Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
stehend, boten von buntgefärbten Leinenhemden über Schlipse mit nackten Wahinen, chinesischem Porzellen, japanischem Pflaumenschnaps, Heilkräutern und stinkendem Fisch alles an, was der pazifische Mensch eben so zu brauchen glaubt, um glücklich zu sein.
    Ananas türmte sich auf den Tischen zu Pyramiden, und Blumen verströmten tausend Düfte. Mädchen von den Philippinen streiften umher, nach männlicher Beute Ausschau haltend. Wahrsager warfen ihre Stäbchen. Junge Herren in dunklen Anzügen verschwanden in den rot umrandeten Eingängen der Peep-Shows.
    Ich langweilte mich nicht, geriet zwar in die Gefahr, daß mir eine alte Hawaiimammi eine vergoldete Hibiskus blüte aufschwatzte, wie ich sie für meine Freundin Pipi in Singapore um die Hälfte billiger erworben hatte, doch dann erspähte ich ein Taxi und fuhr zum Royal Hawaiian zurück.
    Das »Moana Towers« hatte einen geräumigen Parkplatz, auf dem es an diesem Morgen eine Menge freier Buchten gab. Mein Chevy fiel hier nicht etwa durch besondere Eleganz auf, im Gegenteil. Aber es gab auch ein paar Karren, mit denen selbst in Hongkong gerade noch ein Grünkramhändler aus den New Territories seinen Kohl zum nächsten Markt gebracht hätte.
    Ich hatte mich nach einer Nacht guten Schlafes entschieden, am Morgen der Wohnung von Miß Teoro einen Besuch abzustatten, noch bevor die Gegend ringsum sich mit neugierigen Hausfrauen anreicherte, die einen Fremden mit weit größerem Interesse mustern würden als ihre Ehemänner. Außerdem hatte ich mir in einem Kaufhaus am Wege einen dieser praktischen Berufsmäntel gekauft, wie Elektriker sie trugen oder Wasserleitungsmonteure. Über der Brusttasche klebte ein Streifen mit der gut lesbaren Aufschrift Schnellreparaturen. Eingesteckt hatte ich eines meiner nützlichsten Instrumente, mit dem sich nahezu jedes Schloß der Welt öffnen ließ, hergestellt von einem meiner Hongkonger Freunde, der nicht eben zu den Lieblingen der Polizei zählte.
    Es erwies sich auch diesmal wieder als zuverlässig. Allerdings brauchte ich es an der zentralen Eingangstür gar nicht, weil ich hinter einer Dame in das Gebäude huschen konnte, die einige Schwierigkeiten hatte, zwei volle Einkaufstüten zu transportieren. Ich half ihr zuvorkommend, benutzte sogar dieselbe Fahrstuhlkabine wie sie, nur daß sie – mich zum Dank anstrahlend – auf halber Höhe ausstieg, während ich bis zur letzten Etage schwebte, wo sich das befand, was auf der Fahrstuhlskala als Penthouse bezeichnet war, in Wirklichkeit aber aus mehreren Appartements bestand, die den Vorzug einer erstklassigen Aussicht auf die Stadt hatten, bis weit nach Waikiki hinein und auf der anderen Seite bis zum Hafen.
    Sand Island lag etwas verschleiert unter einer dünnen Wolke, die soeben abregnete, und im Norden waren die Berge der Koolau-Kette zu erahnen. Auch dort schien es zu regnen.
    Als Mensch, der in Hongkong auf einer Dschunke wohnt, gönnte ich mir ein paar Minuten den Blick in die bunte Ferne, aber als ich begann, den Fischgestank Aberdeens zu vermissen, das Gekreisch der Schiffssirenen, den beizenden Geruch der Kochfeuer an Land, da besann ich mich auf mein eigentliches Vorhaben und marschierte einmal um die Etage herum, die offenbar von Leuten bewohnt wurde, die längst ausgeflogen waren, denn es zeigte sich an keinem der drei Eingänge jemand.
    Also drückte ich den Klingelknopf, unter dem der Name Teoro stand. Vorsicht ist der Schutzpatron des Detektivs. Hier war sie überflüssig. Niemand reagierte auf den Gong, der drei verschiedene Signale abspielte.
    Das Schloß war eine dieser lächerlichen Angelegenheiten, über die man in Hongkong in einschlägigen Kreisen gesagt hätte, es geht auf, wenn jemand laut genug hustet. Ich brauchte nicht einmal zu husten. Ich schob mein Spezialwerkzeug in die schmale Öffnung, tastete einen Atemzug lang herum, und dann erwies sich die Konstruktion des Schlosses als billig: das Ding sprang einfach auf.
    Ein paar Sekunden verhielt ich noch, weil manche Leute Alarmanlagen benutzen, aber es entstand nirgendwo Lärm, und wenn es eine unsichtbare Leitung zum Hausverwalter gab, dann würde der eine ordentlich verschlossene Tür vorfinden, sobald er kontrollierte.
    Ich trat ein und ließ das Schloß wieder einschnappen.
    Niemand da. Vier gut möblierte Räume, denen man ansah, daß hier nicht ein verlotterter

Weitere Kostenlose Bücher