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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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scheinheilig. Du weißt ganz genau, dass du mich heiraten wirst.«
    »Grüne Chartreuse, einen schönen Vodka …«
    »Scheren Sie sich bitte weg. Elizabeth, meine Liebe …«
    »Sie möchten wohl zahlen, was?«, fragte der Kellner.
    »Nein. Scheren Sie sich sofort weg. Wie ich eben sagte …«
    »Oh, bezahl die Rechnung, Liebster«, sagte Elizabeth. »Und dann kannst du mich nach draußen begleiten und küssen.«
    »Küssen Sie sie doch hier«, schlug der Kellner interessiert vor.
    »Oh, Adam, ich bete dich an«, sagte Elizabeth. »Natürlich werde ich dich heiraten.«
    »Eine schöne Magnumflasche Champagner, hm?«, fragte der Kellner. »Glückwünsche, Sir und Madam. Glückwünsche.« Adam gab ihm ein übertrieben großzügiges Trinkgeld, und sie gingen.
    Ihre Hochzeitsreise führte sie nach Brunnen. Die Zimmer ihres Hotels gingen auf den See hinaus. Sie besuchten das Wagner-Museum in Triebschen, und allen Vorschriften zum Trotz spielte Adam die ersten Takte des Tristan auf Wagners Erard-Flügel. Sie erstanden eine ganze Reihe pikanter Postkarten, die sie an ihre Freunde verschickten. Beide waren unbeschreiblich glücklich.
    Sie standen auf dem Balkon und blickten verträumt übers Wasser, das im schwindenden Licht violett schimmerte.
    »Wie schön«, urteilte Elizabeth, »all die Freuden des sündigen Lebens genießen zu dürfen, ohne sich mit den Nachteilen herumschlagen zu müssen.«

Kapitel 2
    Die Ehe wäre nicht bemerkenswerter gewesen als zehntausende andere, wäre nicht noch ein Dritter mittelbar an ihr beteiligt gewesen.
    Edwin Shorthouse sang den Ochs im Rosenkavalier . Ebenso wie Adam machte er während der Proben Elizabeths Bekanntschaft. Und auch er verliebte sich in sie.
    In diesem Zusammenhang das Wort »Liebe« zu benutzen ist größtenteils ein Euphemismus für körperliches Begehren. Wie alle genau wussten, war Edwin Shorthouse in seinen Beziehungen zu Frauen über diese Ebene nie hinausgekommen. Seine Gepflogenheiten ließen in der Tat vermuten, er mache sich für eine späte Wiedereinführung des droit de seigneur stark, und seine Ähnlichkeit mit dem feisten, ältlichen Lebemann aus Strauss’ Oper war verblüffend genug, um in Opernkreisen für fortgesetztes Erstaunen darüber zu sorgen, dass er die Rolle so ungenügend interpretierte. Möglicherweise war ihm die Ähnlichkeit dunkel bewusst, und vielleicht empfand er die durch und durch gehende Dummheit dieser Hofmannsthalschen Figur als Karikatur seines eigenen Lebenswandels. Empfindsamkeit war jedoch keine von Edwin Shorthouses Stärken, und es ist wahrscheinlich, dass seine Abneigung gegen die Rolle rein instinktiver Natur war.
    Sein Interesse an Elizabeth mag jedoch durch mehr hervorgerufen worden sein als durch bloße Sinnlichkeit. Ansonsten wäre es ziemlich schwierig, die rege Boshaftigkeit, die Elizabeths Heirat mit Adam in ihm weckte, zu erklären. Joan Davis war der Ansicht, dass er hauptsächlich in seiner Eitelkeit getroffen sei. Auf der einen Seite war da Edwin (sagte sie); ungehobelt, im mittleren Alter, hässlich, eingebildet und fast immer betrunken; und auf der anderen Adam. Für jeden Menschen – außer Shorthouse selbst – war die zu treffende Wahl eine ausgemachte Sache; ihn muss sie zweifellos überrascht haben wie ein verheerender Schlag.
    »Aber zerbrecht euch nicht den Kopf, meine Lieben«, fügte Joan hinzu. »Edwin lockt das Weib als solches – nicht eine bestimmte Frau. Sobald das nächste gut gebaute Mädchen vorbeikommt – und die Welt ist voll davon – wird seine Wut verraucht sein.«
    Elizabeth selbst brachte Frustration als Grund für Edwins ungerechtfertigten Ärger ins Gespräch. Sie hatte ihn bei den Proben nicht oft gesehen, obwohl er bei jeder ihrer Begegnungen ausgesprochen aufmerksam gewesen war.
    »Das ist mir nicht entgangen«, sagte Joan. »Er hat dich immer ›mit den Augen ausgezogen‹, wie man so schön sagt.«
    Elizabeth musste zustimmen. Aber, so fügte sie hinzu, es sei ihr schwer gefallen, mit seinem Verhalten zurechtzukommen – bis zu jenem Abend, als Shorthouse einen Versuch wagte, diesen freudlosen, seiner Fantasie vorbehaltenen Zeitvertreib in die Tat umzusetzen.
    »Natürlich«, schloss Elizabeth sittsam, »habe ich ihm keine Hoffnungen gemacht … Deswegen ist er, wie ich schon sagte, frustriert. Das ist die Erklärung.«
    Adam hatte aber noch eine andere Theorie. Seiner Meinung nach war Shorthouse wirklich verliebt; tief im Innern seiner feisten und wenig anziehenden Gestalt,

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