Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
Reichweitenmarkierung auf seinem Navigationsdisplay.
»Redundante Systeme«, meinte Proi mit gerunzelter Stirn und rief eine dreidimensionale Ansicht des Schiffes auf. »Dieser Abschnitt wird von der Energiezelle Nummer Vier und ersatzweise Nummer Acht gespeist. Ich nehme an, eine der beiden funktioniert noch. Das muss man den Impis lassen, die haben diese Babys wirklich für die Ewigkeit gebaut.«
»Soll ich veranlassen, dass der Steuermann den Abstand zwischen uns und dem Wrack etwas vergrößert?« Oolas obere Tentakel schlangen sich schützend um seinen dünnen Hals, als er das sagte, was seine Nervosität erkennen ließ.
»Nein«, sagte Proi. Er runzelte die Stirn und überlegte. »Das ist Kampfbeleuchtung, nicht Notbeleuchtung. Wissen Sie – so schnell dieses Schiff auch ausgefallen ist, möglicherweise hatten die doch nicht genug Zeit, um eine gründliche Säuberung vorzunehmen – Makki, sind Sie noch da?«
»Ja, Sir.«
»Irgendwelche Anzeichen von Bewegung? Vibrationen oder heiße Stellen in den Schottenwänden?«
»Nein, Sir.«
»Dann müssen Sie etwas für mich überprüfen«, sagte er. »Schicken Sie den Droiden auf Deck Sechsundneunzig, Korridor Q.«
»Was ist dort?«, wollte Oolas wissen.
Norda Proi schüttelte den Kopf. »Warten Sie. Ich bin in solchen Dingen abergläubisch.«
Gefolgt von seinem Zwilling trat SM-1 in einen Turboliftschacht und fing an, zu Etage Sechsundneunzig hochzusteigen. Oolas sah besorgt zu, während man Proi die angespannte Erwartung anmerken konnte. Als der erste Droide den Schacht verlassen hatte, sahen sie eine verlassene Wachstation vor zwei offenen Schotttüren. Tausende zackiger, glitzernder Fragmente schwebten wie Schneeflocken im Raum.
»Die Sichtluken dieser Etage müssen nach der Explosion implodiert sein«, sagte Oolas.
»Nein – dazu ist das Zeug zu dünn. Das sind Fragmente von Bildschirmen«, erklärte Proi. »Und das verrät mir, dass wir uns am richtigen Ort befinden. Makki, nach Steuerbord abbiegen. Jetzt nach vorne. Durch die Schotttüren. Suchen Sie einen Zugangskorridor auf der rechten Seite, etwa zwanzig Meter weiter vorne.«
Die Manövrierdüsen des Droiden ließen die winzigen Glassplitter wie wild durcheinander wirbeln, als er sich durch den Zugangskorridor bewegte. Kurz darauf öffnete sich der Korridor, und sie blickten in einen weiten, hohen Saal.
In dem Saal waren mehr als vierzig Arbeitsplätze, alle mit zersprungenen Displays, in zwei Halbkreisen angeordnet. Alle waren dem zwei Meter hohen Metallzylinder zugewandt, der wie eine nicht fertig gestellte Skulptur auf einer Plattform an der Wand gegenüber dem Eingang stand. Beiderseits des Zylinders hingen digitale Displays von der Größe von Schotttüren an der Wand. Über das linke Paneel flackerten beständig vielfarbige Mitteilungen in Basic und Binär.
»Bei den Juwelen meiner Mutter…«, sagte Proi von ehrfürchtigem Staunen erfüllt.
»Was ist das?«
»Eine Expressfahrkarte zurück nach Coruscant«, erklärte Lieutenant Norda Proi. »Ein funktionierender, imperialer Memorykern.«
Der Memorykern Nummer Vier aus dem Sternzerstörer Gnisnal stand in einem Labor der technischen Sektion und war mit drei Hochleistungsenergiedroiden in Kaskadenschaltung verbunden. Ein Droide reichte aus, um ein Zusammenbrechen der Ebenen und Kanäle des Kerns zu verhindern; die anderen waren so etwas wie eine Lebensversicherung. Der Inhalt des Kerns war zu wertvoll, als dass man das geringste Risiko hätte eingehen wollen.
Sich Zugang zu seinem Inhalt zu verschaffen, erforderte genaue Kenntnis darüber, welcher von mehr als hundert imperialen Datensequenzalgorithmen zur Programmierung des Kerns benutzt worden war. Und die Informationen darüber waren nicht im Kern selbst, sondern in den doppelt ausgelegten Systemkontrollen abgelegt – die die Vernichtung des Schiffes nicht überlebt hatten.
Die Experten der technischen Sektion kannten nur vierzehn dieser Algorithmen im Detail. Am ersten Tag, an dem der Gnisnal-Kern sich im Labor befand, wurden alle vierzehn an ihm ausprobiert, aber ohne jeglichen Erfolg. Der Kern gab lediglich völlig unverständliche Daten und Symbole von sich.
Fünf verschiedene Teams, alles erstklassige Informatiker, machten sich mit der Unterstützung schneller Analysedroiden sofort daran, in diesem Gewirr eine Struktur ausfindig zu machen. Mit Hilfe auf anderen imperialen Schiffen erbeuteter Dateien durchsuchten sie das digitale Puzzle nach zusammengehörigen Stücken.
Weitere Kostenlose Bücher