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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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würde es missverstehen. Ich hatte das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, um nicht in der brutalen Realität dieses Badezimmers zu landen, das ein wenig nach Abfluss roch. Also tat ich es einfach und legte ihr eine Hand aufs Knie.
    Jäh stand Teresa auf, ging aus dem Bad und schloss die Tür. Ich lehnte den Kopf gegen die Wand. Dann ließ ich ihn nach vorne fallen und betrachtete vorwurfsvoll meine Eier, als wären sie eigenständige, von mir unabhängige Wesen.
    Sekunden später hörte ich die Eingangstür ins Schloss fallen.
     
    Sie nahmen digitale Abdrücke von allen meinen Fingern, machten Fotos im Profil und von vorne, führten eine Computertomografie durch, bei der mein Schädel durchleuchtet wurde (nur undurchdringlicher weißer Nebel). Ich füllte einen Fragebogen aus, dessen Fragen von Allgemein bis Extravagant reichten: Name, Alter, Ausbildung. Hatten Sie jemals Sex mit … A) Ihrem eigenen Geschlecht? B) Minderjährigen? C) Tieren? D) Sonstigen (Spezifizieren Sie, welchen)?
    Ich war versucht, D anzukreuzen, und bei »Spezifizieren Sie« Außerirdische anzugeben. Und das nicht aus Böswilligkeit oder zur Provokation von Autoritäten, sondern wegen Teresa Sábato.
    Sie stellten Fragen zu meinem Glauben, meinem politischen Hintergrund, meiner physischen und mentalen Gesundheit. Zu meinem Vater und meiner Mutter, etc. Sie zapften mir Blut, Urin und Kot ab, als wollten sie eine Transfusionsklinik aufmachen oder Dünger an eine dieser Anlagen verkaufen, die jeden Unrat in Energie verwandeln.
    Die Tortur begann um acht Uhr morgens, und als sie um vier Uhr nachmittags endete, hatte ich mich in ein rot geflecktes Häufchen Elend verwandelt. Wintilo begleitete mich von einem Büro zum anderen, innerhalb des Komplexes der Kriminalpolizei und außerhalb. Wir durchquerten die Stadt von A bis Z. Laut Wintilo konnte ich mich glücklich schätzen, weil Carcaño mich zu einem Spezialfall erklärt hatte, was die Behördenwege erheblich verkürzte.
    Am Ende lud er mich zum Essen in ein Restaurant meiner Wahl ein. Ich hatte noch nichts gegessen, weil der erste Programmpunkt dieses Tages die Blutanalyse gewesen war, zu der ich hatte nüchtern erscheinen müssen. Trotzdem sagte ich Wintilo, ich hätte einen Termin. Ich zog es vor, mich allein meinem Schmerz hinzugeben, und betrat eine Marisquería, wo ich einen aphrodisierenden Meeresfrüchtecocktail mit dem Namen »Zurück ins Leben« und drei Corona auf einmal bestellte.
    Meine Gedanken kreisten um den gestrigen Tag. Teresa fraß sich langsam, aber sicher in meine Gedanken hinein, wie der Schmutz in die Fugen zwischen meinen Mosaiksteinen. Ich wollte sie nicht lieben. Unsere erste Trennung hatte sich angefühlt, als hätte ich mir das Herz mit dem Deckel einer Chilidose aufgeschlitzt. Um mich damals abzuservieren, hatte sie sich ganz ähnlicher Argumente bedient wie meine Exfrau bei der Scheidung. Meine fehlenden Ziele im Leben, meine Unreife, meine mangelnde finanzielle Stabilität und sogar die Art von Zeitschriften, die ich las: Zukunftswissenschaften.
    Das Handy klingelte, es war Wintilo. Er wollte mich sofort sehen.
    Ich ging zur Apotheke und kaufte eine kleine Tube Zahnpasta und eine Zahnbürste. Dann zog ich mich in die Toilette eines Sanborns-Kaufhauses zurück, putzte mir die Zähne und warf Zahnbürste und Zahnpasta in den Mülleimer, weil ich nicht wusste, wohin damit. Mein Blick fiel auf das Pflaster an dem Arm, in den sie mich gepiekst hatten. Als ich es abzog, tropfte Blut heraus, mein Hemd war versaut.
    So schnell ich konnte, fand ich mich wieder beim Gebäude der Kriminalpolizei ein. Ich besaß noch nicht die Befugnis, das Gebäude zu betreten, deshalb kam Wintilo mich am Empfang abholen. Er führte mich durch ein Labyrinth aus Fahrstühlen und Gängen, auf denen uns nur wenige Menschen begegneten, die alle ein Gesicht machten, als hätten sie Wichtigeres zu tun als ich.
    Beim Anblick meines blutigen Hemdes schüttelte Wintilo den Kopf und lieh mir sein Jackett. Ich muss ihm zugestehen, dass er ein hübsches schieferblaues Hemd trug, auch wenn ihm der Hals fehlte, um wirklich elegant zu wirken.
    Nachdem wir Carcaños Büro betreten hatten, legte ich eine Mappe auf seinen Schreibtisch.
    »Da ist alles drin. Fotos, Papiere, alles über meinen Vater.«
    Er sah sich kurz den Inhalt der Mappe an und schloss sie dann wieder.
    »Wir werden der Sache nachgehen. Und jetzt an die Arbeit, wenn du bereit bist.«
    »Was heißt der Sache nachgehen?«
    »Dass sie in guten

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