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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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der Meisterschaft eines amerikanischen Studenten, der aus dem College geflogen war, und der sich, wie er sagte, den Pazifik erobern wollte. Mit einer flotten Kanne, zugegeben.
    Â»Sie hat ihn geheiratet, damals.«
    Auch daran erinnerte sich Bobby Hsiang noch. Und daß sie mit ihm ohne viel Aufhebens nach Amerika gegangen war.
    Â»Sie sind aber bloß bis Honolulu gekommen«, klärte ich den Freund jetzt auf. »Da muß er mit seiner Musik Geld gemacht haben, endlich. Haus in Waialae. Das ist die teuerste Wohngegend, habe ich mir sagen lassen. Ist übrigens verschwunden.«
    Â»Waialae?«
    Â»Der Musiker! Wesley Blair. Der Mann Laureens. Deswegen fliege ich hin.«
    Bobby leuchtete nicht so recht ein, daß ausgerechnet ich, der nur vor Jahren auf ein paar Tage in Honolulu gewesen war, jetzt für Laureen dort ihren Mann suchen wollte. Er steckte mir, hilfsbereit wie er nun mal ist, die Adresse eines Kriminalisten in der Stadt zu und schärfte mir ein: »Du mußt ihn nur an mich erinnern, er wird für dich tun, was du willst!«
    Ich beurteilte das nicht so zuversichtlich. Polizisten haben seltsame Vorbehalte gegen Privatermittler, auf der ganzen Welt, das erfährt man immer wieder, und das war eigentlich auch in Hongkong so. Nur Bobby in meinem Fall war eine Ausnahme. Aber es konnte ja sein, daß es sich um einen Gefallen handelte, den der Cop in Honolulu Bobby schuldete.
    Das Lichtzeichen an der vorderen Kabinenwand mahnte zum Schließen der Gurte. Ich vergewisserte mich, daß der Nachbar wieder einigermaßen bei Farbe war und ihm das Wasser nicht mehr in den Augen stand. Dann sah ich, als die Maschine in Schräglage ging, wie im Seitenfenster die Küste Oahus erschien. Eine Sichel aus feinem, gelbschimmerndem Sand. Dahinter Grün. Satt, mit einem leichten Stich ins Blaue. Davor eine See, von der ich nie gewußt hatte, daß sie so sehr an Türkis erinnern kann.
    Die Idylle schwand und machte der Kette von Betontürmen Platz, die sie rahmten. Da blitzten, wie überall in den Großstädten der Welt, Glas und Chrom. Man hätte das auf diese Entfernung glatt für Silber halten können.
    Als die Maschine auf der Betonpiste aufsetzte, entfuhr meinem geplagten Nachbarn ein Rülpser. Sein Magen schien wieder Gehorsam zu signalisieren, nach chinesischem Standard sogar Wohlbefinden. Ich lehnte mich zurück und malte mir aus, was mir jetzt blühte, während die Maschine langsam, mit gedrosselten Triebwerken auf die ausfahrbereiten Krakenarme der Empfangshalle zurollte.
    Sind Sie mal in Honolulu-International angekommen? Ich hatte das Vergnügen vor geraumer Zeit gehabt, auf einer Art verlängertem Wochenendausflug, und schon damals war mir die Aloha-Romantik beim Empfang ankommender Touristen etwas abgenutzt vorgekommen. Meine Mutter, die auf den Inseln einstmals mit meinem Vater einen, wie sie erzählte, traumhaften Urlaub verlebt hatte, schwärmte seither von den braunen Wahinen, den sanften Gesängen, den wolkenlosen Tagen am türkisblauen Meer, wo die sehnigen Gestalten der einheimischen Wellenreiter jeden bebrillten Geschäftschinesen Hongkongs unweigerlich als Karikatur erscheinen lassen.
    Möglicherweise wurde meine Existenz damals in jenen Urlaubstagen meines Vaters beschlossen, vielleicht fand der entscheidende Akt an einer vom Mond beschienenen nächtlichen Palmenhütte statt, im Geplätscher der Wellen, die auf dem Strand verebbten, untermalt vom fernen Gesang einer Hula-Truppe – lassen Sie mich das nicht weiter ausmalen.
    Ich habe immer wieder einmal daran gedacht, daß ich auf diese Weise mit den Inseln verbunden bin – vielleicht finde ich es deshalb bedauerlich, daß die freundliche Tradition Hawaiis langsam, aber sicher im Merkantilismus unserer Zeit versinkt. Wie die Hongkongs übrigens auch.
    Heute kann man bei Lösung des Flugtickets bereits darüber entscheiden, ob man in der großen Halle in Honolulus Airport bei der Ankunft mit einer Lei geschmückt werden will, einer dieser aus Blumen geflochtenen Halsketten, die einem ein schönes Mädchen umlegt, das überwiegend mit ähnlichen Blumen bekleidet ist.
    Man bezahlt für die schöne Sitte, die den Insulanern einstmals den Ruf einbrachte, daß sie Fremde lieben, von zehn Dollar aufwärts, je nach Qualität der Blumen. Wobei die Lei für zehn Dollar meist schon etwas angewelkt ist. Für fünfundzwanzig Dollar

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