Schwarze Dynastie
festhalten, daß Mrs. Warshofskys Mädchenname Adams war.
Robert Orsino, ermordet am 21. April durch eine Thermitbombe, die in seinem Kissen versteckt und mit einer druckempfindlichen Schaltung ausgerüstet war. Sein Diener Edward Blythe verschwand von der Bildfläche. Er wurde am 23. April von einer Streife am Strand von Montauk Point gestellt, starb aber, ehe er vernommen werden konnte. Die Prüfung seines Mageninhaltes ergab eine tödliche Dosis Fluornatrium. Es wurde angenommen, daß er sich das Gift selbst beigebracht hatte.«
»Angenommen!« schniefte der alte Mann und stieß eine Wolke Zigarrenrauch aus.
»Die Lebensgeschichte von Blythe zeigt keine ungewöhnlichen Züge«, fuhr Reiner ungerührt fort. »Man sollte nicht übersehen, daß ein Handelspirat der sogenannten Nordamerikanischen Regierungs-Flotte in der Nacht des 23. April in Montauk Point von der Bevölkerung beim Auslaufen beobachtet wurde.
Charles Orsino wurde am 30. April von seinem Leibwächter James Halloran im Foyer des Castello Memorial Theaters angegriffen. Halloran gab einen Schuß ab, der einen anderen Leibwächter tötete, und wurde dann selbst erschossen. Auch Hallorans Geschichte weist keine ungewöhnlichen Züge auf, nur hatte er ein ungewöhnliches Interesse an – äh – der Geschichte. Er sammelte und las wahrscheinlich auch längst überholte Bücher aus dem Amerika der Vorsyndikats- und Vormobzeit. Man fand neben seinem Bett den ersten Band einer im Jahr 1942 veröffentlichten Arbeit Das Wachstum der amerikanischen Republik von Morison und Commager. Aufgeschlagen war Kapitel 10 mit dem Titel Der Unabhängigkeitskrieg .«
Reiner setzte sich wieder.
»Dick, du hast diese Warshofsky zu erwähnen vergessen«, sagte F. W. Taylor trocken. »Blythe und Halloran waren doch Offiziere der Nordamerikanischen Navy?«
»Du bist witzig«, entgegnete Reiner. »Willst du mir etwa unterstellen, ich ließe wichtige Dinge einfach aus?«
»Ich unterstelle nur, daß du die Sache eine bißchen zu leicht nimmst, wie du's immer getan hast. Ein Gerücht, ein recht zweifelhafter Bericht über einen Handelspiraten und das Hobby eines Mannes – damit lassen sich keine Feiglinge von den Meeren treiben.«
»Ich schäme mich meiner Einstellung zur sogenannten Nordamerikanischen Regierung nicht und werde sie zur richtigen Zeit und am richtigen Ort auch verteidigen.«
»Haltet endlich die Klappe!« knurrte Edward Falcaro. »Ich versuche eben nachzudenken.« Das tat er mindestens eine halbe Minute lang und schaute dann verwirrt auf. »Hat jemand von euch vielleicht eine Idee?«
Charles Orsino räusperte sich und war von seiner eigenen Kühnheit überrascht. Die Brauen des alten Mannes schossen in die Höhe, aber er meinte knurrig: »Du kannst ruhig was sagen, wenn man dich schon für so wichtig hielt, daß man auf dich schoß.«
»Vielleicht ist es irgendeine Organisation in Europa oder Asien?« sagte Orsino.
»Weiß jemand was über Europa und Asien?« fragte Edward Falcaro. »Jimmy, du bist doch einmal hinübergeflogen, oder? Das war doch wegen des anatolischen Mohns, als der Mob Schwierigkeiten mit den mexikanischen Labors hatte?«
»Ja«, krächzte Jimmy Falcaro. »War verschwendete Zeit. Da gibt's doch nur diese kleinen Farmer, die aus dem Boden gerade soviel Nahrung kratzen, wie sie für ihre Familien brauchen, und vielleicht bauen sie noch ein Äckerchen Mohn an. Von der chinesischen See bis zum Mittelmeer ist das aber auch alles. In England ... Frank, das erzählst du ihnen. Du hast mir's auch schon mal erklärt.«
Taylor erhob sich. »Wälder wuchsen wieder in England. Als die Finanz die Moral verlor und sich den Weg aus den Widersprüchen nicht mehr freihacken konnte, war das ihr Ende. Geschieht das, dann entsteht eine sehr große, sehr gefährliche Klasse an Kriminellen, die sofort zur Übernahme bereit ist und die Arbeit der Produktion und des Vertriebs übernimmt. Vielleicht weiß der eine oder andere noch, wie die Engländer waren. Sie konnten einfach nichts tun, was nicht respektabel war. Aus einigen sehr dürftigen Berichten schließe ich, daß England jetzt praktisch nur aus Wald besteht, in dem ein paar hundert verhungernde Menschen vegetieren. Einer hat mir doch tatsächlich gesagt, die Männer trügen, wenn sie zu ihren Stadtbüros gingen, noch Derbys.
Frankreich ist ein Bauernland, aber die Leute sind drei Viertel der Zeit betrunken.
Rußland, das sind Bauern, die ständig betrunken sind.
Deutschland – na, ja. Dort war
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