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Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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der Teer. Dicke Blasen zerplatzten auf der Oberfläche. Ein stechender, chemischer Geruch lag in der Luft. Es war eine gespenstische Szene – und sie wurde noch seltsamer durch die Tatsache, dass nur wenige Meter entfernt der Verkehr auf dem Wilshire Boulevard an ihnen vorbeibrauste und die Wolkenkratzer auf der anderen Straßenseite in den Himmel ragten. An dieser Stelle trafen fünfzehntausend Jahre Geschichte aufeinander: lange vergangene Todeskämpfe auf das tosende Leben einer Großstadt Amerikas.
    Ein zweites kleines Mammut war ganz nahe am Ufer ebenfalls zur Hälfte im Teer versunken.
    »Spinnst du?«, sagte Peter. »Wie soll man denn da etwas verstecken? Die werden doch jeden Tag von Tausenden Touristen angeglotzt – jeder würde sofort sehen, wenn da etwas vergraben oder druntergestellt würde!«
    »Weder vergraben noch druntergestellt. Kommt euch das da nicht bekannt vor?« Justus zeigte auf das kleine Tier, das bis zum Bauch im dunklen, öligen Wasser stand.
    »Warte mal«, sagte Bob. »Das ist das kleine Mammut, dessen Rüssel abgebrochen war! Das zur Reparatur abgeholt wurde!«
    »Richtig«, sagte Justus.
    »Das ging aber schnell mit der Reparatur.«
    »Auch richtig. Ich habe im Museum angerufen und nachgefragt. Am Sonntag wurde es abgeholt und am Dienstagabend stand es schon wieder an seinem Platz. Und abgeholt wurde es im Auftrag der Replikatorin Sybil Manning!«
    »O.k., wir sind beeindruckt«, sagte Bob. »Und was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    »Wirst du gleich sehen. Kommt!«
    Sie schlichen durch das mannshohe Schilf, das um den Teersee herum wuchs. Peter trat in eine glänzend schwarze Pfütze und zog den Fuß mit einem unterdrückten Fluch wieder heraus. »Justus! Noch ein paar Schritte und wir gehen unter!«
    »Kann nicht sein«, flüsterte Justus zurück. »Hier sind schon öfter Leute entlanggegangen.«
    »Ja, und nie wieder zurückgekommen!«
    »Ach, Unsinn!«
    Aus der Nähe sahen die Mammuts wie äußerst knochige Elefanten aus. Das große Tier am Ufer stand bis zum Bauch im Schilf. Justus warf einen Blick über den Teich. Am anderen Ufer stand ebenfalls ein Mammut. Gleich dahinter stand das Arts & Crafts Museum. »Ich stelle es mir so vor, dass der Dieb den gestohlenen Gegenstand in einen wasserfesten Sack gesteckt und dort hinten in den Teich geworfen hat. Ein anderer hat den Sack dann an einem Seil hier herübergezogen. Vielleicht gab es auch einen Mechanismus. Und dann hat er den Sack in dem kleinen Mammut versteckt, bis die ganze Aufregung vorbei war. Als Replikatorin konnte Mrs Manning leicht eine Figur bauen, die hier nicht auffiel. Hilf mir mal, Peter.« Er zog ein Seil aus der Tasche. »Wir brauchen ein Lasso.«
    »Ja, dafür bin ich gut genug«, sagte Peter grinsend und nahm ihm das Seil ab. »Soll ich das Vieh ans Ufer ziehen?«
    »Ja, bitte.«
    Beim zweiten Versuch legte sich die Schlinge über den erhobenen Rüssel des Tieres und die drei ??? zogen es mit vereinten Kräften aus dem zähen Teer.
    Justus beugte sich darüber. »Eigentlich müsste … ah. Hier ist es.« Er schob die Hand ein wenig vor. Etwas klickte, und plötzlich öffnete sich in dem teerverschmierten Bauch der Replik ein Fach.
    »Ein Geheimfach?«, rief Peter. »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    »Es konnte gar nicht anders sein«, sagte Justus sehr zufrieden. »Nachdem mir klar geworden war, dass die schwarze Farbe der Madonna nichts anderes ist als Teer, war der Rest sehr einfach. Vermutlich ist die Umhüllung, in der sie lag, undicht geworden, und der Teer drang in die Verpackung ein und zerstörte die gesamte Bemalung. Erinnert ihr euch an den chemischen Geruch in Josés Wohnung? Das war Teer. José hat monatelang die giftigen Dämpfe eingeatmet und ist davon krank geworden.«
    »Stimmt«, sagte eine Stimme hinter Peter, und etwas klickte. »Teer ist nämlich äußerst gesundheitsschädlich, wie ihr gleich merken werdet.«
    Aus dem Schilf traten vier Männer. Sie trugen Clownsmasken, und das erstarrte Grinsen wirkte noch scheußlicher als vor einer Woche auf dem Pier. In den Händen hielten sie Pistolen.
    »Nehmen Sie doch die albernen Masken ab«, sagte Justus unerschrocken. »Ich glaube, dass ich sowieso weiß, wer Sie sind. Brian Smith, Martin Sheffers, Steve Bright und der Mann fürs Grobe, der gerne Löcher in Autoreifen schießt. Nur haben Sie heute Ihr hässliches gelbes T-Shirt nicht an. Aber das blaue da ist genauso hässlich.«
    Der Mann antwortete nicht, sondern starrte Justus nur aus

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