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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Verlassenheit, des Elends, der Trauer, der weder den Steinruinen eines Schlosses oder den Resten einer entwaffneten Festung in diesem Maße eigen ist.
    »Eine entsetzliche Verwüstung!« sagte James Starr mit einem Blick auf den jungen Mann, der keine Antwort gab.
    Beide begaben sich unter das Schuppendach über der Mündung des Yarow-Schachtes, dessen Leitern noch bis nach den untersten Stollen der Grube herabreichten.
    Der Ingenieur neigte sich über die Mündung.
    Hier hörte man früher das pfeifende Geräusch der von den mächtigen Ventilatoren angesaugten Luft; jetzt gähnte hier ein schweigender Abgrund
    James Starr und Harry Ford betraten den ersten Leiterabsatz.
    Zur Zeit, als hier noch gearbeitet ward, dienten verschiedene sinnreich construirte Maschinen beim Betriebe mehrerer Gruben von Aberfoyle, die in dieser Beziehung auf’s Beste ausgerüstet waren; z. B. Förderkasten mit selbstthätigen Fallschirmen, welche in hölzernen Bahnen glitten, oscillirende Leitern, sogenannte »Engine-men«, welche durch eine einfache hin-und hergehende Bewegung den Bergleuten gefahrlos hinab-und mühelos hinaufzusteigen erlaubte.
    Diese vervollkommneteren Apparate freilich waren seit dem Aufhören der Arbeit entfernt worden. Im Yarow-Schacht verblieb nur noch ein langes System von Leitern, welche etwa von fünfzig zu fünfzig Fuß durch eine Art Podeste getrennt waren. Auf dreißig immer untereinander befindlichen Leitern gelangte man so bis zur Sohle des untersten Stollens in einer Tiefe von eintausendfünfhundert Fuß. Einen anderen Weg aus der Grube Dochart nach der Erdoberfläche gab es nicht. Die Luft erneuerte sich im Yarow-Schachte in Folge seiner durch mehrere Stollen vermittelten Verbindung mit einer höher liegenden anderen Schachtöffnung; natürlich stieg durch diesen umgekehrten Heber die wärmere Luft immer durch die letztere auf, und wurde von der tiefer liegenden Mündung her ersetzt.
    »Ich folge Dir, mein Sohn, sagte der Ingenieur, und machte dem jungen Mann ein Zeichen, vor ihm hinabzuklettern.
    – Wie Sie wünschen, Herr Starr.
    – Du hast doch Deine Lampe?
    – Ja freilich; ach, wenn’s doch noch die Sicherheitslampe wäre, die wir vordem gebrauchen mußten!
    – Freilich, erwiderte James Starr, schlagende Wetter sind jetzt nicht mehr zu fürchten.«
    Harry brachte ein einfaches Oellämpchen hervor, dessen Docht er in Brand setzte. In der kohlenlosen Grube konnten sich ja Kohlenwasserstoffgase nicht mehr entwickeln. An eine Explosion war also nicht mehr zu denken, und ebenso unnöthig erschien es, die Lichtflamme noch mit jener Scheidewand von Drahtgaze zu umgeben, welche sonst dazu bestimmt ist, die Entzündung der brennbaren Kohlengase außerhalb der Lampe zu verhüten. Die damals schon so verbesserte Davy’sche Sicherheitslampe war hier nicht mehr in Gebrauch. Wenn Gefahr nicht mehr existirte, so hatte das seinen Grund darin, daß deren Ursache, und mit dieser freilich auch das Brennmaterial, der frühere Reichthum der Grube Dochart, nicht mehr vorhanden war.
    Harry stieg die ersten Sprossen der obersten Leiter hinab. James Starr folgte ihm Bald befanden sich Beide in tiefster Finsterniß, welche das Flämmchen der Lampe nur mühsam besiegte. Der junge Mann hielt die Lampe über seinen Kopf, um seinem Begleiter besser zu leuchten.
    Schon waren der Ingenieur und sein Begleiter etwa zehn Leitern im gewöhnlichen Bergmannschritt hinabgestiegen.
    James Starr betrachtete, soweit das matte Licht es gestattete, die Wände des Schachtes, dessen Auszimmerung sich noch erhalten, wenn auch da und dort angefault zeigte.
    Beim fünfzehnten Absatz, d. h. also in der Hälfte des Weges, machten sie für einige Augenblicke Halt.
    »Ich habe eben nicht mehr Deine Beine, mein Sohn, sagte der Ingenieur mit einem tiefen Athemzug, indeß, es geht doch noch.
    – Sie haben ja eine gute Gesundheit, Herr Starr, erwiderte Harry, bei mir ist es wohl kein Wunder, da ich so lange Zeit in der Grube gelebt habe.
    – Du hast Recht, Harry. Als ich auch erst einige zwanzig Jahre zählte, stieg ich mit Leichtigkeit in einem Athemzug bis hinunter. Doch laß uns weiter gehen!«
    Aber gerade als sie die weiter führende Leiter betreten wollten, ließ sich aus der Tiefe des Schachtes eine Stimme hören. Sie drang herauf wie eine allmälig anschwellende Woge und wurde zunehmend deutlicher.
    »Nun, wer kommt da? fragte der Ingenieur, indem er Harry zurückhielt.
    – Ich weiß es nicht, antwortete der junge Bergmann.
    – Deines

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