Schwarz-Indien
lange anhalten und mir der Himmel die Gnade angedeihen lassen, meine Augen eher zu schließen, bevor sie das Ende derselben sahen.«
Der alte Bergmann jubelte laut auf vor Freude. James Starr theilte diese gewiß, aber er ließ den alten Simon gern für zwei aufjauchzen.
Harry allein blieb in Gedanken versunken. Vor seiner Erinnerung standen alle jene sonderbaren, unerklärlichen Ereignisse, welche der Entdeckung des neuen Kohlenflötzes vorausgingen, und erweckten in ihm manche Besorgnisse für die Zukunft.
Eine Stunde später trafen James Starr und seine zwei Begleiter wieder in der Cottage ein.
Der Ingenieur aß mit bestem Appetit zu Abend, ging willig auf alle von dem rüstigen Obersteiger entwickelten Pläne ein, und hätte ihn nicht der lebhafte Wunsch erregt, schon den nächsten Tag anbrechen zu sehen, er würde nirgends in der Welt so gut geschlafen haben, als in dieser ungestörten Ruhe der Cottage.
Am anderen Morgen brachen James Starr, Simon Ford, Harry und selbst Madge nach einem kräftigen Frühstück zeitig auf und schlugen den gestrigen Weg wieder ein. Außer verschiedenen nothwendigen Werkzeugen nahmen sie auch einige Dynamitpatronen mit, um das vorliegende todte Gestein zu sprengen. Außer einer mächtigen Fackel führte Harry auch eine größere Sicherheitslampe, welche zwölf Stunden lang brennen konnte, mit sich. Das erschien ausreichend für den Weg hin und zurück sowohl, als auch
Harry schwang sich auf die Schultern seines Vaters. (S. 69.)
für den nothwendigen Aufenthalt durch weitere Nachforschungen, wenn solche ersprießlich schienen.
»An’s Werk!« drängte Simon, als er mit seinen Begleitern das Ende des Stollens erreicht hatte.
Er ergriff ein schweres Brecheisen und trieb es kräftig gegen die Schieferwand.
»Der Weg durch Neu-Abersoyte ist offen!« (S. 76)
»Wartet einen Augenblick, sagte da dcr Ingenieur. Wir wollen uns zunächst überzeugen, ob hier Alles unverändert ist und das Wettergas noch immer durch die Spalten dringt.
– Sie haben sehr recht, Herr Starr, stimmte ihm Harry zu; was wir gestern hier verstopft fanden, könnte es auch heute wieder sein!«
Auf einem Steinblock sitzend musterte Madge sorgfältig die umgebende Höhle und die Wand, welche gesprengt werden sollte.
Es ward constatirt, daß sich Alles noch in demselben Zustande befand. Die Spalten im Schiefer zeigten keinerlei Veränderung. Das Wasserstoff-Monocarbonat drang noch immer, wenn auch nur in schwächerem Strome, daraus hervor, was jedenfalls daher rührte; daß es seit dem gestrigen Tage schon ganz ungehinderten Abzug fand. Jedenfalls erschien dieses Hervorquellen so gering, daß es keine Befürchtung, es könne sich hier ein explosives Luftgemisch gebildet haben, wachrief. James Starr und seine Begleiter konnten also ganz unbesorgt ans Werk gehen. Uebrigens durfte man voraussetzen, daß die Luft hier sich allmälig reinigen mußte, je nachdem sie sich nach den höheren Schächten und Galerien der Grube Dochart verbreitete, und daß die in diese große Luftmenge vertheilten Wettergase zu einer Explosion keine Veranlassung geben konnten.
»An’s Werk also!« wiederholte Simon Ford.
Bald lösten sich unter seinen wuchtigen Schlägen abgesprengte Felsen stücke los.
Die Steinwand bestand im Wesentlichen aus Sandstein und Schiefern mit zwischen gelagerten Puddingsteinen, wie man sie nicht selten neben den Ausläufern der Kohlenflötze antrifft.
James Starr hob einige der durch das Werkzeug abgesprengten Bruchstücke auf und untersuchte sie sorgfältig, um vielleicht einen sichereren Hinweis auf Kohle daran zu entdecken.
Die erste Arbeit nahm etwa eine Stunde in Anspruch, bis eine hinreichend tiefe Aushöhlung in der Hinterwand des Stollens hergestellt war.
James Starr bezeichnete hierauf die Einzelstellen für die zu bohrenden Sprenglöcher, welche Harry’s geübte Hand mittels Steinbohrer und Schlägel 1 sehr bald fertig stellte. Dann setzte man Dynamitpatronen in dieselben ein. Jene hatten eine lange getheerte Lunte mit Sicherheitszünder innerhalb der eigentlichen Sprengmasse. Man zündete die Lunten an. James Starr und seine Begleiter zogen sich genügend zurück.
»O, Herr James, sagte Simon Ford, der seine Aufregung nicht zu bemeistern vermochte, noch niemals hat mein altes Herz so erwartungsvoll geschlagen. Ich brenne schon darauf, die Kohlenader in Angriff zu nehmen.
– Geduld, Simon, ermahnte ihn der Ingenieur. Sie setzen doch nicht voraus, hinter dieser Wand
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