Schwarzbuch Scientology
allermeisten Fällen war man ja in irgendeiner Form für das System tätig, und an die mal erlernte Ausbildung ist nicht gleich oder gar nicht mehr anzuschließen. Das Kind, scientologisch erzogen und »gebildet«, schließt sich der Definition an, dass der gegangene Elternteil mindestens eine potentielle Schwierigkeitsquelle, wenn nicht gar ein Unterdrücker und damit der Umgang mit ihm möglichst zu vermeiden ist.
In einem Trennungsfall dieser Art hat der ausgestiegene Vater nach einiger Zeit und einem eigenen längeren Prozess der Erkenntnis den Versuch gestartet, wenigstens dem
noch minderjährigen Sohn eine Zukunft außerhalb des Systems zu ermöglichen. Der Heranwachsende ging auf das dänische Internat. An seine älteren Geschwister noch heranzukommen, als Verräter im Sinne Scientologys, war für den Vater quasi unmöglich. Aber der Kleine bot vielleicht doch noch Hoffnung. Der Vater stellte einen Antrag zur Übertragung der alleinigen elterlichen Sorge. Zumindest wollte er vom Familiengericht die Erziehungsgewalt für die Schulausbildung zugesprochen bekommen. Das Jugendamt wurde, wie in solchen Fällen üblich, eingeschaltet. Der Sohn wollte nicht zu seinem Vater. Dieses würde für ihn ja auch den Bruch mit dem System bedeuten, er hatte schon lange verinnerlicht, dass es ein »bisschen Scientology« nicht gibt. Er handelte danach. Immerhin gab es dem vom Gericht eingesetzten Verfahrenspfleger, der dem Jungen an die Seite gestellt wurde im Streit der Eltern, die Gelegenheit, Gespräche mit dem Kind zu führen, insbesondere über seine Schulsituation und das Gelernte. Er bestand auch darauf, die Schule in Dänemark zu besuchen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Sein Bericht für das Familiengericht war alles andere als schmeichelhaft, die Situation am Internat in Dänemark erinnerte ihn an Zustände der Diktatur in Chile zur Zeit Pinochets. Die Mutter trat mit einem scientologischen Rechtsanwalt vor Gericht auf. Trotz des Berichts des Verfahrenspflegers, der Einlassungen des Vaters, der nun nichts anderes mehr wollte, als seinen Sohn in der realen Welt bei sich zu haben und ihm einen endgültigen Weg in Scientology zu ersparen, blieb das Kind bei der scientologischen Mutter und damit in der entsprechenden Erziehung. Der Kontakt, der noch während
des Verfahrens zum Vater aufrechterhalten wurde, ist abgebrochen. Während des Verfahrens war es natürlich opportun, dem Jugendamt und dem Gericht gegenüber zu demonstrieren, dass scientologische Erziehung nicht heißen muss, zum ausgetretenen Vater keinen Kontakt mehr zu haben. Nach Abschluss des Verfahrens war dieses nun nicht mehr nötig. Wenn es hochkommt, wird am Geburtstag noch einmal angerufen. Die Hoffnung des Vaters bleibt, dass es zumindest seinem jüngeren Sohn irgendwie im Gedächtnis bleibt, was in dieser Zeit gesprochen wurde, und dass er sich daran erinnert, dass er im Haus seines Vaters und dessen Ehefrau willkommen ist, wenn er doch einmal gehen will, weg will aus Scientology.
Umzug nach Dänemark und andere familiäre Katastrophen
Der Umgang mit einer familiären Situation, wenn ein Teil der Familie zum Scientologen, zur Scientologin geworden ist, ist nach allen Berichten von Menschen, die sich in Beratungssituationen befinden, immer einschneidend. Das Verhalten von Angehörigen ist sehr häufig, insbesondere in der Anfangsphase, quasi bei Erkennen der veränderten Situation, häufig abwartend. Der von Scientology Angeworbene wird auch möglichst dafür Sorge tragen, den Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten. Dieses gilt insbesondere dann, wenn für ihn klar ist, dass die nahe Verwandtschaft die Aktivitäten für Scientology nicht billigen wird. Hinzu kommt sehr häufig eine Unsicherheit, da man den vertrauten
Menschen ja kennt. Es wird dann davon ausgegangen, dass er oder sie doch mit einigen Hinweisen auf das, was über Scientology schon bekannt ist, selbst wieder davon Abstand nimmt. Dass dieses nur in den seltensten Fällen vorkommt, ist ja auch weniger bekannt. In einer späteren Phase, der Angehörige hat inzwischen in der Regel schon diverse Kurse absolviert, das eine oder andere Hubbard-Buch im Regal stehen und Zeit und Geld werden immer knapper, führen Gespräche über Scientology nicht mehr weiter. War vorher wahrscheinlich die Angst da, den vertrauten Menschen an eine »Sekte« zu verlieren, wird nun die Unsicherheit stärker, den Menschen bei Kritik an Scientology endgültig zu verlieren. Daraus kann ein Hinnehmen der
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