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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»Porterhouse wird expandieren. Porterhouse wird wieder zu dem werden, was es einmal war: ein Hort der Bildung. Porterhouse wird sich wandeln.« Er schloß mit einem letzten Lächeln, um dann, ehe die Spannung nachließ, auf dem Absatz kehrtzumachen und in den Gemeinschaftsraum zu enteilen. Mit abruptem Ausatmen wurde hinter ihm das Festmahl beendet. Jemand lachte nervös, das für das Porterhouse-Lachen typische kurze Bellen, und dann wurden die Bänke weggeschoben und die Esser strömten aus dem Speisesaal in die kalte Nachtluft, ihren Stimmen hinterher, die schon vor ihnen im Hof eingetroffen waren. Es hatte angefangen zu schneien. Auf dem Rasen beschleunigte Sir Godber seine Schritte. Er hatte das Bellen und das Bänkeschieben vernommen, und da er sich so verausgabt hatte, fühlte er sich nun geschwächt. Er hatte das College absichtlich herausgefordert, hatte gesagt, was er sagen wollte, und sich Gehör verschafft. Im Moment konnte er nichts weiter unternehmen. Er war das Risiko eingegangen, von trampelnden Füßen und Zischen unterbrochen zu werden; soweit war es nicht gekommen, doch jetzt, wo um ihn her Schneeflocken auf den Rasen fielen, bekam er es plötzlich mit der Angst zu tun. Rasch lief er weiter, und mit einem Seufzer der Erleichterung schloß er die Tür des Rektorenhauses hinter sich.
    Als der Saal sich leerte und sogar die Fellows durch die Tür des Gemeinschaftsraumes spaziert waren, erhob sich der Kaplan, um das Tischgebet zu sprechen. Taub für die Welt und Sir Godbers Blasphemie sprach er sein Dankgebet. Nur Skullion, der allein auf der Musikantenempore stand, hörte ihn, mit vor Wut verfinstertem Gesicht.

Kapitel 2
    Im Gemeinschaftsraum verdauten die Fellows mürrisch das Festmahl. Sie saßen in ihren Sesseln mit den hohen Rückenlehnen, jeder ein Beistelltischchen neben sich, auf dem Kaffeetassen und Weinbrandgläser standen, und starrten mißmutig in das Feuer. Windstöße trieben aus dem Kamin Rauchschwaden in den Raum, die sich mit dem bläulichen Qualm ihrer Zigarren mischten. Über ihren Köpfen scheuchten groteske Tiere aus Gips sichtlich beschwipste Nymphen durch eine seltsam symmetrische Landschaft, in der sich Blumen mit dem Collegewappen – einem sprungbereiten Bullen – abwechselten, während die feisten Porträtköpfe von Thomas Wilkins, Rektor 1618–39, und Dr. Cox, 1702–40, finster von den holzgetäfelten Wänden blickten. Selbst der von einer Arabeske aus bemerkenswerten Weintrauben und üppigen Bananen umrahmte Kamin wirkte überladen und ließ die ganze Szenerie noch eine Spur pompöser erscheinen. Aber wenn die Fellows schon ihren Mageninhalt nur mühsam verdauten, so war der Inhalt von Sir Godbers Rede für sie völlig unverdaulich. »Ungeheuerlich«, sagte der Dekan, den Protest mit einem dezenten Rülpsen verbindend. »Man hätte meinen können, er hielte eine Wahlrede.«
    »Zweifellos ein nichts Gutes verheißender Einstand«, erklärte der Obertutor. »Man hätte erwarten können, daß größere Rücksicht auf die Tradition genommen würde. Man kann es drehen und wenden wie man will, wir sind und bleiben nun einmal ein altehrwürdiges College.«
    »Selbst wenn schon alles gedreht ist, obwohl ich Ihren Optimismus da nicht teile«, sagte der Dekan, »so ist doch ganz sicher noch nicht alles gewendet. Wegen seiner Vernarrtheit in moderne Auffassungen könnte der Rektor auf den Gedanken kommen, wir fühlten uns durch seine Anwesenheit geschmeichelt. Dieser Illusion fallen solche Abfallprodukte der Parteipolitik zu leicht anheim. Ich für mein Teil bin nicht beeindruckt.«
    »Ich muß zugeben, daß mir seine Nominierung äußerst seltsam vorkommt«, sagte der Prälektor. »Man fragt sich, was der Premierminister sich dabei gedacht hat.«
    »Die Regierung hat nicht gerade eine überwältigende Mehrheit«, erklärte der Obertutor. »Ich denke mir, daß er sich eine Last vom Hals geschafft hat. Nach der erbärmlichen Rede von heute abend zu urteilen, müssen sich bei Sir Godbers Auslassungen im Unterhaus auf den Hinterbänken eine Menge Nackenhaare gesträubt haben. Außerdem kann man seine Bilanz nicht gerade beneidenswert nennen.«
    »Kommt mir trotzdem spanisch vor«, meldete sich der Prälektor wieder zu Wort, »daß man ausgerechnet uns zu seinem Altersruhesitz ausgewählt hat.«
    »Vielleicht bellt er nur, beißt aber nicht«, sagte der Schatzmeister hoffnungsvoll.
    »Beißen? Schon wieder was zu beißen?« rief der Kaplan. »Aber ich habe doch eben erst zu Abend

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