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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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hatte. Jemand raunte jemand anderem etwas zu. Einer der Männer lachte leise, fast ein böswillig klingendes Fauchen. Suzanna bemerkte das düstere Funkeln in Aidens Augen, der ihr gegenübersaß und Brandon anstierte. Als dieser sich setzte, begriff sie. Cara musste ihre Hand zuvor an anderer Stelle gehabt haben, denn Brandons Miene war verhangen, als läge ein dünner Schleier über seinem Geist. Und das am Tag seiner Beförderung! Was für eine Demütigung.
    Das hat bald ein Ende, sagte Suzanna im Stillen zu sich und ihm.
    Zwei Krieger, die heute nicht die Ehre hatten, sich den Feierlichkeiten anzuschließen, trugen die Suppe auf, füllten die Gläser mit blutrotem Wein und bald erfüllten Schmatzen, Schlürfen und die gedämpften Unterhaltungen der Männer den Raum. Suzanna konnte die Suppe nicht als wohlschmeckend bezeichnen und auch das Brot war ebenso grau wie fade, aber dass in Caras Küche kein Salz zum Einsatz käme, hatte sie erwartet. Sie ließ sich nichts anmerken und aß trotz des unbehaglichen Gefühls und der Warnung im Kopf, keine angebotenen Speisen anzunehmen. Von mehreren Seiten wurde ihr Respekt ausgesprochen, für ihren Mut, Brandon zu helfen und Lady Cara gegenüberzutreten. Doch niemand ritt darauf oder auf ihrer Anwesenheit herum. Es war ein Thema wie viele andere auch, man sprach gleichberechtigt übers Wetter, die Entwicklung eines vielversprechenden Pferdes, den letzten Wettstreit im Boxen oder Weitwurf von Baumstämmen. Fichten, wie ihr der Mann erklärte, den sie alle bloß Log nannten. Er war klein und bullig mit einem gedrungenen Kopf, der breiter als hoch war. Sie fand, er sah wie ein Hackholz aus. In jedem Fall fand Log, dass man seinen schottischen Ahnen zufolge nur Fichten warf, aye, das gehörte sich halt so, selbst in Irland, aye. Suppe im Bart schien für den Mann dagegen kein Verstoß gegen die guten Manieren zu sein.
    Die Holzschalen wurden abgeräumt, dafür wurde Wein nachgeschenkt.
    „Collia“, säuselte Cara. Das Wort erhob sich über das Gemurmel der Männer wie ein kleiner bunter Vogel, der aus einem Schwarm Hühner aufstieg. „Collia, eröffne den Abend für mich mit einem Lied. Spiel mir ein altes Lied, um eine neue Zeit zu beginnen.“
    Collia stand auf und griff unter den Tisch. Während er zu Cara ging, wickelte er eine große Holzflöte aus mehrerenStoffschichten. Er kniete vor ihrem Thron nieder, schloss die Augen und begann zu spielen. Die Musik machte Suzanna ruhiger, sie hörte auf, auf ihrem Stuhl hin- und herzurutschen. Das schwermütige Lied, klagend wie von Dudelsäcken und dabei warm und dunkel wie ein Frauen-Alt, erinnerte sie an den Film, den sie mit Brandon angesehen hatte. Es verlieh dem Moment etwas Surreales, machte den gefährlichen Abend märchenhaft. Und Märchen endeten doch immer glücklich, oder etwa nicht? Als ihre Lider schwer wurden und ihr beinah die Augen zufielen, kam ihr der Gedanke, dass selbst das Lied wie eine Droge war, die jeden gefügig machte und Caras Macht ausbreitete wie einen Himmel über ihrer eigenen Welt. Eigenartig, zu spüren, dass sie die Bedrohung als solche wahrnahm, aber keine Furcht mehr empfand. Ihre Sicherheitsnadel lag verbogen vor Caras Füßen.
    Schweigen hallte nach, als Collia an seinen Platz zurückkehrte. Ohne ein Wort trugen die beiden Diener den zweiten Gang auf. Gegarte Zwergwachteln, winzig wie Wellensittiche, zwei pro Teller. Suzanna beäugte die Vöglein kritisch, deren Köpfchen abgeknickt auf einem Kräuterbett ruhten. Die Brust jedes Vogels zeigte mit aufgebrochenen Rippen nach oben, darunter fanden sich die angebratenen Innereien. Als sie die Gabel ins Fleisch stach, trat Blut aus. Sie wechselte einen angeekelten Blick mit Brandon, aber der zuckte nur mit einer Schulter. Du hast es so gewollt, sollte das wohl heißen. Seamus schob sich eine Leber zwischen die Zähne und senkte den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen.
    Nein danke, bei aller Höflichkeit, sie verzichtete auf den Gang. Cara starrte sie an, ein fasziniertes Lächeln im Gesicht. Sie aß nicht, vielleicht musste sie überhaupt nicht essen. Nun, da Suzanna die Einzige war, die nicht mit ihrer Speise beschäftigt war, hatte Cara alle Zeit, um sie mit ihrem penetranten Gaffen zu provozieren. Unter die neu gewonnene Furchtlosigkeit mischte sich Wut. Die Teller wurden abgeräumt und Cara öffnete den Mund, vermutlich, um jemanden zu sich zu rufen, der sie wie ein Tanzbär unterhalten sollte oder ein Gedicht vortragen musste, wie ein

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