Schwarzbuch Scientology
Situation werden, das die Familiensituation zwar permanent belastet, aber der Angehörige meldet sich ja immer mal wieder, der vermeintlich endgültige Bruch findet nicht statt. Dass der Bruch stattgefunden hat und daran auch keine gelegentlichen Telefonate oder auch Besuche bei Familienfeiern etwas ändern, wird so nicht registriert. Der Bruch findet im Kopf statt, das Leben wird inzwischen von Scientology bestimmt, und die familienfreundlichen Kontakte sollen unter anderem auch dafür sorgen, dass keine Störungen für die Organisation auftreten. In dem Moment, in dem sich der nicht-scientologische Teil der Familie einschaltet und das zu einem Ansehensverlust der Vorgehensweise von Scientology führt oder öffentlich werden könnte, führt das zu Problemen für den scientologischen Familienteil. Immer nach dem Motto: Die einzelne Person trägt die Verantwortung für sich und das Ganze, und nur, wer nicht linientreu agiert, produziert Probleme.
Die Scientologen fürchten bei nicht »gehandhabten« Familienangehörigen systeminterne Strafen.
Bei Situationen, in denen Kinder oder Jugendliche betroffen sind, stellt sich für die meisten Familien irgendwann die Frage, ob, wie und wann sie einschreiten können oder sollen. Am häufigsten wird über einen Eingriff nachgedacht, wenn die Eltern von erwachsenden Scientologen Großeltern werden. Den scientologischen Ehemann oder die Ehefrau hat man vielleicht noch als unabänderlichen Teil des Familienschicksals hingenommen. Nun geht es aber um die Enkelkinder. Auch in so einer Situation wird häufig erst einmal abgewartet. Insbesondere dann, wenn nach außen noch eine Form gewahrt bleibt. Die Kinder gehen auf normale staatliche Schulen, die Zeugnisse sind, nach allem, was man weiß, in Ordnung, man kann die Enkelkinder sehen und auch beschenken. Die erziehenden scientologischen Eltern haben dann irgendwann das Ziel, ihren Traum für sich und für ihre Kinder umzusetzen - endlich in eine der scientologischen Hauptstädte zu kommen, dorthin, wo die Sea-Org sitzt, die Eliteeinheit. Die Zelte werden nach und nach in der deutschen Heimatstadt abgebrochen. Was noch da ist, wird verkauft. Dem nichtscientologischen Teil der Familie wird der Umzug schmackhaft gemacht, man will nach Kopenhagen, nach Dänemark. Es wird sich bemüht, in einem guten Einvernehmen mit der durchaus kritisch eingestellten Familie klarzukommen. Eine der Bedingungen für die Aufnahme in die Eliteeinheit: keinen Stress hinterlassen. Wer weiß sonst, wie sich das später einmal auswirken könnte.
Ein Familienmitglied macht sich Sorgen, Bruder und Schwägerin hat es schon lange als nicht mehr rückholbar
eingestuft, aber nun die Kinder. Sie waren alle in der Heimatstadt in staatlichen Schulen. Er sieht mit Sorge, dass alles aufgelöst wird und dass die Kinder abgemeldet werden sollen von den Schulen. Alles richtet sich nur noch auf ein Ziel, Umzug nach Kopenhagen. Dieses Familienmitglied leitet nun ein Verfahren vor dem Familiengericht ein mit dem Antrag, die Eltern zu verpflichten, ihre Kinder auf den Schulen bis zum Abschluss zu belassen. Die Kinder sind unterschiedlichen Alters und bekunden auch in der Familie, wie gerne sie doch nach Dänemark wollen. Immerhin wird in diesem Fall erst einmal erreicht, dass die Kinder das Schuljahr beenden. Es wird natürlich auch vor dem Jugendamt und dem Gericht versichert, dass man nicht in die Eliteeinheit der Scientology gehen will. Es sei nur ein Umzug nach Kopenhagen. Bis Ende des Schuljahres ist Pause. Die Auflagen des Gerichtes werden beachtet - abgesehen davon, könnten sie aus den genannten Aufnahmegründen auch gar nicht mit einem Prozess im Nacken in die Sea-Org aufgenommen werden. Das Schuljahr ist um, und man zieht um. Plötzlich alles ganz schnell. Abmeldungen bei den Schulen, Verabschiedung bei der Familie, Ummeldung der Anschriften nach Kopenhagen. Jetzt wird es schwer, den Kindern zumindest einen Teil außerscientologischen Lebens noch zu erhalten. Auch wenn sofort wieder ein Antrag unter Bezug auf das bereits geführte Verfahren gestellt wird: Die Gerichte streiten sich, wer zuständig ist. Außerdem wird dem Gericht erläutert, dass die Kinder in Dänemark eine nichtscientologische Schule besuchen. Überprüft wird dieses vom Gericht nicht, da die Zuständigkeit Vorrang hat, vor dem Schicksal der Kinder.
Bei Auseinandersetzungen dieser Art, bei denen Hilfe vom Staat notwendig wird, ist zu berücksichtigen, dass diejenige Person, die auf der
Weitere Kostenlose Bücher