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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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schon mit Dr. König gesprochen?“, fragte Marek. Doch meine Mutter ignorierte seine Frage und sah mich nur mitleidig an.
    „Es wird das Beste sein, ich nehme dich mit nach Berlin.“, sagte sie mit Nachdruck in der Stimme. Ihre Tränen waren wieder versiegt.
    Ich versuchte mich aufzurichten. Marek stopfte mir ein Kissen hinter den Rücken. Dann sagte ich: „Auch wenn du mir nicht glaubst, ich fühle mich hier wohl und ich werde auch hier bleiben.“
    „Du bist schon immer stur gewesen und musstest deinen Kopf durchsetzen.“, sagte meine Mutter, „und was hat es dir gebracht?“ Resigniert sah sie Marek an. Doch er hatte sich abgewandt und ging zum Fenster. Ohne sich umzudrehen sagte er:
    „Wir sollten Arvens Entscheidungen akzeptieren. Ich bleibe bei ihr.“
    Um das Thema zu wechseln, fragte ich nach meinem Vater. Meine Mutter antwortete erst, nachdem sie sich geräuschvoll in ein Taschentuch geschnäuzt hatte. „Deinem Vater geht es ganz gut. Seine Herzgeschichte ist praktisch vorbei. Aber er hat verdammt viel zu tun und fliegt von einem Termin zum nächsten.“
    Sie hatte tatsächlich „Dein Vater“ gesagt, wo er doch nur mein Stiefvater war und sie Wert darauf legte, dass ich das wusste. Ich war froh, dass es ihm gut ging, aber er fehlte mir sehr. „Wird er demnächst wieder nach Deutschland kommen?“, fragte ich voller Hoffnung. Doch meine Mutter schüttelte nur den Kopf. „Was soll er denn hier, er hat seine Botschaft und dort viele Aufgaben zu erledigen. In Berlin langweilt er sich nur.“
    Dass ich nur gefragt hatte, weil ich ihn noch einmal sehen wollte, hatte sie nicht begriffen. Dann erzählte sie von meinem Hotel, in dem die Geschäfte immer besser liefen. Sie sagte: „Ich rate dir, einen neuen Geschäftsführer einzusetzen, Frau Koch wächst das alles über den Kopf. Sie ist eine gute Seele, aber einfach zu alt für diese Aufgabe.“
    Ich sah Marek an. Er wurde blass. Doch ich sagte zu meiner Mutter nur: „Das habe ich mir auch schon überlegt. Es wird bald eine Lösung geben.“
    Es war wie immer, wir redeten gezielt aneinander vorbei. Was hatte ich auch erwartet? Ich war müde, ich wollte nur noch schlafen. Deshalb sagte ich zu meiner Mutter:
    „Bitte lasst mich jetzt allein, ich brauch wieder Ruhe.“
    Meine Mutter wandte sich ab und ging aus dem Zimmer. Marek kam zu mir und küsste mich zärtlich auf die Stirn.
    Er sagte: „Schlaf ein wenig, ich kümmere mich um Deine Mutter.“
    Ich konnte nicht schlafen. Sämtliche Gefühle übermannten mich in einer nicht gekannten Heftigkeit. Meine Brust brannte und meine Kehle war völlig ausgetrocknet. Auch die angestaute Beherrschung brach sich plötzlich Bahn. Eine Flut von Tränen ergoss sich, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Die Schmerzen waren trotz der Infusion so stark, dass ich schon bald nach einer Schwester klingelte. Sie kam schnell und machte ein bedenkliches Gesicht, als ich ihr sagte, dass ich es kaum mehr aushielt. Sie ging wieder, um bald darauf mit einer aufgezogenen Spritze zurückzukehren. „Damit werden sie für eine Weile Ruhe haben“, sagte sie und spritzte mir die Lösung in meine Armvene. Ich sank fast augenblicklich in einen tiefen Schlaf.
    Als ich wieder erwachte, war es bereits Nacht. Marek saß lesend an meinem Bett. Wir hatten vereinbart, dass er dir Frage „Wie geht es Dir?“ nicht mehr stellen durfte. Deshalb sah Marek mich nur fragend an. Ich versuchte ein Lächeln, das mir nicht besonders gut gelang.
    „Sie haben dir dein Abendessen gebracht.“, sagte er und zeigte auf den Tisch.
    „Ich möchte nichts essen.“, antwortete ich, „aber ein Glas Wein wäre super.“ Marek stand auf und holte die Flasche, die er bereits für sich geöffnet hatte. Er schenkte mir ein Glas ein und half mir, mich aufzurichten. Der erste Schluck schmerzte in meinem Hals, aber es wurde von Schluck zu Schluck besser. Eigentlich hätte ich keinen Alkohol trinken sollen, bei den Medikamenten, die ich ständig verabreicht bekam. Aber es war das Einzige, das mir im Augenblick schmeckte. Marek sagte:
    „Deine Mutter wird morgen noch einmal vorbeikommen, aber nur um sich zu verabschieden. Sie hat mir gesagt, dass sie den Eindruck hat, dich nicht überreden zu können, wieder nach Berlin zu kommen.“
    „Das hat sie richtig verstanden.“, sagte ich und Marek legte seine Hand auf die meine. Dass er neben mir saß, meine Hand hielt und kein großes Aufheben von meiner Krankheit machte, dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich

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