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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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weniger sympathischen Exemplaren der Gattung Mensch, als Hana Teoro eines war, viel zu verbreitet. Um nicht zu sagen, üblich. Eine schöne Frau hat bei mir sozusagen einen Unehrlichkeitsbonus. Doch das gilt nur, wenn sie nicht in eine kriminelle Sache verwickelt ist.
    Vorsichtshalber lächelte ich direkt in ihre schönen, blauen, in dieser Farbe auf Hawaii nicht so häufigen Augen hinein, aber in der Tiefe meines Hinterkopfes begann sich der Verdacht zu regen, daß dieses bezaubernde Geschöpf vielleicht doch nicht ganz so harmlos war, wie es ihr Blick mir zu vermitteln versuchte.
    Bevor ich noch weitere Überlegungen anstellen konnte, machte sie mich mit ihrer sanften Stimme aufmerksam: »Sie können mich ab übermorgen wieder in meiner Wohnung in Waikiki erreichen, Mister ...«
    Â»Jones!«
    Â»Ja, Mister Jones. Ich wohne im Moana Towers. Penthouse.«
    Ich kannte das Hochhaus am Moana Boulevard. Als ich letztes Mal hier war, baute man noch daran. Eine gute Adresse. Teuer auch. Aber Sängerinnen können sich nicht nur teure Appartements leisten, sie brauchen sie auch zum Vorzeigen. Damit man sie gefälligst für berühmt hält. Und sein Angebot danach bemißt.
    Draußen auf der Bühne begann einer die Trommel zu schlagen. Andere fielen ein. In Sekunden war ein infernalischer Radau im Gange.
    Â»Sie hören hier auf?«
    Das Mädchen brüllte durch den Lärm zurück: »Nein, nicht aufhören. Ich trete hier immer nur zwei Wochen hintereinander auf. Habe dann zwei Wochen Pause. Entschuldigen Sie ...«
    Eine Schminkerin war an sie herangetreten, frischte ihr Make-up auf und fuhr mit einem Kamm ein paarmal durch ihr Haar. Ohne sich von mir zu verabschieden, flitzte Hana Teoro zum Bühneneingang, wo schon die Musiker auf sie warteten. Ich war mir nicht schlüssig, ob ich etwas erreicht hatte. Das Mädchen kennengelernt, das Wesley Blairs größter Renner war, ja. Ihre Adresse erfahren auch. Und den Verdacht geschöpft, daß sie nicht gerade ein Ausbund an Wahrheitsliebe zu sein schien – war das ein Anfang?
    Â»He, he«, raunzte es hinter mir.
    Da stand ein junger Mann mit einem Sonnenschutz aus Zelluloid über der Stirn, wie ihn bei uns zu Hause die Kerle beim Pferderennen auf den Tribünen tragen. Auf dem Schild stand »Tiger Balm Forever«. Und auf dem Hemd trug der Kerl, quer über die Brust gedruckt, die Aufschrift »Producer«.
    Jeans, ausgefranst. Eine Menge Muskeln und gegrillte Haut. Offenbar ein Einheimischer. Als er meinen fragenden Blick auffing, polterte er in dem Kauderwelsch los, mit dem man hierzulande unfolgsame, sprachunkundige Touristen abfertigt: »Du hier nix gucken! Nix stehen hier! Nix stören Künstler bei Pause, oder ganz plenty schnell raus, geworfen bei uns, schnell, schnell, fort von hier!«
    Ich habe meine Erfahrungen mit Wächtern, Ladendetektiven und kleinen Beamten, und ich grinste ihn zunächst entwaffnend an, mein Mund reichte dabei von einem Ohr zum anderen. Dann sagte ich so leise, daß er es gerade noch verstehen konnte, und mit einem so mörderischen Unterton, daß er blaß wurde: »Du, Bruder, ganz plenty schnell verschwinden aus meine Optik, sonst ich dich hauen in schöne, braune Fresse unverschämt oft und treten dich in Bauch, bis deine beiden Tschigong-Kugeln ganz verdammt groß sind wie Eier von Huhn, savvy?«
    Er trat erschrocken zurück, um sich vor meinem Fuß in Sicherheit zu bringen, den ich leicht anhob. Vielleicht hielt er mich für einen, der Sekunden vor einem Amoklauf steht. Ich grinste. Immer noch. Das mußte ihm schon gespenstisch vorkommen, denn er verzichtete auf ein Widerwort. Grollte nur etwas von »fremdem Pöbel« und schlich davon.
    Inzwischen tat er mir leid. Von der Bühne her hörte ich den wiegenden Rhythmus des Hula. Die beiden Kämpfer gegen die fremden Eroberer vollführten Kniebeugen, um sich für ihren nächsten Auftritt aufzuwärmen.
    Ich machte mich auf. Irgendwo trank ich etwas aus Ananassaft und Bier Gemischtes, und während ich noch über die merkwürdige Komposition nachdachte, die nicht einmal schlecht schmeckte, drang von der Bühne her wieder Hana Teoros Stimme herüber. Ich lauschte eine Weile. Und dann gestand ich mir ein, daß es schon Freude machte, ihr zuzuhören. Eine Erfahrung, die ich keineswegs bei allen Sängerinnen dieser Branche machte.
    Der Laden in der

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