Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
materiellen Komfort entsprechend hatte er auch keine Mitarbeiter, keinen Status, keine Privilegien und keine Kontakte, die ihm hätten sagen können, woher die Akte AK031995 gekommen war.
Ayddar Nylykerka wusste nichts von der Evakuierung von Narth und Ipotek, von der Vernichtung der Gnisnal oder den Entdeckungen der Steadfast. Er hatte nie von Captain Oolas, Norda Proi, Jarse Motempe oder den anderen gehört, deren Arbeit schließlich dazu geführt hatte, dass die Akte bei ihm aufgetaucht war. Ihm war auch nicht bewusst, dass er außerhalb der Wände seiner kleinen Zelle als humorlos galt und in dem Ruf stand, ein harmloser von seiner Arbeit besessener Bürokrat zu sein.
Aber er verstand sich auf seine Arbeit, die sich nicht geändert hatte, seit das Büro eingerichtet worden war: den Zustand eines jeden nicht unter der Kontrolle der Neuen Republik befindlichen der Neuen Republik bekannten Kriegsschiffs zu katalogisieren und zu bestimmen.
Und er erkannte sofort, dass dem Büro für Anlagenkatalogisierung in seiner ganzen Geschichte niemals etwas ähnlich Bedeutsames zur Verfügung gestanden hatte, wie das, was jetzt da vor ihm lag: eine komplette imperiale Schlachtordnung.
Alles war da: jedes Kriegsschiff nach Name, Klasse, Rufzeichen und Kommandanten geordnet, Informationen über die Zugehörigkeit zur jeweiligen Flotte und dem jeweiligen Kampfkommando. Jeder Jäger, Abfangjäger, Bomber und jedes Angriffsgeschwader, deren Zugehörigkeit zu jedem SZ, SSZ, Träger und Dreadnaught, mit detaillierten Geschwaderstärken. Jede Sturmtruppenkompanie und jedes Infanteriebataillon, aufgegliedert auf Transportschiffe, Besatzungsstreitkräfte, Außenposten bis hinunter zu einzelnen Festungen. Jeder Krüppel im Trockendock und jeder Kiel, der auf Werft lag, mit den geplanten Reparatur- und Fertigstellungsdaten. Selbst die zweitrangigen Schiffe, die den Trainingskommandos zugeteilt waren, waren aufgelistet.
Das Datum auf der Akte lag mehr als zehn Jahre zurück, trotzdem handelte es sich um einen Schatz von unvorstellbarem Wert. Die Schlachtordnung enthielt Informationen, die weit über das hinausgingen, was gewöhnlich Schiffskapitänen und den Kommandanten von Einsatzgruppen zur Verfügung gestellt wurde, Informationen, die nur der oberste Sektorkommandant oder die militärischen Berater des Imperators selbst zu besitzen pflegten.
Und das machte Ayddar Nylykerka argwöhnisch – so argwöhnisch, dass er sich in den nächsten paar Stunden darum bemühte, den Beweis zu erbringen, dass es sich bei der Akte um eine Fälschung handelte, einen spät entdeckten, imperialen Täuschungstrick.
Als ihm das nicht gelang, rief er seine Frauen an und ließ sie wissen, dass sie am Abend nicht mit ihm zu rechnen brauchten.
Dann stürzte er sich auf die eigentliche Aufgabe, die er jetzt vor sich hatte: Er wollte in AK031995 etwas finden, das die letzten sieben Jahre seines Berufslebens rechtfertigte, etwas, das dem Flottenkommando klarmachte, dass es gute Gründe für die Existenz des Büros für Anlagenkatalogisierung gab. Jetzt, wo für ihn feststand, dass die Schlachtordnung authentisch war, setzte er sein ganzes Vertrauen darauf und war fest überzeugt, dass sich ihm nie wieder eine solche Chance bieten würde.
Während er die ihm vorliegenden Daten studierte, musste er immer wieder an den inoffiziellen Leitspruch der Sektion Nachrichtendienst denken: Ebenso gefährlich wie das, was wir nicht wissen, sind die Dinge, von denen wir ›wissen‹, dass sie nicht so sind.
Ayddar Nylykerka verließ seinen Schreibtisch drei Tage nicht. Und auch dann nicht, um sich nach Hause zu begeben.
Vielmehr forderte er bei der Fahrbereitschaft einen Skimmer an, klemmte sich sein Datapad unter den Arm und flog zum Victory-See.
Admiral Ackbars Haus auf Coruscant bestand aus zwei gedrungenen weißen Zylindern. Ein fensterloser Zylinder stand am grasbewachsenen Ufer des Victory-Sees. Der andere ragte aus den ruhigen blauen Wellen auf und bestand zur Hälfte aus Transparentstahl. Ein dritter, waagerecht angeordneter Zylinder, ein langes, schlankes Gebilde mit einem Laufsteg, verband die beiden Teile der Behausung. Ein elegant anzusehender einsitziger Wassergleiter calamarischer Konstruktion war an einem Pfeiler im See vertäut.
Ayddars Flottenausweis reichte aus, den Wachposten am Sicherheitstor dazu zu veranlassen, ihm Zutritt zu gewähren. Aber er musste sein Datapad scannen lassen, den Skimmer parken und zu Fuß zum Haus gehen. Dort meldete
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