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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Eingang. Er deutete eine Verbeugung an, und als er erfuhr, Miß Silva gehe es schon besser, atmete er auf. Es sah ehrlich aus. Die beiden Damen blickten mir gespannt entgegen. Ihre Genesungswünsche an Miß Silva nahm ich mit dem Eindruck entgegen, daß sie ebenfalls ernst gemeint waren. Da die etwas Jüngere, Miß Fong, eine Kundin zu bedienen hatte, widmete sich mir die zweite, Mrs. Bruce. Ich erzählte ihr, daß Miß Silva ein wenig plötzlich ins Hospital hatte einziehen müssen. Gewisse kosmetische Alltagspflichten litten darunter. So etwa die Pflege ihrer Fingernägel.
    Â»Sie bat mich, im Büro nachsehen zu lassen, ob sie ihren tiefroten Nagellack dort stehenließ. Wenn er zu finden ist, würde sie gern ...«
    Â»Aber ja!« rief Mrs. Bruce spontan. »Gestern habe ich da drin aufgeräumt, da sah ich ihn stehen ...!«
    Ich folgte ihr in den Glaskasten. Hinter den Schreibtisch, genau dahin, wo ich Miß Silva sitzen sah, mit den Händen wedelnd, setzte sich jetzt Mrs. Bruce. Zog die oberste Lade auf, machte: »Hu!«, sagte entschuldigend: »Vor dem Ding erschrecke ich immer!« und hielt mir ein Fläschchen hin. Nagellack der Marke Gemini von der Firma Aminah in Los Angeles.
    Â»Danke«, sagte ich und steckte es ein. Fragte naiv: »Und davor erschrecken Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf, wobei ihre tadellose Frisur leicht ins Schwingen kam. Griff nochmals in die Lade und hielt mir eine kleine, aber trotzdem gefährlich aussehende Pistole hin, mit zwei Fingern gepackt, wie einen Holzbeißer, den man aus dem Fenster werfen will. Und just in diesem Augenblick krähte draußen im Geschäft Miß Fong: »Mrs. Bruce! Bitte! Würden Sie mir helfen, ich muß ...!« Der Rest ging unter, weil Mrs. Bruce murmelte: »Wird langsam Zeit, daß das Mädchen sich zurechtfindet!« Bevor sie hinauseilte, legte sie die kleine Pistole auf dem Schreibtisch ab.
    Ich wartete, bis sie draußen neben Miß Fong an eine Vitrine trat und der Jüngeren beibrachte, wie das Sicherheitsschloß zu öffnen war, wenn ein Kunde etwas vorgelegt haben wollte. Da griff ich mir die Pistole. Israelisches Fabrikat. Einer Eingebung folgend, ließ ich das Magazin herausgleiten und schnippte die sechs Patronen frei. Steckte sie samt der siebenten, die bereits durchgeladen im Lauf steckte, in meine Tasche, zu dem Nagellack. Ich hatte die Waffe gerade wieder an ihren Platz gelegt, da kam Mrs. Bruce zurück und beförderte sie vorsichtig an ihren alten Platz in der Lade. Blieb mir nur noch übrig, der Dame Dank zu sagen. Sie winkte generös ab. Ich versicherte ihr noch, Miß Silva werde sicher bald in der Lage sein, das Hospital zu verlassen, und es sei unwahrscheinlich, daß sie bleibende Schäden davontrage. Dann verabschiedete ich mich.
    Â»Na, siehst du«, sagte ich, als ich wieder zu Pipi in den Toyota stieg, »es ging schneller, als man bei einem Ampelstau weiterkommt!«
    Sie war guter Laune. Es lag lange zurück, daß wir uns aufgerafft hatten, an einem freien Tag gemeinsam einen Ausflug zu unternehmen. Selbst als ein junger Mann an die Seitenscheibe klopfte, sich als »Lehrling« von Bobby vorstellte, und ich ihm den Nagellack in die Hand drückte, rührte sie das kaum. Sie bemerkte bloß lakonisch: »Womit sich Detektive so alles beschäftigen!«
    Ich klärte sie auf: »Dieses kleine Fläschchen ist ein Beweismittel von Format. Einer Dame wird damit etwas nachgewiesen werden können, was ihr vermutlich zweimal lebenslänglich einbringt, wenn ich die Gesetze des Mutterlandes richtig im Kopf habe ...«
    Â»Und wofür?« wollte sie wissen.
    Ich hatte einem Haufen auf der Straße liegender Kartons auszuweichen. Eine Lastenrikscha war umgekippt. Als ich daran vorbei war, sagte ich: »Zwei Morde.«
    Dann begannen wir darüber nachzudenken, wie der Name des Restaurants am Tai Lam Chung Reservoir gewesen war, in dem wir damals vereinbart hatten, uns wiederzusehen ...
    Zwei Tage waren vergangen. Die Erinnerung an Tai Lam Chung war noch frisch. Pipi erkundigte sich gerade, als wir vor dem Aufbruch am Morgen noch einen Tee auf der Dschunke tranken, ob ich sie von der Arbeit abholen würde. Es gäbe wieder einmal die lästige Pflicht, etwas zum Essen einkaufen zu müssen. Ich hatte schon genickt, da piepste das Handy. Bobby teilte mir mit: »Sie entlassen sie etwa gegen elf Uhr. Nach der

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