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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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ihn, in den Zug zu kommen? Zwei zu eins?
    All seine Hoffnungen fielen mit einem Mal unter den Nullpunkt, denn ein kleiner, dicker, von zwei Riesen flankierter Mann betrat den Bahnsteig.
    Commander Grinnel.
    Jedes Stück des Puzzles fiel an seinen Platz, als die beiden am Bahnsteig kreisenden Zivilisten Grinnel musterten und ihm zunickten. Der größere machte versehentlich die Andeutung eines Saluts.
    Grinnel war Maurice Regan, jener Maurice Regan, den Oliver nicht kannte, und Oliver kannte doch die Polizei von Chicago. Grinnel war sozusagen eine Leihgabe der Nordamerikanischen Navy, den man deshalb gerufen hatte, weil er Charles Orsino und Lee Falcaro, ihre Gesichter, ihre Stimmen und ihr Benehmen genau kannte. Grinnel war der Fachmann für das Durchkämmen einer Stadt, dem bürgerliche Rechte und Freiheiten herzlich gleichgültig waren. Grinnel war der Experte, der im Handumdrehen eine Stadtgarde aufzustellen verstand. Grinnel hatte deshalb vorübergehend den Rang eines Regan erhalten, um seinen Job tun zu können.
    Mit raschen, energischen Schritten ging der kleine dicke Mann mit dem Haarkranz zum Drehkreuz beim Robotkontrolleur und stand dort, eine resignierte Miene zur Schau tragend, wie ein Soldat in Ruhestellung.
    Wie hart ist eine so trübsinnige Pflicht für mich, schien er zu sagen. Wie sehr unter der Würde eines brillanten Offiziers von meinem Rang ist es, jeden einzelnen Zug, der ins Syndikats-Territorium fährt, wie ein ordinärer Wachtposten zu filzen.
    Der junge, schlanke, schmalgesichtige Mann mit der Sportzeitung, der Lee Falcaro war, nickte ihm wissend zu und vertiefte sich erneut in den Spielbericht aus Tia Juana.
    Die Fahrgäste begaben sich zum Drehkreuz, hielten ihr Geld in der Hand und schlugen ihre Pässe auf. In einer Minute mußten sich er und Lee Falcaro in die Reihe stellen, wenn sie nicht auffallen wollten. Der nächste Zug ging erst in vierundzwanzig Stunden. Und dann ging auf einmal Grinnel davon. Er sah unpersönlich drein wie einer, der zum Männerwaschraum geht. Grinnels Riesen und die Stationscops schwatzten am Drehkreuz miteinander.
    Charles folgte Grinnel auf den Fersen und sah ebenso unbeteiligt drein wie er.
    Grinnel sah ihn im Spiegel über dem Waschbecken. Er drehte sich halb um, öffnete den Mund, als wolle er schreien, und seine Hand verschwand blitzschnell in seiner Manteltasche.
    Ein einziger rechter Schwinger von Charles traf die weiche Halsseite. Als er stürzte, hatte er den Kopf sehr merkwürdig verdreht. Aus dem Mundwinkel tropfte Blut auf sein Hemd.
    »Erinnerst du dich noch an Martha?« flüsterte ihm Charles zu. »Das war für den Mord.« Er sah sich im gefliesten Raum um. Die Tür eines Besenschranks war nicht abgesperrt, und da paßte Grinnels schwammiger Körper hinein.
    Charles verließ den Waschraum und ging quer über den Bahnsteig, um sich am Ende der Schlange anzustellen. Er schien Meilen zu laufen. Lee Falcaro lehnte nicht mehr am Pfeiler. Er entdeckte sie in der Schlange, und sie las noch immer in ihrer Sportzeitung. Die Schiene begann ihr schrilles Lied zu sirren, als der Zug in einer Meile Entfernung zu bremsen begann. Am Drehkreuz ging das grüne Licht an.
    Manche stellten sich recht ungeschickt an und wurden vom Robotkontrolleur aufgefordert, Geld zu entfalten und den Paß aufzuschlagen. Lee blieb auch dann ruhig, als am Roboter das Zeichen aufflammte FALSCHE NAMENSBEZEICHNUNG. »Um Himmels willen, Kleiner, wir warten doch alle auf dich«, murmelte ein Mann ungeduldig. Die Cops schienen nichts zu bemerken, denn sie schwatzten noch miteinander. Als Charles an ihnen vorüberging, sagte einer: »Vielleicht hat er was Falsches gegessen. Wie würde es dir passen ...« Den Rest hörte er nicht mehr, weil das Drehkreuz für ihn klickte.
    Er saß behaglich in einem pneumatischen Stuhl, als der Zug innerhalb Sekunden auf dreihundertfünfzig Meilen pro Stunde beschleunigte. Eine Leuchtschrift im Wagen meldete, die nächste Haltestelle sei Buffalo. Und da war Lee, die gegen die Beschleunigung ankämpfend den Mittelgang entlangkam. Sie sah ihn, warf ihre Sportzeitung weg und fiel ihm auf den Schoß.
    »Ekelhaft«, stellte der Mann auf der anderen Gangseite fest. »Einfach ekelhaft!«
    »Sie haben ja noch gar nichts gesehen«, erklärte ihm Lee ungerührt und küßte Charles auf den Mund.
    »Das werde ich den Behörden melden, wenn wir in Buffalo ankommen«, fauchte der Moralapostel.
    »Hm«, murmelte Lee. »Tun Sie das nur, Mister.«

 
21.
     
    »Mir hat seine

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