Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
Vom Netzwerk:
weiter.«
    Ich fragte ihn, ob er den Richter persönlich kannte. Er gab zu, dass dem nicht so war, beeilte sich aber hinzuzufügen: »Solche Leute sind äußerst großzügig, wenn man sie zufriedenstellt.«
    »Und was kriegst du, wenn wir Roberto finden?«
    »Das, was ich mir in diesem Leben am meisten wünsche.«
    »Bergeweise Geld?«
    »Einen Freibrief, um es auszugeben, wie ich will.«
    Ich hob mein Glas und prostete ihm zu.
    Judith wischte sich eine Träne von der Wange und bedankte sich ohne übertriebene Gefühlsäußerung für den Applaus des Publikums. Dann stieg sie von der Bühne und kam direkt zu unserem Tisch.
    »Kriminalpolizei?«
    »Gil Baleares. Und der Kerl, der dich so schief anschaut, ist Wintilo Izquierdo.«
    »Ich schau dich vielleicht schief an, aber ich bin straight«, stellte Wintilo klar.
    Judith setzte sich uns gegenüber und machte sich mit einem Schrei beim Kellner bemerkbar. Die Lautstärke ließ ihre Stimme derber klingen, als es bei ihrem leisen Gesang der Fall gewesen war. »Das Gleiche wie mein Freund!« Sie zeigte auf mein Glas.
    Wintilo warf mir einen höhnischen Blick zu.
    Der Kellner brachte drei Black Velvets. Meinen, den von Judith und einen für Wintilo.
    »Ich trinke keine Scheiße«, wehrte dieser verärgert ab.
    Der Kellner wollte den Drink schon wieder aufs Tablett zurücknehmen, aber ich stellte ihn neben meinen, als Reserve.
    »Ist es nicht furchtbar schwierig, sich wie eine Frau zurechtzumachen?«, fragte ich Judith.
    Sie stieß ein Kichern aus, nahm einen Schluck von ihrem Drink und antwortete: »Wenn du dich gut benimmst, zeige ich dir mal, wie ich mich anziehe.«
    »Mir reicht es, wenn du mir sagst, ob Roberto auch so aufgeschlossen ist wie du.«
    »Ich nenne sie Maika. Aufgeschlossen würde ich nicht sagen, eher zurückhaltend.«
    »Gibt es etwas Gutes über sie zu sagen?«
    »Sie ist eine gute Freundin.«
    Wintilo wollte sich einmischen, aber ich gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass er sie nicht unterbrechen sollte. Judith zögerte kurz und rückte dann noch mehr heraus: »Man hat ihr den Toten untergeschoben. Maika konnte keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Eine Fliege ist kein Mensch«, sagte ich. »Auch wenn Menschen manchmal weniger wert sind als Fliegen und man sie am liebsten an die Wand klatschen möchte …«
    »Mir gefällt, wie du redest, Gil Baleares.« Judith warf mir einen elektrisierten Blick zu.
    Wintilo schien meine Eloquenz gar nicht fassen zu können.
    »Was meinst du damit, dass ihr der Tote untergeschoben wurde?«
    »Ach das, nichts weiter …«
    »Wer? Und auf welche Weise?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich stelle mir vor, dass Maika ein Bad nahm, und als sie wieder herauskam, war Efrén schon eine Leiche.«
    »Efrén?«
    Judiths falsche Wimpern zitterten. Ihr war der Name herausgerutscht.
    »Er kam immer freitags. Anfangs nicht wegen ihr, aber später wurde offensichtlich, dass Maika und er füreinander geschaffen waren. Sie wollten heiraten. Natürlich nicht hier, sondern in einem Land, wo das, was wir sind, respektiert wird …«
    »Und was seid ihr?«, fuhr Wintilo sie an, und in seiner Stimme mischten sich Geringschätzung und Entrüstung.
    Judith schien fest entschlossen, ihm zu antworten, aber jetzt war nicht der richtige Moment, um für mehr Rechte zu kämpfen, also kam ich auf den Punkt zurück: »Wie kam Efrén hierher?«
    »Aus dem Nichts, wie alle. Als wäre er an einem dieser Tische geboren worden. Dort saß er und sah sich die Mädchen an und trank, wie ihr beide.«
    »Vergleich uns ja nicht mit ihm«, warnte Wintilo.
    »Kam er allein?«, fragte ich.
    »Immer. Das wenige, was er von sich preisgab, war, dass er Sportkleidung verkaufte. Er war sehr reserviert.«
    »Und was ist aus der Beziehung geworden, wenn doch alles Friede, Freude, Eierkuchen war?«
    »Der Eierkuchen muss einem anderen auf den Magen geschlagen sein, mein Süßer.«
    »Du sagtest, Efrén sei nicht wegen Maika hergekommen. Wegen wem dann?«
    »Wegen mir.«
    »Heiliger Strohsack! Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Judith, aber du stehst unter Verdacht.«
    »Unter welchem, Süßer? In der Liebe verloren zu haben?«

 
     
     
     
     
     
    A ls wir aus dem Fata Morgana traten, war ich bis oben hin voll mit Black Velvets, weshalb ich Wintilo bat, mich bei meiner Wohnung abzusetzen. Mein Auto würde ich irgendwann bei ihm abholen. Das Problem war nur, dass der Datsun seine Eigenheiten hatte, die ich ihm zu erklären versuchte.
    »Wenn du den Schlüssel

Weitere Kostenlose Bücher