Schwarze Flotte 03 - Entscheidung bei Koornacht
dass sein Publikum sich am ehesten mit den humanoiden Brigianern, den schwer arbeitenden Morath-Bergleuten auf Elcorth und den weit gehend menschlichen Bewohnern von Polneye identifizieren würden.
Und das veranlasste Drayson am Ende zu der Entscheidung, zu der ihm sein Instinkt schon vor Stunden geraten hatte – zu dem jungen grannanischen Überlebenden von Polneye, Plat Mallar. Es wäre besser gewesen, wenn Mallar ein Mensch gewesen und Polneye in der Vergangenheit mit der Allianz und nicht mit dem Imperium verbündet gewesen wäre, aber das waren Probleme, mit denen man sich dann auseinandersetzen konnte, wenn sie zur Sprache kamen.
Die einzige noch offene Frage war, welcher Anbieter Draysons Geschenk einer Schlagzeile bekommen sollte. Er hatte über die Jahre hinweg mit verständnisvollen Produzenten in Nachrichtenorganisationen jeder Größe Beziehungen aufgebaut, aber selten war sein Material so heiß und der Einsatz so hoch gewesen. Er brauchte jemanden, der nicht nur den richtigen Tonfall für die vielen Nachahmer finden würde, sondern der auch den Mut hatte, einen Schließungsbefehl und sogar die Beschlagnahme seines Studios zu riskieren, um als erster eine Sensation an die Öffentlichkeit bringen zu können.
Am Ende stand er vor der Wahl zwischen zwei Alternativen: einem alten Freund und einer jungen Idealistin, und entschied sich schließlich für letztere.
»Offene Mitteilung an The Life Monitor, blind und sicher«, sagte er. »Persönlich für Cindel Towani. Dies ist Ihr Einkaufsdienst. Ich möchte Sie auf ein Sonderangebot aufmerksam machen, beschränkt verfügbar, Unterschrift erforderlich…«
Zunächst erreichte die Sechzigsekundenausgabe von The Life Monitor weniger als hunderttausend Abonnenten, und Belezaboth Ourn, Sonderkonsul der Paqwepori, gehörte nicht zu ihnen.
Wohl aber der leitende Produzent von Capitol Scavenger und so tauchte eine Stunde später ein lizenziertes Link zu Towanis Meldung im CS auf. Damit wurde Plat Mallars Geschichte einer weiteren halben Million Zuschauern zugänglich gemacht, darunter auch dem Nachtkorrespondenten vom Sunrise und dem Senatskorrespondenten von Roll Call.
Dort holten es sich Coruscant Global und New Republic Prime – die beide Cindel Towani kaum erwähnten, aber den Audio-Videoteil ihrer Story ungekürzt wiedergaben. Als der Morgen dämmerte, hatte der qualvolle Hilferuf Mallars für die Bewohner Polneyes mehr als vierzig Millionen Ohren auf Coruscant erreicht und strebte über Hyperkomm achtzigtausend anderen Welten der Neuen Republik zu.
Als es Mittag wurde, hatte die Nachricht sogar den verzweifelten und bedrückten Ourn erreicht.
Sowohl die Mannschaft der beschädigten Mother’s Valkyrie als auch sein Konsulatspersonal hatten ihn schon lange verlassen. Einer nach dem anderen hatte das Scheitern und die Aussichtslosigkeit ihrer Mission erkannt und war verschwunden, hatte sich billige Passagen nach Paqwepori gekauft, entweder auf Rechnung ihrer Familien oder aus auf dem schwarzen Markt erzielten Verkaufserlösen von Botschaftseigentum. Cathacatin, der lizenzierte Züchter-Wärter, war als Letzter abgereist und hatte die wenigen noch zurückgebliebenen Tokovögel geschlachtet, ehe er seinen Posten verließ, damit sie wenigstens nicht unter mangelnder Pflege leiden mussten.
Dass Ourn sich immer noch im Diplomatenkomplex aufhalten durfte, war ein reines Entgegenkommen der Verwaltung, denn er verfügte jetzt weder über den Status noch die Mittel, um Anspruch auf ein Zimmer, geschweige denn ein ganzes Cottage stellen zu dürfen. Zuerst wurde die Mother’s Valkyrie bei einer Zwangsversteigerung als Schrott verkauft, anschließend beschlagnahmten die Hafenbehörden die Hälfte des Kontoguthabens der Gesandtschaft, um damit den Rest der Liegegebühren sicherzustellen. Die größte Demütigung kam am Ende: Ourns Ernennung wurde von Ilar Paqwe persönlich widerrufen und sein Diplomatenkonto gesperrt.
»Sie würden Ihren Eltern weitere Peinlichkeiten ersparen, wenn Sie nicht ins Paqwe Dominion zurückkehren würden«, teilte man Ourn in dem Kündigungsschreiben mit.
Seit dem Zeitpunkt hatte Ourn sich noch verzweifelter an den winzigen Hoffnungsstrahl geklammert, den der yevethanische Relaissender und Nil Spaars Versprechen darstellten. Wenn es dem Vizekönig nur gelingen würde, seine Minister auf N’zoth zu besänftigen, und er das Schubschiff wie versprochen liefern würde – dann würde Ourn nicht nur seinen beschädigten Ruf zu Hause
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