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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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nicht fair!
    „Ich hätte es ahnen müssen“, weinte Cara leise. „So endet es doch, das Märchen, von dem du getanzt hast. Mit einem Todesopfer aus Liebe. Was habe ich nur getan, Ihr Götter! Was habe ich getan?“
    Suzanna erwiderte nichts, stattdessen fummelte sie erneut nach Brandons Puls. Es musste ein Irrtum sein. Wer waren diese Männer, dass die meinten, beurteilen zu können, wann jemand tot war und wann es nur den Anscheinhatte. In solchen Fragen irrten selbst Ärzte. Mit der freien Hand griff sie nach ihrer Handtasche, zog ihr Handy heraus, um einen Krankenwagen zu rufen. Scheiße – kein Empfang!
    Plötzlich kam ein Gnom eilig näher und zupfte Aiden am Hemd. „Aiden“, rief er aufgeregt, „Aiden, so überdenk doch mal nach! Was hat Seamus gesagmeint? Die hohe Lady Morrígain. Erinnerdenk dich an die Blume. Den Venuskelch!“
    Aidens Miene wurde leer, dann schimmerte etwas in seinen Augen auf. Hoffnung? „Haben wir die tote Blüte noch, Dwyn?“, fragte er mit zitternder Stimme.
    Der Gnom nickte hastig und rannte ohne ein Wort los.
    „Mylady“, rief Aiden. „Erinnerst du dich an die Legende der Hohen Lady Morrígain, die du uns erzählt hast? Wir haben ihre Blume, den Venuskelch. Sie ist verblüht, aber vielleicht … Bei allen Göttern! Seamus, lauf und hol die silberne Schale der Lady!“
    „Die Göttin der Toten“, flüsterte Cara, sie schien mit einem Mal völlig in sich gekehrt. „Ihre liebste Blume, die sie mit einer ihrer Tränen zu einem Kelch aus weiblicher Magie machte, soll für einen solchen Zauber hilfreich sein. So heißt es in den Legenden.“
    „Der Venuskelch der Morrígain und dreifach Gestalt“, rezitierte Aiden und er klang beinah feierlich, „erhebt sich über den Tod.“
    „Ihr habt einen Venuskelch gefunden?“
    Aiden nickte.
    Cara sprang auf. „Meine Schale!“, schrie sie. „Wo bleibt nur meine Schale! Und holt meinen Alchimisten, schnell, schnell, holt meinen Alchimisten, wir haben keine Zeit, sein Blut darf nicht kalt werden!“
    Suzanna erlebte die folgenden Minuten wie durch Nebel. Ohne Rücksicht auf die Wunde wurde Brandon umgedreht und auf den Rücken gelegt. Sie blieb neben ihm, hielt seine Hand wie schon im Keller. Während alle geschäftig herumrannten, Cara in gedämpftem Ton mit ihrem Alchimisten, einem Gnom, diskutierte und jedermann etwas zu tun hatte, stand für sie die Welt still. So wie Brandon dort lag gab es keinen Zweifel mehr. Er war tot. Sie gab sich größte Mühe, sich auf die Organisation seiner Rettung zu konzentrieren, konnte aber nicht verhindern, dass Tränen über ihr Gesicht liefen.
    „Warum dauert das so lange?“
    Cara stellte ihre Silberschale dicht neben Brandon. Darin lagen die verwelkten Überreste der Blume, die sie hatte pflücken wollen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Sídhe streichelte sein Haar. Sein Kopf fiel zur Seite und da hörte Suzanna ein leises Klackern. Sie tastete vorsichtig unter seinen Hals und stieß mit den Fingern auf den Saphir, den Cara in seinen Nacken gebrannt hatte. Er war hinausgefallen. Der Bann endete mit dem Tod.
    „Mein lieber Brandon“, flüstere Cara. „Ich mache es wieder gut, ich mache alles wieder gut. Und dann wird es wieder so wie früher.“
    Wie gut, dass er das nicht hören musste.
    Aiden und Dwyn hockten sich dicht neben die Schale.
    „Dreifach Gestalt“, erklärte Cara mit eisiger Stimme, „braucht es für den Zauber, den ich wirken will. Das Blut dreier Wesen, denn nur dies besänftigt die Hohe Göttin Morrígain, die in dreifacher Gestalt erscheint, damit sie einen der ihren zurückgibt ins Reich der Lebenden.“
    Sie griff nach dem langen Dolch und schlitzte sich ohne das winzigste Zögern die Pulsadern am Handgelenk auf. Tiefrot und viel dicker als beim Menschen rann das Blut in die Silberschale und bedeckte die schlaffen Blütenblätter, die sogleich begannen, sich darin aufzulösen wie hauchdünnes Zuckerwerk in heißem Wasser. Aiden nahm das Messer an sich und zog sich die Klinge über den Unterarm. Sein Blut, purpurfarben und in kraftvollen Stößen, mischte sich unter Caras. Er hielt den Dolch in Dwyns Richtung.
    „Große zaubermagische Kräfte sind uns Gnomen eigen“, ließ der feierlich verlauten, obwohl sein falscher Bart schief von seinem Kinn baumelte. „Aber nutzwirken tun sie nur freiwillig und gern gegeben.“
    Der kleine Kerl hob einen Arm wie zu einer Siegesgeste. Suzanna sah aus dem Augenwinkel, wie die anderen Gnome die Hände vors

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