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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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miteinander, obwohl meine Eltern beide Deutsche waren. Ich musste mich erst wieder an diese Sprache gewöhnen, mit der ich natürlich aufgewachsen war. Es klang am Anfang immer hart in meinen Ohren, bis ich selbst die ersten Sätze gesprochen hatte. Die Zugfahrt dauerte nur wenig mehr als eine Stunde und als ich auf dem zugigen Bahnhof stand und auf das Taxi wartete, das mich auf den Berg ins Internat bringen sollte, kam Ina, eine meiner Klassenkameradinnen und gleichzeitig beste Freundin auf mich zu.
    „Hey Arven! Mensch bist du braun geworden“, rief sie und umarmte mich. Ina war fast einen Kopf kleiner als ich und strohblond. Ihr Wuschelkopf sah immer unfrisiert aus.
    „Ich komme auch aus dem Süden“, sagte ich und befreite mich wieder.
    „Du kannst gleich mitfahren, ich habe schon ein Taxi bestellt“, sagte ich und Ina holte ihre Koffer.
    „Die Ferien sind so schnell vergangen“, begann Ina und fügte hinzu: „aber wir werden uns die Laune von den alten Mahlzähnen nicht vermiesen lassen. Mit diesem Ausdruck bezeichneten wir unsere Lehrerinnen, die teilweise Ordensfrauen waren und zum anderen Teil weltliche Lehrerinnen. Sie waren uns nicht immer wohlgesonnen, denn allein die Tatsache, dass wir diesem Ordenshaus immer wieder entkommen konnten und in die Freiheit entlassen würden, war für diese Frauen mit Sicherheit ein Problem. Die Regeln waren entsprechend streng, aber es gab immer wieder Möglichkeiten, ihnen zu entgehen. Ich war bereits seit sechs Jahren in diesem Haus und kannte alle Tricks.
    Ina setzte sich im Taxi nach hinten und nahm im Spiegel Blickkontakt mit mir auf. „Na, was hast du denn Schönes erlebt in Afrika?“, flötete sie.
    „Ina, sei nicht so neugierig, ich werde es dir schon noch erzählen“, antwortete ich ihr.
    Wir waren Verbündete. Was ich auch erlebte, Ina wollte es immer haargenau erzählt haben. Kein Detail durfte ich ihr verschweigen. Ihr Leben verlief in recht geordneten Bahnen. Zuhause gab es eine Konditorei, in der sie in den Ferien mitarbeiten musste. An Freizeit war nicht zu denken. Sie beneidete mich um meine Flugreisen und die exotische Umgebung, in die ich immer wieder eintauchen durfte.
    Ich selbst brannte auch darauf, ihr von meiner Eroberung zu erzählen, aber nicht im Taxi. Ich wollte sie noch etwas auf die Folter spannen. Schließlich war meine neue Liebe etwas ganz Besonderes. Keine meiner Mitschülerinnen hatte mit einem Farbigen geschlafen.
    In der Schule war alles für unseren Empfang vorbereitet. Im Vestibül gab es einen Tisch mit Schnittchen und kalten Getränken. Viele Schülerinnen wurden von ihren Eltern persönlich abgeliefert. Unsere Präfektin und ihre Stellvertreterin begrüßten die Ankommenden herzlich und luden uns zu einem Getränk ein. Es war wie Nachhause kommen. Viele Mädchen waren bereits anwesend, einige hatten die Ferienzeit sogar hier im Internat verbracht. Sie konnten aus verschiedenen Gründen nicht heimfahren.
    Unsere Zimmerbesetzung war schon vollständig: Agnes, Margitta, Ina und ich verzogen uns so bald wie möglich in unser kleines Viererzimmer. Wir hatten als einziges Zimmer ein Klavier in der Ecke stehen, das zwar schrecklich verstimmt war, aber Agnes war nicht abzuhalten, einen heißen Rock 'n' Roll darauf zu hämmern. Wir packten unsere Koffer aus. Ich hatte außer meiner neuen Kleidung aus München nicht viel im Koffer. Aus Kenia hatte ich noch ein paar Kleinigkeiten für die Mädels mitgebrachte. Ina bekam ein handbedrucktes Hüfttuch und für die anderen hatte ich kleine geschnitzte Holzfiguren dabei, die Tiere aus dem Busch darstellten. Jede bekam ihr Lieblingstier.
    Von Ina bekam ich eine große Schachtel handgemachter Pralinen aus ihrer Konditorei, die wir sofort gemeinsam aufaßen. Der Ritus des Geschenke Verteilens fand nach jedem Ferienaufenthalt statt und unsere Freundschaft war auf diese Weise immer enger geworden. Schon in einem halben Jahr würden wir Abitur machen und dann würden sich unsere Wege für immer trennen.
    Ina hatte den Deckel zugemacht und sich auf das Klavier gesetzt.
    Sie sagte: „Wisst ihr schon, unsere Arven hat ihre Unschuld verloren?“ Sechs Augenpaare waren fragend auf mich gerichtet. „Das ist nicht fair!“ antwortete ich. „Ich werde euch kein Sterbenswort erzählen!“ Ich war die jüngste unter den Mädchen. Die anderen waren alle mindestens ein halbes Jahr älter. Jede hatte schon sexuelle Erfahrungen gemacht, ich war die letzte und nach deren Meinung längst überfällig. Ich

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