok, er nickte bedächtig, ganz verwünscht ist das. Immer wieder gibts Tote. Der Eber. Das Gelände. Oder die Jäger derschießen sich gegenseitig.
    Was tun sie?, fragte Glaser.
    Sich

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