Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
Kommissare waren erstaunt über diese Gedächtnisleistung. Wenn es um Mode ging, entwickelten Frauen offenbar exorbitante Fähigkeiten.
    »Wer war das Mädchen?«
    »Weiß nicht mehr. Ich weiß nur, sie hat Elisabeta geheißen und war aus Tschechien.«
    »Hat sie in einem Bordell gearbeitet?«
    »Nein. Wir haben uns in einer Disco getroffen. Im Nachtwerk.«
    »Hat die Frau irgendetwas erzählt, wo sie arbeitet? Oder was sie macht?«
    »Ich glaube, sie hat auch in einem Hotel gearbeitet. In München.«
    »An den Namen können Sie sich nicht mehr erinnern?«
    »Kann Hilton gewesen sein. Oder Vier Jahreszeiten. Es war ein großes Hotel. Glaub ich.«
    »Als was war sie dort angestellt?«
    Die Frau zuckte die Schultern.
    »Wann haben Sie Elisabeta das letzte Mal gesehen?«
    »Nach Oktoberfest.«
    » 2007 ?«
    Sie dachte nach. »Ja, war mein erstes Jahr hier. 2007 . Oktober. Oder November. Bestimmt vor Weihnachten.«
     
    Während sich die Kommissare mit der Polin unterhielten, war ein Mann von seinem Tisch aufgestanden und in den Vorraum des Lokals zur Garderobe gegangen. Dutzende Mäntel und Jacken hingen dort übereinander, denn es war Winter. Bis man seine Jacke oder seinen Mantel wiedergefunden hatte, konnte es dauern. Vor allem, wenn andere Gäste ihre Sachen darübergehängt hatten. Und so war es kein ungewöhnlicher Anblick, dass sich jemand etwas länger an der Garderobe zu schaffen machte. Der muskulös gebaute Mitfünfziger brauchte nicht lange. Er war zusammen mit den Kommissaren hereingekommen und hatte sich gemerkt, wo Wallners Daunenjacke hing. Mit routinierten Handgriffen stülpte er einen Ärmel auf links, ritzte das Futter mit einem Skalpell auf, zwei Zentimeter, nicht länger. Dann plazierte er eine Wanze im Innenfutter des Jackenärmels und verschloss den Schlitz mit einem Stück Klebeband. Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als eine halbe Minute.
     
    Auf der Straße von Gmund nach Hausham war Schneeregen, und Mike fuhr sechzig. Er sah nachts nicht sehr gut, bei dem Wetter schon gar nicht.
    »Diese Elisabeta kann natürlich eine der Frauen gewesen sein, denen die Tasche geschenkt wurde«, sagte Mike.
    »Das stimmt. Aber wenn das so ist, finden wir’s raus. Ich werde Janette bitten, alle Taschenbesitzerinnen zu checken. Ich glaube, wir wissen von allen die Namen. Außer bei den Barzahlern.«
    »Wenn sie nicht dabei ist, muss jemand bei sämtlichen Münchner Hotels anfragen, ob 2007 eine Tschechin mit dem Vornamen Elisabeta dort gearbeitet hat. Da kannst du jemanden ein paar Tage ausschließlich dafür abstellen.«
    »Ich weiß. Aber was willst du machen? Wenn das stimmt, was die Dame gerade gesagt hat, dann werden wir die Taschenfrau auf die Weise finden.«
     
    Zweihundert Meter hinter dem Dienstwagen mit dem Miesbacher Kennzeichen fuhr Frank in seinem SUV und registrierte befriedigt, dass sich die Polizei in Sachen Leichenfoto in eine arbeitsreiche Sackgasse begeben hatte. Er ließ seinen Wagen zurückfallen. Nicht, weil er fürchtete, entdeckt zu werden. Frank wollte testen, wie weit der Sender in Wallners Daunenjacke reichte. Als er einen halben Kilometer zwischen den Polizeiwagen und sich gebracht hatte, konnte er das Gespräch der Kommissare immer noch mitverfolgen. Es war Franks Devise, lieber ein paar Euro mehr auszugeben und beste Qualität einzukaufen. Er tat gut daran, wie er soeben wieder feststellte.

[home]
    20
    A uch am nächsten Morgen kämpfte sich Wallner durch frisch gefallenen Schnee zur Polizeistation in der Carl-Fohr-Straße. Um zehn versammelten sich Mike, Janette und Tina in Wallners Büro, um die Lage zu besprechen.
    »Gibt es neue Hinweise, ob das ein Mord war am Wallberg?«, begann er das Gespräch.
    »Wir können es immer noch nicht mit Sicherheit sagen«, lautete Tinas unbefriedigende Antwort. »Man bräuchte mehr Leute, um effizient zu recherchieren.«
    »Ich weiß. Aber ich scheue mich ein bisschen, eine Soko einzurichten. Im Augenblick spricht viel für Selbstmord und sehr wenig für Mord. Eigentlich nur, dass es keinen Abschiedsbrief gibt und dass die Schwester nicht an Selbstmord glaubt.«
    »Ich hab noch was im Computer von Sophie Kramm gefunden. Eine Mail. Vielleicht von der Frau namens Stalin, deren Besuch Sophie Kramm so beunruhigt hat.«
    »Hast du sie da?«
    Janette rollte mit ihrem Bürostuhl zu Wallners Schreibtisch und holte die Mail auf den Bildschirm. Mike, Tina und Wallner stellten sich um den Computer herum. Der Text lautete:
     
    Liebe sophie, seit

Weitere Kostenlose Bücher