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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Hotel Street 812 platzte für ein Restaurant mit diversen Küchen und mäßigen Preisen nicht gerade aus den Nähten, als ich am Abend dort ankam.
    Ich hatte meinen Chevy am Hotel stehenlassen und war mit dem Taxi gekommen. Die Innenstadt von Honolulu war für Autofahrer ebenso wenig freundlich wie für die Augen, und außerdem kannte ich mich hier nicht so gut aus wie in Hongkong. Ich dachte, ich könnte einige Biersorten probieren, und als ich jetzt an der Theke das erste Coor’s hinter mich brachte, hoffte ich, daß es nicht viel schlimmer kommen würde.
    Mitten in meine Überlegungen, die sich um amerikanische Bierqualität drehten und darum, ob ich meiner Kehle nun die Spitzenmarke Maui zumuten sollte, oder ob ich besser bei bewährten Flüssigkeiten wie St. Miguel oder Star blieb, schlug mir jemand auf die Schulter und sagte: »Hi, Mister Lim Tok, ich rate dringend zu Aloha. Alles andere ist zweckentfremdetes Spülwasser!«
    Er sah aus wie ein Bösewicht aus einem Kung-Fu-Film der Brüder Shaw, nur daß er eben nicht das Gesicht eines wehrhaften Shaolin-Mönches hatte, sondern das eines Mannes, der einen Japaner zum Vater und eine Wahine zur Mutter hatte.
    Er strich sich über das kaum zentimeterlange Igelhaar, blinzelte mich an, und nachdem er den Kellner instruiert hatte, zogen wir uns in eine der Nischen zurück, in denen noch kein Pärchen Anatomie studierte.
    Mit einer raumgreifenden Handbewegung bedeutete er mir: »Dies ist sozusagen ein Teil meines Dienstzimmers. Was immer es an Informationen gibt, hier kann ich sie abfassen. Ein Polizist ist ein Nichts, wenn er nicht seine Kontakte hat. Wie gefällt Ihnen Honolulu?«
    Ich verströmte anstandshalber etwas Lob, erwähnte, daß es zuvor schon einen Besuch gegeben hatte, wenngleich nur einen kurzen, und dann erklärte er mir, er sei hier aufgewachsen, alter Hawaii-Adel, Mutters Familie könnte man bis zu den Hofdamen Lilioukalanis zurückverfolgen, wohingegen sein Großvater die Ehre gehabt hatte, als US-Infanterist in Italien ein Bein abgeschossen zu bekommen.
    Dabei leerten wir jeder zwei große Gläser Aloha, das genau so schmeckte wie es hieß, und schließlich kam er zur Sache: »Eigenartig, das mit Wesley Blair, wie?«
    Das war nicht zu leugnen. Er konnte mir nur verraten, daß die Polizei Routinenachforschungen betrieben hatte und auf kleiner Flamme weiterlaufen ließ, die allerdings bis jetzt nichts ergeben hatten. Absolut nichts.
    Â»Der Mann ist einfach verschwunden. Kein Hinweis auf ein Verbrechen.«
    Â»Trotzdem haben Sie Ermittlungen geführt?«
    Â»Dazu sind wir verpflichtet. Sie sind offiziell nicht abgeschlossen. Nur weiß niemand, wo man da weitermachen soll. Wissen Sie es?«
    Ich merkte die Falle, und er sah wohl ein, daß ich sie gemerkt hatte, denn er grinste mich freundlich an: »Sie haben schon recht, wenn Sie vorerst nichts ausschließen, Mister Lim Tok. Nur bei der Polizei läuft das eben anders. Da wird beim Verschwinden zunächst nach dem Verschwundenen gesucht, nicht nach einem Mörder. Wissen Sie, ein Verschwinden muß, besonders in Hawaii, nicht immer von anderen Leuten verursacht worden sein, jedenfalls nicht gewaltsam. Es kann auch eine Absicht vorliegen unterzutauchen, wenn Sie verstehen, was ich andeuten möchte ...«
    Â»Ist er pleite? Oder nahe dran? Oder knistert was in der Ehe?«
    Wieder das unverschämte Grinsen. Dann das Eingeständnis: »Mister Lim Tok, mein Chef hatte mich informiert, daß Sie kommen würden, bevor er verreiste. Er hat mir auch gesagt, daß Sie ein cleverer Mann sein sollen, nach Auskunft seines Freundes aus Hongkong. Blair hat sicher Probleme. Aber das sollten Sie besser selbst herausfinden.«
    Â»Ich darf also hier ermitteln?«
    Er betete mir die bekannte Litanei vor, daß ich kooperativ zu sein hätte und daß ich keine Erkenntnisse zurückhalten dürfte, die auf ein Verbrechen wiesen.
    Ich machte ihn aufmerksam: »Scheint über den ganzen Pazifik zu gelten, diese Regel. Einverstanden.«
    Â»Was für einen Eindruck hatten Sie von Hana Teoro?« überfiel er mich mit einer unvorhergesehenen Frage.
    Wie hatte er erfahren, daß ich in Laie gewesen war? Er grinste vergnügt.
    Â»Wir haben unsere Informanten, Mister Lim Tok. Ihre Autonummer kennen wir, seitdem Mrs. Blair das Fahrzeug für Sie gemietet hat. Ist die Sängerin Ihnen

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