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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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letzten Durchsicht, die der Chefarzt vornimmt. Ich hatte dich so verstanden, daß du zuerst mit ihr reden willst – richtig?«
    Â»Goldrichtig!« bestätigte ich. »Gegen elf sagst du? Dann werde ich sie abholen. Ich brauche eine Stunde mit ihr. Danach könnt ihr sie meinetwegen nach Samoa deportieren!«
    Er versicherte mir ungerührt: »Ich werde in der Nähe sein. Die ganze Zeit. Übrigens – Stanley Haw wird in den nächsten Minuten hier eintreffen. Er will die Überführung der Leiche von Mrs. Ronaldo nach Macao in die Familiengruft veranlassen. Soll ich ihn grüßen?«
    Â»Tu das«, trug ich ihm auf. »Kannst ihm sagen, heute werden wir die geistige Urheberschaft an dem Mord klären.«
    Er machte: »Hm .» Dann fügte er an: »Ach so, ich vergaß das beinahe, der Nagellack ist positiv.«
    Pipi hatte inzwischen ein Wallah Wallah herbeigewunken. Jetzt zeigte sie mir ihre Armbanduhr, und tippte darauf, was soviel hieß wie, daß ich mich beeilen sollte. Deshalb machte ich es mit Bobby kurz: »Ich bringe sie entweder in den Laden oder in die Wohnung!«
    Wenn Bobby sich unsichtbar machen wollte, dann konnte er das. Aber als ich auf meinem Weg zum Hospital an Ronaldos Juwelenladen vorbeifuhr, hatte er sich so auffällig an den Straßenrand gestellt, daß er einfach nicht zu übersehen war. Er winkte mich an den Bordstein. Kletterte auf den Beifahrersitz und hielt sich nicht mit umständlichen Erklärungen auf, sondern klemmte mir einfach ein Mini-Mikrofon unter den Jackenaufschlag, klopfte auf einen Empfänger, den er in der Tasche trug und machte mich aufmerksam: »Für alle Fälle ... Sag was!«
    Ich sprach ein paar Worte zur Probe. Es klappte.
    Schon im Aussteigen begriffen, hielt Bobby mir noch die Hand hin und brummte grinsend: »Guten Morgen! Wörtlich zu nehmen!«
    Ich hatte eine Freundlichkeit auf der Zunge, aber er war schon weg. Außerdem hupte hinter mir ein bis auf Tunnelhöhe beladener Kleinlaster mit Gemüse, weil ich vor der Einfahrt zu seinem Laden stand. So flitzte ich in die nächste Lücke und trat aufs Gas.
    Die Lady wirkte, als käme sie geradewegs vom Kosmetiksalon, als sie am Eingang des Hospitals erschien. Ihr Haar umspülte in sanften Wellen den schön geformten Kopf und gab dem Gesicht, das jeder Schreiber in einem Boulevardblatt »lieblich« genannt hätte, genau den Rahmen, der seine Ebenmäßigkeit gebührend hervorhob. Um den Körper schmiegte sich ein weich fallendes Kostüm aus hellem, besticktem Kattun, wie er seit einigen Monaten zu Phantasiepreisen in Mode gebracht worden war. Miß Silva hatte genau das richtige Alter, um in einem solchen Luxuslappen wie eine englische Prinzessin zu wirken, die einen Milliardenscheich geheiratet hat und nun jedermanns Neugier zu erregen bestrebt ist. Nur daß sie nicht Tennis spielte oder auf dem Rennplatz Hüte spazieren trug, nein, sie praktizierte die Methode, eine Botschaft auszustrahlen, die etwa lautete: Bitte, schaut mich nicht an!, und genau das Gegenteil bezwecken sollte. Bemerkenswert, immerhin.
    Ich hielt meine Gefühle bei der Begrüßung zurück. Machte die Entdeckung, daß mir das gar nicht sehr schwer fiel. Trotzdem blieb ich ausgesucht freundlich, wenngleich ich mir zwischendurch immer wieder vorstellte, wie ihr Gesicht wohl in einer Stunde aussehen würde.
    Ja, sie freue sich so sehr, mich zu sehen. Und – es war schon ein schlimmes Erlebnis, die Sache mit diesem Überfall. War es Glück gewesen, daß der Mann sich zu Tode stürzte, bevor er mir Böses antun konnte? Selbst wenn ja, so belaste es doch ungemein. Auch heute noch, nach der Behandlung, war ja das Bild keinesfalls ausgelöscht, nein, nein! Man mußte sehen, wie man damit fertig werden konnte. Vielleicht dauerte das Jahre ... Der Springbrunnen plätscherte. Ich lieferte nur Stichworte. Mir war es ganz lieb, daß die Lady sich sozusagen selbst unterhielt. Zwischendurch erkundigte ich mich nur, wohin ich sie bringen könne. Sie entschied sich für das Geschäft: »Mußte es so lange allein lassen ... Wer weiß, wie die Kollegen da zurecht gekommen sind ...«
    Von Bobby war nicht einmal ein Wölkchen Bastos -Qualm zu entdecken. Aber er würde jedes Wort mithören, die Gewißheit hatte ich. Diese Mikrofone waren leistungsfähig. Wir hatten sie in Hongkong neben den Japanern zuerst

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