Schwarze Madonna
Gas. »Sehe ich das richtig, dass alles wieder in Ordnung ist?«
»Nicht nur das, ich habe das Rätsel um die Madonna gelöst.« Jetzt, da sie unterwegs waren, erlaubte sich Justus einen tiefen Seufzer der Erleichterung. »Fahr schneller!«
»Das hier ist noch immer ein Käfer«, sagte Bob. »Und Madonna hin, Fall her, ich hole mir keinen Strafzettel!«
»Nun hört doch mit dem blöden Käfer auf!«, rief Peter. »Was hast du herausgefunden, Just?«
»Alles«, sagte Justus selbstzufrieden. »Ich weiß, warum Josés Madonna schwarz ist, warum Pentecost sie unbedingt wiederhaben will und wie die Diebstähle im Museum begangen wurden.«
»Das klingt gut«, sagte Bob. »Peter, hast du den Artikel?«
»Ja, hier.« Peter zog den Zeitungsartikel aus der Tasche und hielt ihn Justus hin. »Gestern Nacht warst du nämlich nicht der einzige Einbrecher, Just.«
Justus überflog den Artikel und nickte. »Dachte ich mir. Und wenn wir jetzt sehr schnell sind, können wir ihnen den Helm vielleicht noch abjagen!«
»Wieso? Weißt du denn, wo er ist?«
»Ja.«
»Und wo? Noch im Museum? Da wurde doch alles durchsucht!«
»Nein, nicht alles.« Justus grinste. »Das beste Versteck haben sie übersehen.«
Diesmal war Bob schlauer und fuhr durch kleinere, weniger belebte Straßen von Norden an den Museumspark heran. Er ließ den Käfer auf den Parkplatz rollen. »Weit und breit kein dunkelgrüner Ford.«
»Und auch kein Lastwagen«, ergänzte Peter.
»Nein«, sagte Justus. »Aber diesmal können sie es sich nicht leisten, noch einmal ein ganzes Jahr zu warten, bis sie die Beute abholen, und das müsste Pentecost auch wissen. Kommt!«
Sie liefen den Weg entlang, aber statt zum Arts & Crafts oder zum George C. Page Museum abzubiegen, ging Justus zielstrebig weiter geradeaus.
»Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragte Peter.
»Zum Teich.« Justus zeigte nach vorne, wo die glänzende, dunkle Oberfläche des Teiches zwischen den Palmen zu sehen war.
»Warum?«
»Weil es ein ganz besonderer Teich ist.«
»Nun sag doch endlich, was du in Pentecosts Büro gefunden hast!«
»Ganz einfach«, sagte Justus. »Ein paar chemische Formeln.«
»Welche denn?«
»Monochlorbenzol, Trichlorethylen und Triethanolamin. Und damit war natürlich alles klar.«
Ein paar Meter weit herrschte Schweigen. Dann sagte Bob: »Das sind so Augenblicke, in denen ich dich am liebsten in den nächsten Teich werfen würde. Zufällig ist hier gerade einer. Komm, Peter, hilf mir mal.«
Justus grinste. »Lasst das lieber bleiben. Wisst ihr, was man aus Monochlorbenzol, Trichlorethylen und Triethanolamin herstellt?«
»Blumentöpfe?«, sagte Peter sarkastisch.
»Nein. Lösungsmittel zur Teerentfernung. Und das da vorne ist kein normaler Teich. Wir befinden uns hier mitten im Gebiet von La Brea – einer natürlichen Teergrube, in der über Jahrtausende hinweg die verschiedensten Tiere ums Leben gekommen sind. Da drüben im George C. Page Museum werden diejenigen, die man wiedergefunden hat, ausgestellt – Mammuts, Säbelzahntiger, Riesenfaultiere und so weiter.«
»Teer?«, wiederholte Bob verblüfft. »Aber was hat das mit der Madonna und dem Goldhelm zu tun?«
»Denk mal nach«, sagte Justus. »Die Madonna war nicht schwarz, solange sie im Museum stand. Sie war aber schwarz, als sie bei Pentecost auf dem Speicher landete – ruiniert und wertlos, für seine Sammlung nicht mehr zu gebrauchen. Aber wieder nicht so wertlos, dass er sie José einfach hätte überlassen können. Und er beschäftigt sich mit Möglichkeiten zur Teerentfernung. Na?«
Peter runzelte die Stirn. »Du meinst – die Madonna ist beim Abtransport in die Teergrube gefallen? Aber –«
»Nicht ganz. Sie wurde in der Teergrube versteckt, genau wie alle anderen gestohlenen Gegenstände. Natürlich konnte man sie nicht einfach hineinwerfen – kein Taucher würde in diesen Teich hineinspringen! Also brauchte man einen großen, aber trotzdem unauffälligen Behälter.« Justus blieb stehen und schaute sich suchend um. »So etwas wie das da hinten.«
Peter und Bob folgten seinem Blick. »Ich sehe nur die …« Bob stockte. »Du denkst doch nicht –«
»Doch«, sagte Justus. »Genau das denke ich.«
Schwarz und ölig glänzend lag der Teersee vor ihnen. An seinem Ufer standen ein großes und ein kleines Mammut aus Beton. Ein weiteres Mammut war schon zur Hälfte im Teer versunken; in seinem verzweifelten Kampf reckte es Kopf und Rüssel zum Himmel. Immer noch brodelte und blubberte
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