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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verändert. Porterhouse und Skullion, Überbleibsel einer alten Tradition. Das intellektuelle Leben im College war Skullion nicht nur unbekannt, sondern auch gleichgültig. Es war ihm ebenso unverständlich wie einem ungebildeten Bauern das Gefasel bei einer lateinischen Messe. Sie konnten sagen oder denken, was sie wollten. Die Männer verehrte er, jedenfalls einige – mittlerweile waren es immer weniger –, ihre Angewohnheiten und kleinen Marotten, die für ihn zu der alten Selbstsicherheit gehörten. Das »Guten Morgen, Skullion« des Dekans, Dr. Huntleys seidene Hemden, des Kaplans abendlicher Bummel durch den Garten, Mr. Lyons’ freitäglicher Musikabend oder das wöchentliche Paket aus dem Institut für Dr. Baxter. Die Kapelle, der Speisesaal, das Festmahl und die Sitzung des Collegerates, wie innere Jahreszeiten waren all diese Ereignisse in Skullions Lebenskalender verzeichnet, und ständig hielt er Ausschau nach der Selbstsicherheit, die früher den echten Gentleman ausgemacht hatte.
    Wie er so vor dem fauchenden Gasfeuer saß, durchforschte er sein Gedächtnis nach dem Geheimnis jener alten Männer. Nicht daß sie klug gewesen wären. Einige schon, doch die Hälfte war dumm gewesen, dümmer als die jungen Männer, die man heutzutage antraf. Geld? Manche hatten jede Menge davon gehabt, andere nicht. Es war nicht der springende Punkt gewesen, wenigstens nicht in seinen Augen. Vielleicht in ihren. Sie waren halt ein ganz anderer Menschenschlag gewesen, die Hälfte regelrecht hilflos. Konnten oder wollten nicht ihre Betten machen. Und arrogant erst! »Skullion dies und Skullion jenes.« O ja, das war ihm damals zuwider gewesen, aber er hatte es trotzdem getan, und es hatte ihm nachher nichts ausgemacht, weil ... weil sie eben Gentlemen gewesen waren. Liebevoll spuckte er ins Feuer und dachte an seinen Streit mit einem jungen Schnösel in einer Kneipe, der gehört hatte, wie er von der guten alten Zeit schwärmte.
    »Welche Gentlemen?« hatte der Bursche gefragt. »Ein Haufen reicher Scheißkerle mit nichts zwischen den Ohren, die dich bloß ausgebeutet haben.«
    Und Skullion hatte sein Bier abgestellt und gesagt: »Ein Gentleman stand für etwas. Es kam nicht darauf an, was er war, sondern daß er wußte, was er sein sollte. Und das ist mehr, als du je wissen wirst.« Nicht was sie waren, sondern was sie sein sollten, wie eine alte Gefechtsstandarte, der man folgte, weil sie das Beste symbolisierte. Ein zerrissener Stofffetzen, der für etwas stand, der einem Selbstvertrauen gab und etwas, wofür man kämpfen konnte.
    Er stand auf und überquerte den Hof, ging durch die Hecke und den Garten bis zum hinteren Tor. Der ganze Garten lag unter einer Schneedecke begraben. Skullions Schritte auf dem Kiesweg blieben lautlos. In ein paar Zimmern brannte noch Licht. Die Fenster des Dekans waren hell erleuchtet. »Grübelt über die Rede nach«, dachte Skullion mit einem mißbilligenden Blick zum Rektorhaus, wo alles dunkel war. Am hinteren Tor angekommen, sah er zu den Reihen der Eisenspitzen auf Mauer und Tor hoch. Wie oft hatte er früher dort im Schatten der Buchen gestanden und junge Herren nur beim Überklettern dieser Spitzen beobachtet, um dann vorzutreten und ihre Namen zu notieren. Er konnte sich immer noch an zahlreiche Namen erinnern und sah die erstaunten Gesichter vor sich, wie sie sich ihm zuwandten, wenn er ins Licht trat.
    »Guten Morgen, Mr. Hornby. Der Dekan bekommt am Morgen die Meldung.«
    »Zum Henker mit Ihnen, Skullion. Warum legen Sie sich nicht irgendwann mal schlafen?«
    »Collegevorschriften, Sir.«
    Und dann waren sie fröhlich fluchend auf ihre Zimmer gegangen. Heute kletterte niemand mehr herüber. Stattdessen hämmerten sie einen zu jeder Tages- und Nachtzeit wach. Skullion hatte keine Ahnung, weshalb er sich immer noch die Mühe machte, die hintere Mauer zu kontrollieren. Aus Gewohnheit, alter Gewohnheit. Gerade wollte er sich umdrehen und zurück ins Bett stapfen, als ein schlurfendes Geräusch ihn abrupt anhalten ließ. Von der Straße aus versuchte jemand herüberzuklettern.
    Zipser ging durch die Free School Lane an den schwarzen Mauern des Corpus College vorbei. Der Vortrag über »Geburtenkontrolle auf dem indischen Subkontinent« hatte länger gedauert als erwartet, was teils auf den Enthusiasmus der Referentin und teils auf die Komplexität des Problems zurückzuführen war. Zipser wußte nicht, was schlimmer gewesen war, der eigentliche Vortrag, bei dem es um Abtreibung

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